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Am nächsten Tag kam Walker erst recht spät in sein Atelier. Nachdem Manchester haushoch gegen Liverpool verloren hatte, konnte er sich erst nach einem großzügigen Single Malt ins Bett begeben. Und da seine Tochter schon seit Langem immer mehr Zeit zum Schminken benötigte, bestand ihr Frühstück in der Regel aus einem Latte Macchiato to go.

Also war ausschlafen angesagt.

Er quetschte seinen Range Rover neben einen knallroten Mini und stieg aus. Die Planer des Künstlerquartiers hatten die historischen Backsteinfassaden erhalten, sodass man glauben konnte, man befände sich noch im viktorianischen Zeitalter. Mit Dampfmaschinen, Gaslaternen und Polizisten, die lediglich mit einem Gummiknüppel bewaffnet waren.

Wenn da die Ladesäulen für die E-Autos nicht wären.

Gerade als Walker den restaurierten Lastenaufzug betreten wollte, hört er Schritte hinter sich.

„Hi Jacob“, säuselte Victoria Lewis.

Die dunkelblonde Goldschmiedin hatte in der Halle gegenüber ihre Werkstatt und kreierte jedes Jahr eine ausgefallene Kollektion an noch ausgefalleneren Schmuckstücken, die im Prinzip nur Elton John oder Lady Gaga tragen konnten. Denn etwas Normales würde überhaupt nicht zu der schlanken Frau passen. Sie liebte kitschige Klamotten, schräge Scherze und wechselte fast jeden Monat ihre Haarfarbe. Dass sie dunkelblond war, konnte Walker also nur vermuten.

„Hi Victoria“, grüßte er vorsichtig zurück, nachdem er sich umgedreht hatte.

Wenn sie diesen Tonfall anschlug, dann lag Gefahr in der Luft. Und als sie betörend mit ihren Augen klimperte, wurde seine Befürchtung zur Gewissheit.

„Tja … ähm … ich wollte dich eigentlich um einen kleinen Gefallen bitten“, fuhr sie fort.

„Und der wäre?“, gab Walker, auf das Schlimmste gefasst, zurück.

„Na ja … meine neue Kollektion ist fertig und da wollte ich dich fragen, ob du nicht die Fotos für meine Website machen kannst?“

„Das mit der Handykamera klappt wohl nicht so richtig?“, vermutete er mit einem schiefen Grinsen.

„Hey, komm schon“, gab sie gespielt beleidigt zurück. „Nur weil du ein paar Aufträge aus der Carnaby Street an Land gezogen hast, musst du ja nicht gleich den Snob heraushängen lassen.“

Tatsächlich waren in den letzten Monaten einige der ausgefallenen Boutiquen der Shopping-Meile auf Walker aufmerksam geworden und hatten ihn für Werbeaufnahmen gebucht. Da konnten Victorias Schmuckstücke eigentlich nicht schaden.

„Geh doch nicht gleich immer an die Decke“, beruhigte er sie, während er ihr übertrieben die Schulter tätschelte. „Natürlich mache ich die Aufnahmen.“

„Bist ein Schatz“, quietschte Victoria erfreut, bevor sie ihm einen feuchten Kuss auf die Wange schmatzte. „Wann hättest du denn Zeit?“

„Ich wollte eigentlich noch ein paar Sachen bearbeiten, aber die laufen nicht weg.“ Dann strich er sich nachdenklich über das Kinn. „Also im Prinzip könnten wir sofort loslegen.“

Eine Viertelstunde später schob Victoria ihren Musterkoffer, auf dem ein kaltes Sixpack Fuller’s thronte, in Walkers Atelier. Anschließend hebelte sie gekonnt mit einer Flasche zwei andere auf und drückte ihm eine davon in die Hand.

„Cheers!“, prostete sie ihm zu.

„Cheers!“, prostete Walker zurück, bevor er einen großen Schluck trank. „Na dann lass mal sehen, was du so zu bieten hast!“

Mit einer dramatischen Handbewegung öffnete Victoria ihren Koffer und präsentierte ihm ihre Schätze. Walker selbst bevorzugte zwar nichts Ausgeflipptes, er stand mehr auf kühles Understatement, doch dieses Mal hatte sie auch seinen Geschmack getroffen. Die Teile wirkten einfach nur edel.

„Wo sind denn die ganzen Schnörkel und Schleifen?“, wollte er überrascht wissen.

„Ich dachte, ich probiere mal was anderes“, stellte sie lakonisch fest. Dann lächelte sie schelmisch und schwenkte ihre Bierflasche in seine Richtung. „Du bist derjenige, der die Stücke richtig zur Geltung bringen wird.“

„Und was hast du dir da so vorgestellt?“, gab Walker ein wenig ratlos zurück. „Ich meine, in der Regel haben meine Kunden recht konkrete Vorstellungen.“

„Weiß nicht.“ Victoria zuckte mit den Schultern. „Vielleicht können wir die Sachen auf der alten Werkbank arrangieren oder vorsichtig in den verrosteten Schraubstock spannen.“ Dann sah sie sich demonstrativ um. „Du hast hier doch jede Menge Möglichkeiten.“

Tatsächlich wirkte das riesige Atelier wie eine Fabrik zum Ende des neunzehnten Jahrhunderts. Oder das Set für einen Sherlock-Holmes-Film. Wenn man von der hochmodernen Fotoausrüstung und den Computern einmal absah. In dieser Beziehung hatte Walker wirklich ganze Arbeit geleistet.

„Hmmm … natürlich haben wir hier jede Menge Möglichkeiten“, murmelte er versonnen, weil sich sein Blick an Victorias knackigem Hintern festgesogen hatte. „Allerdings ist mir da gerade etwas ganz anderes eingefallen“, fügte er mit großen Augen hinzu.

„Soll ich mir meine Kollektion etwa auf den nackten Arsch legen?“, gab sie patzig zurück.

„Nein, auf deine Muschi“, gluckste Walker. „Los, zieh dich aus!“, forderte er anschließend mit einem Ton, der keinen Widerspruch zuließ. Dann stürmte er zu seiner Fotoausrüstung.

„Wie bitte?!“

„Na mach dich nackig!“, wiederholte Walker, während er bereits ein spezielles Objektiv auf seine Hasselblad montierte.

Skeptisch öffnete Victoria Knopf für Knopf ihre Bluse. Doch schon bei ihrer knallengen Hose wurde sie mutiger. Offensichtlich hatte Walker eine seiner großartigen Ideen und das wollte sie auf keinen Fall vermasseln. Deshalb schälte sie sich auch filmreif aus ihren Jeans. Und kurz darauf landete ihr hauchdünner Slip in seinem Gesicht.

„Was wird das jetzt?“, wollte sie wissen, während sie provokativ ihren Schoß kreisen ließ. „Fotos oder ficken?“ Walker war zwar nicht zu hundert Prozent ihr Typ, aber wenn er sie so herumkommandierte, dann machte sie das unheimlich an.

„Quatsch nicht so viel und leg dich auf die Werkbank!“, lautete die nächste Anweisung, während er zwei Scheinwerfer in die richtige Position schob. Dann grinste er schelmisch. „Und bitte entspann dich“, fügte er mit der Stimme eines Hypnotiseurs hinzu.

„Okay …“

Victoria rutschte mit ihrem Hintern auf das zerschrammte Holz und begab sich dann vorsichtig in die Horizontale. Entweder wurde es jetzt ganz pervers oder absolut genial. Denn kaum lag sie auf dem Rücken, da spürte sie etwas Kaltes an ihrer Muschi. Walker hatte das tatsächlich ernst gemeint und trotzdem zuckte sie reflexartig zusammen.

„Als Model taugst du überhaupt nichts“, stellte er fest, während sie einen Lachanfall bekam.

„Du hättest mich ja wenigstens vorwarnen können“, kicherte Victoria. Dann presste sie demonstrativ ihre Lippen aufeinander. „So, fertig“, stieß sie zwischen ihren zusammengebissenen Zähnen hervor.

Es wurde wieder kalt und kurz darauf klackte mehrmals der Verschluss der Kamera. Als sie sich wieder aufgesetzt hatte, wurden die Bilder gerade auf einen großen Flatscreen überspielt. Victorias Venushügel wirkte wie eine filigrane Sanddüne auf der ein diamantbesetzter Ring bergab rollte.

„Ach du Scheiße!“, stieß sie überwältigt hervor. Dann fächelte sie sich demonstrativ mit der Hand Luft zu. „Du hast nicht zufällig einen Wodka im Haus oder so?“

„Wir nennen es die Muschi-Kollektion“, verkündete Walker feierlich, bevor er sich umdrehte und sich an einem kleinen Kühlschrank zu schaffen machte.

„Du hast sie ja nicht mehr alle“, prustete sie los, obwohl sie zugeben musste, dass der Name durchaus passte.

Nachdem sie sich beide einen dreifachen Grey Goose genehmigt hatten, musste Victorias nackte Haut erneut als Hintergrund herhalten. Um ihre festen Brüste schlängelten sich verschiedene Ketten wie goldene Eisenbahnschienen durch eine unberührte Winterlandschaft. Und andere Schmuckstücke ritten Delfinen gleich auf ihren Arschbacken dem Horizont entgegen. Dabei waren die Aufnahmen so ausgeklügelt arrangiert, dass auch der aufmerksamste Beobachter erst auf den zweiten Blick feststellte, womit er es eigentlich zu tun hatte.

Walker, der natürlich ganz in seiner Arbeit aufging, bekam deshalb auch überhaupt nicht mit, dass Victoria immer heißer wurde. Erst als er einen Armreif zwischen ihre Schenkel klemmte, rastete sie aus.

„Also entweder wir ficken jetzt oder ich ziehe dir die dämliche Kamera über den Schädel“, platzte es aus ihr heraus. Victoria spreizte abrupt die Beine, sodass der Reif mit einem metallischen Klirren auf den Boden rollte. „Na los, schnapp sie dir“, forderte sie mit einem sinnlichen Augenaufschlag, während sie ihm mit ihrem Fuß gegen die Brust stupste.

Walkers Blick schoss zwischen den gespreizten Beinen und ihren abgrundtiefen Augen hin und her. Dann riss er sich die Kleider vom Leib.

Keine vierundzwanzig Stunden nachdem die Muschi-Kollektion online war, gingen die Klicks auf Victorias Website durch die Decke. Und auch Walkers Telefon stand nicht mehr still. Wenn ihm jemand vor einer Woche prophezeit hätte, dass er mit einem goldenen Ring, der über den Schoß einer nackten Frau rollte, den Durchbruch schaffen würde, dann hätte er ihn glatt für verrückt erklärt.

Der Fotograf - Tagebuch eines Killers

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