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Einleitung: In Kontakt

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Mit militanten Rechtsextremisten Strongbow zu trinken, ist nicht unbedingt meine Vorstellung von einem ungezwungenen Samstagvormittag. Und mit islamistischen Extremisten über ein Kalifat im Vereinigten Königreich zu diskutieren, ist auch nicht gerade ein normaler Samstagabend. Nichtsdestotrotz brach ich am 5. November 2016 mit meinen Gewohnheiten und tauchte innerhalb von nur zwanzig Stunden in zwei radikal entgegengesetzte extremistische Welten ein, von denen mir bald klar werden sollte, dass es sich um zwei Seiten derselben Medaille handelte.

Als ich mit meinen Forschungen über Extremismus begann, war mir nicht bewusst, wie voreingenommen ich war. Ich wuchs ohne materielle Sorgen in Österreich auf, studierte im Ausland und las die New York Times. Niemals bezweifelte ich die Allgemeingültigkeit der Menschenrechte, die Unverzichtbarkeit der Demokratie und die Vorteile kultureller Vielfalt. Als ehemalige Mitarbeiterin der in London beheimateten Quilliam Foundation, einer Organisation, deren Ziel die Bekämpfung des Extremismus ist, verbrachte ich meine Tage damit, mich intensiv mit dem Thema Radikalisierung zu beschäftigen. Und doch versagte ich kläglich, als ich zum ersten Mal versuchte, mich in die Lage von Extremisten zu versetzen, und zwar bei Rechtsextremisten und Islamisten gleichermaßen. Im Rahmen dieser Forschungen kam ich ständig mit Leuten in Berührung, mit denen ich normalerweise nie ein Wort gewechselt hätte, und hörte Geschichten, die mir andernfalls nie zu Ohren gekommen wären. Durch meine Forschungsarbeit wurde mir klar, dass ich anders gedacht, gehandelt und reagiert hätte, wenn man mich ein anderes Narrativ gelehrt hätte. Die Geschichten, die man uns erzählt, bestimmen, wie wir unsere Weltbilder konstruieren.

Der erste Schritt zur Bekämpfung des Extremismus besteht darin, den Geschichten von Extremisten zuzuhören. Natürlich geschieht das am besten innerhalb der jeweiligen Communities – dort, wo die unzen-sierten Gespräche stattfinden. Genau aus diesem Grund beschloss ich, verdeckt zu arbeiten, um sowohl in rechtsextreme als auch in islamistische Gruppen einzudringen. Zufällig organisierten am Samstag, dem 5. November 2016, sowohl die EDL (English Defense League) als auch die islamistische Organisation Hizb ut-Tahrir („Partei der Befreiung“) Veranstaltungen.

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