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KARTOFFELN

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Ich muss zugeben, dass ich in den letzten Jahren recht wenig Kartoffeln gegessen habe, weil ich die Kohlenhydrate darin lieber in Schokolade investiert habe. Aber ich habe dieses Gemüse für mich wiederentdeckt. Über den Garten. Denn ich sage euch: Nur wenig ist befriedigender, als eine Pflanzkartoffel in den Boden zu stecken und wenige Wochen später die vielfache Menge davon wieder auszubuddeln.

Bei Zwiebeln zum Beispiel steckt ihr eine kleine Saatzwiebel in den Boden und bekommt eine größere Zwiebel wieder raus. Ihr müsst dazu zwar auch nichts weiter machen, als den Boden feucht zu halten – sie wächst von allein. Aber der Output ist einfach so überschaubar: eine rein und eine wieder raus (mehr dazu noch auf >).


Mit so einem Kartoffelsack könnt ihr sogar im Ein-Zimmer-Appartement eure eigene kleine Kartoffelfarm aufziehen.

Bei Kartoffeln ist das anders: 1 rein und 10 bis 15 wieder raus! Weil aus jeder Kartoffel eine ganze Pflanze wächst, die etliche neue Kartoffeln produziert. Ich finde das großartig. Hinzu kommt dieses archaische Gefühl, wenn ihr zur Erntezeit im Boden wühlt und immer neue Kartoffeln dort findet. Da macht sich fast Goldgräberstimmung breit. Wirklich! Ich muss sagen, Kartoffeln finde ich mittlerweile am allertollsten im Gemüsegarten. Aber von vorn.

Ihr habt mehrere Möglichkeiten, Kartoffeln zu pflanzen. Beginnen wir mit der, die ihr sogar in einer kleinen Wohnung umsetzen könnt: Ihr nehmt euch einfach einen großen Jutesack. Oder ihr kauft euch im Handel einen »Kartoffelpflanzsack«. Letzterer hat den Vorteil, dass er im unteren Bereich eine eingenähte Öffnung hat, durch die ihr die Kartoffeln entnehmen könnt, ohne dass ihr oben die ganze Pflanze rausrupfen müsst. Ihr füllt den Sack zu zwei Dritteln mit Erde. Dann legt ihr (je nach Größe des Sacks) drei oder vier Pflanzkartoffeln hinein und füllt das letzte Drittel Erde obendrauf. Jetzt den Sack einfach in eine sonnige Ecke des Raums stellen, ab und zu gießen und warten. Zuerst werdet ihr kleine Triebe sehen, die sich durch den Boden bohren. Dann wächst daraus eine Pflanze, die durchaus einen Meter hoch werden kann. Wenn ihr den Pflanzsack vor eine Wand stellt, kann sich die Pflanze dort »anlehnen«. Sonst würde sie irgendwann umkippen.

Pflanze ist hier übrigens fast ein Euphemismus, denn das, was da oben rauswächst, erinnert eher an Gestrüpp. Vor allem dann, wenn es zur Erntezeit hin welk wird und austrocknet. Das ist übrigens kein Zeichen für zu wenig Wasser, sondern eins dafür, dass ihr alles richtig gemacht habt. Die Kartoffelpflanze wird nämlich oben welk, wenn die Kartoffeln unten reif sind. Ausgetrocknetes Gestrüpp oben heißt für euch also: Erntezeit!





Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie lecker diese frisch geernteten Kartoffeln sind. Wenn sie noch jung und klein sind, dann ist die Schale so zart, dass ihr sie nicht schälen müsst. Aber auch die großen Kartoffeln waren immer so zart besaitet, dass ich sie nur mit der Bürste abgeschrubbt habe, bevor ich sie auf den Grill gelegt habe. Ein leckeres Rezept dazu findet ihr im dritten Teil dieses Buches (siehe >).

Wenn ihr mit einem Hochbeet auf der Terrasse oder dem Balkon arbeitet oder einen Garten habt, dann könnt ihr größer denken und euch gleich ein ganzes Kartoffelbeet anlegen. Ich verspreche euch: Das macht richtig Spaß! Zuerst zieht ihr »Kartoffelfurchen«. Das heißt, ihr buddelt eine etwa 20 Zentimeter tiefe keilförmige Rille und legt die Pflanz- oder Saatkartoffeln in etwa 30 Zentimeter Abstand zueinander und mit dem Austrieb nach oben hinein. Dann bedeckt ihr die Kartoffeln etwa 10 Zentimeter mit Erde.

Den Rest der Erde, die ihr für das Anlegen der Furche zur Seite gebuddelt hattet, lasst ihr erst einmal dort liegen. Sobald die Triebe dann nach oben ans Licht gewachsen sind und die Pflanzen etwa 10 Zentimeter hoch sind, gebt ihr wieder 10 Zentimeter Erde auf die Pflanzen, sodass sie erneut komplett bedeckt sind. Und wenn sie es nach einigen Tagen wieder geschafft haben, sich oben im Licht zu zeigen, schaufelt ihr noch mal etwa 10 Zentimeter Erde auf sie drauf. Jetzt wachsen eure Kartoffeln auf einem Hügel, während zwischen den Kartoffelreihen eine kleine Furche entstanden ist. Ich habe das Ganze sogar noch ein viertes Mal gemacht, sodass ich am Ende einen richtigen kleinen »Kartoffelwall« hatte, weil ich immer wieder Erde angehäufelt habe. So heißt das übrigens im Fachjargon: die Kartoffeln anhäufeln. Aber ansonsten müsst ihr auch hier nichts weiter machen, außer gießen, wenn es zu wenig regnet – einfach warten, dass alles wächst. Und nach etwa drei Monaten könnt ihr ernten.

Die Pflanzkartoffeln bekommt ihr übrigens im Handel, in einem Baumarkt mit Gartenabteilung oder im Gartenmarkt. Ihr könnt aber auch einfach Bio-Kartoffeln im Supermarkt kaufen und die dann an einem dunklen Ort treiben lassen. Wenn aus den Kartoffeln kleine grüne Triebe wachsen, sind sie zu Pflanz- beziehungsweise Saatkartoffeln geworden und ihr könnt sie einpflanzen. Theoretisch könntet ihr die Kartoffeln sogar direkt ins Beet legen und dort treiben lassen. Aber dann dauert der ganze Prozess sehr lang.

Eine noch bessere Idee ist es, eine Kartoffel genau unter die Lupe zu nehmen, die schon ausgetrieben hat. Ihr werdet sehen, dass sie meistens nicht nur einen Trieb hat, sondern mehrere. Schneidet die Kartoffel dann einfach in kleinere Stücke, von denen jedes einen eigenen Trieb oder ein »Auge« hat (Augen sind die Stellen, aus denen die Triebe wachsen; ihr seht dann so kleine Kreise). Ihr könnt nämlich auch diese einzelnen Stücke als Pflanzkartoffeln verwenden und habt so im Handumdrehen ein Vielfaches an Saatgut mehr.

Ich habe gute Erfahrungen mit der Sorte »Sieglinde« gemacht. Sie gehört zu den »frühen« Sorten, das heißt, ihr legt sie im April in die Erde und könnt schon im Juli ernten. Außerdem kann ich die Sorte »Blaue St. Galler« empfehlen. Sie kommt ebenfalls im April in die Erde, wird aber erst im August geerntet. Ihre Knollen sind lilafarben und sehen zwischen dem Grillgemüse wie Schmuckstücke aus.

Übrigens: Wenn eine Kartoffel sich grünlich verfärbt (die Verfärbung ist dann stark, ihr seht sie auf den ersten Blick), solltet ihr sie nicht mehr essen. Dann ist sie ungenießbar.


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