Читать книгу Der Fotograf - Tagebuch eines Killers - J.S. Ranket - Страница 14
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ОглавлениеNatürlich hätte Walker das Josh-Problem auch mit Emilys Mutter besprechen können. Aber die hätte ihm wahrscheinlich zu einem tiefenpsychologischen Gespräch geraten, in dem es vorrangig um den armen Kerl und die fehlende Anerkennung seiner Eltern gegangen wäre. Victoria machte da eindeutig zielführendere Vorschläge.
„Knall ihn ab!“, riet sie ihm lakonisch.
Bevor sie sich durch die Wohnung der Goldschmiedin gevögelt hatten, hatte ihr Walker die Situation kurz umrissen. Und als er dabei einen etwas hilflosen Eindruck machte, hatte sie ihm einfach die Hose aufgerissen und ihre weichen Lippen sprechen lassen. Jetzt lagen sie auf einem zerwühlten Bett und sie spielte schon wieder mit seinen Schwanz.
„Du spinnst“, murmelte Walker, während er ihr mit dem Zeigefinger gegen die Stirn tippte. Ihre Haare hatten inzwischen einen Stich ins Neongrüne und er fragte sich, welche Veränderung dieser Farbwechsel wohl bedeutete. „Ich kann doch nicht den Freund meiner Tochter abknallen, nur weil Alice ein schlechtes Bauchgefühl hat“, fuhr er scherzhaft fort, denn Victoria ahnte natürlich absolut nichts von seinem Doppelleben.
„Dann heuere eben einen Killer an!“, schlug sie pragmatisch vor. „Außerdem hast du gesagt, dass es dir auch schon aufgefallen ist.“ Dann schnippte sie mit dem Finger gegen seine Brustwarze. „Also wenn das meine Tochter wäre, dann würde ich ihm vorsichtshalber die Eier abschneiden.“
Victorias Hand fuhr plötzlich nach unten und drehte vorsichtig die von Walker herum. Er stöhnte übertrieben auf und presste sein Gesicht mit gespieltem Schmerz in ein Kissen.
„Willst du etwa, dass ich keinen mehr hochbekomme?“, keuchte er. Doch als Walker in Victorias ernste Augen sah, wusste er, dass etwas nicht stimmte. „Was ist los?“, wollte er wissen.
„Ich habe jemanden kennengelernt und das war unser letztes Mal“, platzte es aus ihr heraus. Und bevor Walker etwas sagen konnte, plapperte Victoria einfach weiter. „Sieh mal, wir hatten eine schöne Zeit, aber wir waren uns von Anfang an einig, dass wir kein Paar werden wollen. Ich will noch Kinder, du keins mehr. Ich bin ein Freak und du eher so die jugendliche Ausgabe von Prinz Philip …“
„Hey, jetzt komm mal wieder runter“, unterbrach Walker seine Gespielin. „Du bist mir absolut keine Erklärung schuldig und im Grunde freue ich mich sogar, dass du jemanden gefunden hast, der zu dir passt.“ Dann strich er ihr sanft über die Wange „Ich wusste schon immer, dass du auf die Insassen von Nervenheilanstalten ganz besonders scharf bist“, fügte er mit einem Grinsen hinzu.
Tatsächlich wollte Walker mit der Bemerkung nur seine Enttäuschung überspielen, weil sich Victoria immer recht leicht zu einer heißen Nacht oder einer schnellen Nummer überreden ließ. Auch wenn sie sich im normalen Leben wahrscheinlich die Köpfe eingeschlagen hätten. Denn die hübsche Designerin verhielt sich dann doch ein bisschen zu schräg. Und das nicht nur, weil sie mit Vorliebe andere verarschte. Wie zum Beispiel den Türknauf mit Zahnpasta einschmieren. Oder ihn morgens mit einer Freddy-Krueger-Maske wecken. Das, was bei seiner Tochter sicherlich Begeisterungsstürme auslösen würde, war für Walker nach dem zweiten Tag bereits derart nervig, dass er schon mit dem Gedanken spielte, ihr einfach in den Kopf zu schießen. Zwei Teenager unter einem Dach waren eindeutig einer zu viel. Allerdings konnte sie wahrscheinlich nichts dafür, dass in ihr immer noch ein Kind steckte. Und für ein paar Stunden war Victoria tatsächlich sehr erfrischend.
„Ich stehe dazu, dass ich eine gewisse Affinität zu Irren habe“, stellte sie trotzig fest. „Gleich und gleich gesellt sich eben gern und das mit dir war nur so ein Ausrutscher“, fügte sie mit einem Augenzwinkern hinzu. „Apropos Irre, neulich habe ich gelesen, dass in einer Tiefgarage in Kensington die völlig ausgeblutete Leiche eines Musiklehreres gefunden wurde.“
„Aha …“, murmelte Walker scheinbar abwesend. Doch in Wirklichkeit war er höchst alarmiert. Weil Victoria zu extremen Gedankensprüngen neigte, war ihre Bemerkung zwar mit Sicherheit keine versteckte Andeutung, aber er musste natürlich trotzdem vorsichtig sein.
„Und jetzt rate mal, was die Polizei anschließend in seiner Wohnung gefunden hat?“, fuhr sie fort.
„Keine Ahnung“, antwortete Walker um Ablenkung bemüht. „Vielleicht den älteren Bruder der Queen, der eigentlich König werden sollte, aber als Baby gekidnappt wurde.“
Victoria rollte mit den Augen.
„Nein, du Spinner“, kicherte sie. „Aber jede Menge perverses Zeug. Offensichtlich war der Kerl ein Pädophiler, der den falschen Kindern an die Wäsche wollte.“
„Sachen gibt’s.“ Walker schüttelte ungläubig mit dem Kopf. „Willst du mir damit etwa sagen, dass ich dem Freund meiner Tochter, die Kehle durchschneiden soll?“
„So ein Quatsch“, kam Victoria auf sein Problem zurück. „Aber warum stellst du ihm nicht einfach eine Falle? Trink einfach ein Bier mit ihm und provoziere ihn unauffällig.“
Sie glitt geschmeidig aus den weichen Laken und warf sich ihren seidigen Bademantel locker über die Schultern. Dann aktivierte sie mit einem Tastendruck ihre Kaffeemaschine.
„So wie du mir das Bürschchen beschrieben hast, scheint er ein kleiner Narzisst zu sein und die springen ja auf solche Sachen voll an“, fügte sie hinzu, während es im Hintergrund gefährlich blubberte. „Und Emily bei ihrer Mutter aus der Schusslinie zu bringen, ist eine echt brillante Idee.“
„Nur leider ist der Kerl nicht blöd und wird sich nicht so einfach verarschen lassen“, vermutete Walker, nachdem er sich ebenfalls hochgestemmt hatte. „Wenn ich also die Schwiegervater-Schwiegersohn-Nummer abziehe, dann wird er sofort hellhörig.“
„Dann veranstalte doch einfach einen kleinen Grillabend“, half sie ihm auf die Sprünge. „Sicher muss Emily mal aufs Klo oder du bittest sie, den Nachtisch zu holen …“ Victoria reichte Walker einen heißen Espresso. „… lass dir halt was einfallen!“
„Nicht schlecht …“, stellte Walker fest, nachdem er ein bisschen Crema von der Tasse geschlürft hatte. „Ich wusste gar nicht, dass in dir eine kleine Intrigantin steckt.“
„Tja, ich bin eben immer für ein paar Überraschungen gut“, gab Victoria geschmeichelt zurück.