Читать книгу Die Weltsicht einer ziemlich verrückten Puppenmacherin - Julianne Becker - Страница 7

Endlich alleine

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Aber zurück zu meiner Inselerfahrung. Ich hatte mich nach und nach von Elvira entflochten, die eine ganz Nette war und mich ja eigentlich auch großzügig zu sich eingeladen hatte, die dann aber leider mit mir nur Schmuck und Tücher filzen wollte, und das macht in mir gleich die schlappe Hand. Bei mir war längst ausschließlich das Buch dran, ich hatte eigentlich keine Lust mehr zu filzen und diese oberflächlichen Accessoires interessierten mich nicht. Auch sonst hatten wir beide uns nichts zu sagen, aber das wunderte mich nicht, es konnte mich ja mittlerweile keiner mehr verstehen, und ich konnte es nicht ändern.

Es war dennoch eine schöne Zeit, die ich in den kanarischen Bergen mit ihr und ihren Freunden verbrachte, ihre Lebensweise berührte mich sehr. Auch landschaftlich war die Lage ihres Hauses sehr reizvoll, die Umstände entwickelten sich ideal, um auf der Insel anzukommen und zu akklimatisieren, ich war ihnen allen sehr dankbar, sie hatten mich sehr herzlich aufgenommen. Und ich bemühte mich, ihnen auf meine Weise zu geben, was ich geben konnte. Wie versprochen half mir Elvira dann auch noch eine Wohnung zu finden. Doch sicher war sie auch enttäuscht, jetzt nicht die Filz- und Geschäftspartnerin in mir gefunden zu haben, die sie sich erhofft hatte. Ich selbst hatte es ja auch mit ihr ausprobieren wollen. Ein neues Leben zusammen mit Elvira und mit Filz auf Gran Canaria war eigentlich sehr verlockend gewesen.

Aber ich konnte es nun auch nicht ändern, dieses Manuskript musste geschrieben werden, der innere Drang dazu war mittlerweile sehr groß, eine fixe Idee sozusagen. Als dann Elvira auch noch immer wieder betonte, meine Lichtfilzlinge würde man auf der Insel nicht verkaufen können, und da mochte sie wohl recht haben, sah ich das als Zeichen, dass Filzen gerade nicht dran war, denn ohne meine Lichtfilzlinge machte mir Filzen keine Freude.

Nach sechs Wochen fanden wir eine Wohnung für mich in einem kleinen spanischen Ort außerhalb des Touristengebietes und mit drei Kilometer Distanz zum Meer, also eine Entfernung, die ich durchaus alleine zu Fuß bewältigen konnte. Alle Banken und Läden lagen um die Ecke, meine Vermieterin war Deutsche, lebte aber auf einer anderen Insel und der riesengroße Balkon nach Süden verzauberte mich gleich. Ich hatte meine ideale Umgebung gefunden, um mich ganz auf mein Buchprojekt zu konzentrieren.

Dann war ich endlich alleine und genoss es, von Tag zu Tag klarer und mehr ich selbst zu sein. Und als ich das Kapitel über die Afrikatrance schrieb und wieder intensiv über die prä-materielle Ursubstanz nachdachte und auch St. Germain dazu befragte, ging es mir offensichtlich wieder zu gut, und dann neigte ich zu Leichtsinn: Denn in mir kam just wieder der Forscher durch, jetzt, wo ich das mit den Feldern aus prä-materieller Substanz verstanden hatte, die andere Menschen "Elementale" oder "Geister" nannten. Getrost und mit gutem Gewissen begann ich neben dem Schreiben auch wieder, an meinen Lichtfilzlingen weiter zu filzen, und ich dachte:

Eigentlich solltte ich doch auch einen eigenen Duduu-Versuch machen, einen einzigen wenigstens, nur so zu Forschungszwecken. Auch wenn ich längst wusste, dass es Unfug war und das Feld oder der Geist sich vielleicht nur auf mich selbst auswirken würde. Ein einziges Mal, nur für das Buch, das war ich meinen Lesen doch schuldig. Ich war halt so praktisch veranlagt. Und natürlich wollte ich mich ins Zeug legen, dass das Elemental sich so auswirkte, wie ich es wollte, und eben nicht bei mir. Denn die kleine Zauberin in mir, die konnte es dann doch auch einfach nicht lassen. Und ich fragte St.Germain, was er davon hielte. Und der ermunterte mich auch noch!

"Ja, du solltest einen Versuch machen und ihn dann noch in dein Buch bringen."

Als erstes dachte ich an meine Fliegenplage, die flogen mir sogar kamikazeartig direkt in die Augen, das störte mich andauernd beim Schreiben, so kannte ich Fliegen nicht aus der Heimat. Und ich schlug vor, eine Fliege zu filzen, mit der Nadel aufzuspießen und den Fokus dann auf das Feld zu setzen:

"Fliegen bleiben draußen, sonst tot."

Aber dann überkamen mich die größten Skrupel, ob ich auf Erschaffensebene wirklich so böse sein sollte, es lag mir eigentlich überhaupt nicht mehr. Als ich das St. Germain mitteilte, lachte der herzlich und fragte mich:

"Und wo ist der Unterschied dazu, dass du hier wie der Berserker unterwegs bist und mit deiner Fliegenpatsche eine nach der anderen massakrierst?"

Das fiel mir nun auch auf und dass das doch auch nichts anderes war, nur eben auch noch eine Handlung in 3d. Ich wollte doch keiner Fliege was zu Leide tun! Aber diese Biester ließen mich einfach nicht in Ruhe, die waren so aufdringlich wie noch was und lenkten mich ständig von meinen so überaus wichtigen Gedanken zum Buch ab. Das war hier eine besonders aufdringliche Insel-Fliegenrasse. Nein, es musste mir etwas anderes einfallen. Ich wollte kreativer da heran gehen und etwas finden, was unwahrscheinlich und kaum zufällig war.

Die Weltsicht einer ziemlich verrückten Puppenmacherin

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