Читать книгу Die Weltsicht einer ziemlich verrückten Puppenmacherin - Julianne Becker - Страница 13
Sexuelle Drehbücher
ОглавлениеUnd als ich so über die Passung von Drehbüchern nachdachte, erinnerte ich mich wieder an die Antworten auf meine Anzeige "ein Mann für eine Nacht" von damals, da schickten mir diese Männer ganze Sex-Drehbücher und trotz meiner Bemerkung "kein sm" (Sado-maso) kam davon auch jede Menge vor, wie war es denn eigentlich damit? Es handelte sich dabei um ganz ausführliche und ziemlich gewalttätige Drehbücher, die diese Männer zu ihrem eigenen Lustgewinn ausgetüftelt hatten. Und St. Germain, an den ich mich, nun neugierig geworden, mit meiner Frage wandte, erklärte mir das so:
"Die Menschen mit den SM-Originaldrehbüchern stimulieren sich sexuell und intensivieren ihre Gefühle dabei durch eine echte Folter mit sexuellem Hintergrund, denn das Opfer richtet seinen Fokus, seine Lebenskraft und all seine Horrorgefühle auf den Täter und verstärkt dessen orgiastische Erfahrung damit erheblich. Das war ja auch in der Inquisition klar vorhanden und eindeutig gegen das Weibliche gerichtet gewesen, oft auch als eine Gegenreaktion gegen die Verführung durch gutes Aussehen. Während heutige Männer weibliche Schönheit oft einfach pur genießen konnten, musste man damals dem Bösen sexuell stimuliert begegnen."
Und das Opfer einer gewalttätigen sexuellen Handlung, und nur das, hatte danach dieses Drehbuch gespeichert und die Psyche musste nun irgendwie damit umgehen. Die Drehbücher wollten wirken und sie dienten dann der Entlastung, um nach und nach alles zu verstehen und um die Emotionen daraus zu entlüften, erklärte er weiter. Aber es sei wichtig, das nicht mit realen Personen auszuleben, und sich auch nicht mit einem Film zu stimulieren, sondern nur mit Kunstfiguren in der Fantasie oder in Büchern. Denn sonst heftete man seine Projektionen an diese echten Menschen oder die echten Schauspieler. Deshalb waren auch Märchen eigentlich zu grausam zum Verfilmen, sie dienten ausschließlich der Entlastung und der Lösung archetypischer Konflikte. Es konnte im Prinzip erhellend sein, das Drehbuch mit freiwilligen, realen Menschen durchzuspielen, aber die Drehbücher passten dann doch nur sehr selten und die Nachteile überwogen, weil man dann ja auch in eine Verbindung zu einem anderen ging und das gemeinsame Zeugs sich verstärken und ausweiten musste. Die Drehbücher gewannen an Kraft, statt nur ausgelüftet zu werden.
Und St. Germain fuhr fort: "Der verdrehte falsche Lustgewinn über Folter ist eigentlich die Perversion von Samadhi, einem höchstschwingenden Zustand von Ekstase und Glückseligkeit in sehr hoher Liebesschwingung und wird demzufolge auch körperlich-psychisch in genau dieser sehr niedrigen Schwingung im Körperpanzer gespeichert, und diesen kann man auflösen, ja, er drängt sogar nach Auflösung.
Auf keinen Fall sollte man das Drehbuch in echt durchspielen und reale Menschen zum Opfer machen und auch nicht mit Bildern oder mit Filmen und Schauspielern sich Entladung verschaffen. Man mischt sich sonst bei anderen Wesen mit Projektilen ein und bläst das eigene Suchtfeld weiter auf, das ursprünglich eigentlich nur einmal ganz durchlaufen wollte. Es wird dann stattdessen vervielfältigt und weiter dynamisch angefacht, es bekommt sozusagen laufend Junge, fast schon so wie die vermehrungsfreudigen Mäuse. Und schließlich muss einen das eigene Feld wieder einholen und in eine Handlung treiben. Und gegen die Invasion der vielen eigens dazu gezüchteten Mäuse ist man dann tatsächlich machtlos, die überrennen das Hirn einfach, bis es nur noch aus Mäusen besteht."
Wenn ich ihn richtig verstanden hatte, war jemand, der sich über Gewaltfantasien und vor allem über sexuelle Täterfantasien gut Lust verschaffen konnte, in der Regel nicht der Täter, sondern ursprünglich Opfer. Aber wenn er nicht aufpasste, holte ihn sein aufgeblasenes Feld ein und dann wurde er es am Ende doch noch. Diese Drehbücher waren besonders stark geladen und man musste irgend etwas damit tun, sie zwangen den Menschen regelrecht dazu. Aber eigentlich wollten sie einfach erneut durchlaufen und sich entladen. Das passierte sicher und ohne Schaden für andere nur therapeutisch, energetisch oder in der Fiktion.
Wenn man andere Alternativen wählte, war es sehr wahrscheinlich, dass das Drehbuch an Kraft zunahm, sich vervielfältigte und als mächtiges Suchtelemental unkontrollierbar und unter Zwang tatsächlich in die Ausführung kam. Der Mensch war dem dann willenlos und hilflos ausgesetzt. Seine Verantwortung setzte schon viel früher ein, es sollte einfach nicht dazu kommen.
Das größte Problem daran waren also die Drehbücher, die einfach gewaltig an Kraft gewannen, wenn sie weiter mit Schöpferkraft geladen wurden. Sie wurden dann übermächtig und drängten auf Ausagieren, genau so, wie ich bei meinem Duduu-Versuch nur noch an Bringen und Schenken denken konnte. Es war also viel eher eine Frage von Elemental und Entladung. Man ließ eine Welle nicht auslaufen, wenn man sie ständig neu aktivierte, wenn die Drehbücher immer wieder neu und vor allem viel stärker mit Schöpferkraft geladen wurden. Außerdem konnten sich auch gleiche Felder bei mehr Schöpferkraft viel schneller finden und zusammenballen, das Internet und die Medien taten ein Übriges.
Und am Ende waren die Menschen tatsächlich diesem übermächtigen Elemental ausgeliefert, wenn sie sich einmal daran angedockt hatten. Jedes Forum, jede Themenplattform im Internet entsprach auch einem solchen Feld und wurde von allen gemeinsam durch Aufmerksamkeit gespeist, und auf alle, die sich dort andockten, konnte dieses vereinigte Riesen-Elemental dann auch zugreifen, und das schwächste Glied in der Kette agierte das Feld dann wahrscheinlich aus. Und alle Menschen wunderten sich, sogar der böse Akteur selbst: Wie kam ausgerechnet dieser Mensch zu einer solchen Handlung?
Die Entladung des Elementals durch Suchtbefriedigung war allerdings nicht immer auszuschließen, ich kannte das ja aus meinen Fress-Attacken, manchmal musste ich einfach zur Bäckerei. Aber auf keinen Fall sollte so ein Elemental neu genährt, gezüchtet und gepflegt werden, wenn es selbst gerade nicht auf Entladung drängte.
Das Bewusstsein suchte mit diesen Fantasien eigentlich nach einer Lösung und wollte nicht außerdem noch überrannt werden durch ausgeweitete Drehbücher, denn mit zunehmender Lebenskraft wurden natürlich auch solche Drehbücher lebendiger und kreativer. Es ging um Entladen und Auslaufen lassen, noch besser war in diesem Fall eine rein energetische Therapie, wo die Inhalte der Drehbücher selbst überhaupt nicht zur Sprache kamen.
Und eine Integration solcher Drehbücher passierte durch die Seeleneinbettung und Schwingungserhöhung fast automatisch, es ging dann nicht mehr, so zu handeln, zu denken und zu fühlen, weil man sich mit anderen Wesen so verbunden fühlte, dass man über das Mitgefühl einen Block aufbaute und nach einer anderen Form von Auflösung suchte und damit auch eine Therapie. Die ganze Ethikdiskussion war umgekehrt für die Katz, wenn den Menschen keine Wege aufgezeigt wurden, wie sie ihre eigenen Drehbücher verantwortlich entsorgen und damit glücklicher leben konnten. Das Feld wurde so mächtig, die konnten gar nicht anders!
Und weil es in der heutigen Zeit auf der Erde viele Menschen mit solchen Drehbüchern geben musste, entschied ich mich, diese Erkenntnisse in mein Buch mit aufzunehmen. Sie waren ganz wichtig, um Menschen aus der Angst zu führen in ein unschuldiges, erfülltes und friedliches Leben. Und alle erwachenden Menschen konnten an solche Schichten in sich selbst stoßen und sollten sich dann zu helfen wissen.
St. Germain bestätigte mir, dass es sehr viele Menschen betreffen musste, denn es wurde in allen Zeiten und Inkarnationen mit der sexuell-physisch-schöpferischen Kraft viel experimentiert.
Wenn Menschen sich über ihre eigenen Sexfantasien erschreckten, war das ein untrügliches Zeichen dafür, dass sie diese als Opfer erfahren hatten, und das nicht nur in diesem Leben. Zu dem Zeitpunkt der Opfererfahrung waren sie aus ihrem Körper ausgetreten und sahen der weiteren Erfahrung im Schock von außen zu. Dabei blieb das Täterdrehbuch an ihnen haften, also die Drehbuch-Erfahrung aus der Sicht des Täters. Und ihre Psyche versuchte nun, dieses Täterdrehbuch zu bewältigen. Am wahrscheinlichsten war eine karmische Einblutung, aber auch die frühe Kindheit konnte Überraschungen enthalten, und ein Mensch konnte auch einfach Drehbücher als Zeugs aus seiner Umgebung, den Medien oder der neugierigen Suche im Internet aufgeschnappt haben. Es bedeutete in der Regel nicht, dass damit Täter-Erlebnisse bewältigt werden sollten.
Die ursprünglichen Erfinder dieser Drehbücher hatten nämlich kein Problem damit, die vergaßen das Ganze einfach und suchten vielleicht nach weiteren Erfahrungen. Sie stimulierten sich maximal sexuell durch die Zufuhr von Hass, Angst oder Panik von ihren Opfern. In niedrigen Schwingungen gab es leider nur diese Möglichkeit, Potenz verstärkt und fast-glückselig zu erfahren. Und das bildete auch den eigentlichen Hintergrund, wenn politische Führer auf gewalttätige Strukturen und Willkür setzten – sexuelle Potenz, orgiastische Erfahrung und der Rausch der Macht. Wenn viele geschichtlich eher unbedeutende menschliche Spielfiguren der Willkür ausgesetzt wurden, war das immer beteiligt. So floss deren gesamte Lebenskraft diesem Führer oder Präsidenten zu. Und natürlich seinen Schergen.
Ohne die Willkür gegen scheinbar gefährliche Individuen, ergänzt durch die vielen hilflosen Projektionen der gequälten unglücklichen Menschen und den Kampf und Widerstand seiner Gegner könnte kein Diktator sein Böse-Sein lange aufrecht halten, es ginge ihm nach einer Weile sozusagen die Luft aus. Auch ein Feld an Gemeinheit musste sich unweigerlich auslaufen.
Und auf eine Lösung dieses Problems angesprochen, sagte St. Germain, die einzige Lösung dieses Dilemmas wäre, Menschen in der gleichen, sehr niedrigen Schwingungsfrequenz das unter- und miteinander austragen zu lassen, bis sie genug davon hätten und der Seelenanbindung zustrebten. Sie wären frei, das ewig weiter zu tun.
Ich erwachte am frühen Morgen, diesmal aber von Plastik-Gepolter und anderen Geräuschen auf dem Balkon, dann krächzte es mehrmals wie von einem Raubvogel, danach hörte ich den Papagei von seiner Stange fallen und er und die Sittiche schimpften auch sehr. Ich lauschte weiter. Irgendwann hörte ich noch das Geräusch von kraftvollen Vogelschwingen, dann beruhigte sich das Szenario wieder, der Papagei hatte bestimmt auch seine Stange wieder gefunden und alle schliefen weiter, so auch ich. Und die nächsten Tage imitierte der Papagei dauernd genau dieses Krächzen, er versuchte offensichtlich auch, das aufgeschnappte Täterdrehbuch zu verarbeiten. Und im Laufe der Zeit kehrte er wieder zu seinem gewohnten Repertoire von melodiösen, höher schwingenden Geräuschen und Gesängen zurück.