Читать книгу Die Weltsicht einer ziemlich verrückten Puppenmacherin - Julianne Becker - Страница 23

Die Honig-Schleimspur

Оглавление

Und das Stichwort "verehren" erinnerte mich an ein Erlebnis im Jahre 1987, wo ich das erste Mal in meinem Leben inständig darum gebeten wurde, doch richtig zu verehren. Ich erlebte dabei meine erste spontane Hellsicht und die erschreckte mich damals sehr, denn ich konnte diese Erfahrung überhaupt nicht erklären oder einordnen und das beunruhigte mich lange, bis ich sie wieder vergaß. Ich wusste nicht einmal, dass es sich um eine hellsichtige Wahrnehmung gehandelt hatte, denn ich hielt mich ja nur für eine normale, puppenmachende Lehrerin und der passierten solche Dinge nicht, die erlebten nur die Menschen in meinen Büchern.

Anlässlich fünfhundert Jahre Hexenhammer wurden damals landauf, landab Ausstellungen, Vorlesungen und Diskussionen zum Thema Hexen organisiert und mein Beitrag zu einer kleinen lokalen Veranstaltung war es, eine Episode aus dem bekennenden Buch von Judith Jannberg vorzulesen mit dem Titel "Ich bin eine Hexe". In der anschließenden Diskussion stellte sich eine Gruppe Zuhörer als Christen vor und bat alle Anwesenden eindringlich, sich nicht mit Hexen zu solidarisieren oder sich gar so zu nennen, denn dann kämen sie unweigerlich in das ewige Fegefeuer. Und vor diesem Schicksal wollten sie alle Menschen bewahren. Diese Guten waren sogar einzig zu unserer Errettung und Bekehrung anwesend.

Und während ihr Anführer redete, sah ich plötzlich, wie aus seinen Augen eine Art Honig oder widerlicher goldgelber Schleim austrat und an ihm herunterlief, sich vor ihm in einer großen, dickflüssigen Lache ausbreitete und sich auf die übrigen Menschen im Kreis zu bewegte. Nun begann auch aus den Augen der anderen "Christen" die gleiche Masse zu fließen, und das Zeug war zäh und klebrig. Ich ekelte mich bei diesem Anblick so sehr, dass ich mir nicht anders zu helfen wusste, als das Erlebnis schnell zu unterbrechen und zur Toilette zu laufen. Dort saß ich lange, von dem Gesehenen immer noch unter Schock. Was war das denn? So viele Emotionen, die mich missionieren wollten? Und wieso konnte ich das sehen? Und dann war es auch noch absolut ekelhaft gewesen! Schließlich beruhigte ich mich wieder und ging zu der Versammlung zurück. Und da fiel mir ein: Selbst die Sprache kannte so ein Erleben, sagte man nicht "jemandem auf den Leim gehen", wenn man mit ganz viel Emotion und "Honig um den Bart schmieren" überredet wurde?

Und als ich mich nun, zwanzig Jahre später, wieder daran erinnerte, machte es Klick in meinem Hirn. Das Fegefeuer! Ein Wesen in niedriger Schwingung musste doch die Lichtöffnung am Ende seines Lebens, den einzigen Weg aus der Falle des Astralreiches hin zu der Wiedervereinigung mit der eigenen Seele, als zu heiß und schmerzhaft empfinden, man hatte es doch auf so hohe Schwingungen nicht vorbereitet! Auf seinen angstvollen Emotional- und Mentalkörper musste diese Annäherung des Lichttunnels doch erschreckend hell und schmerzhaft wirken. Wie der sich fühlen musste, konnte jeder Mensch nachempfinden, dem in der Nacht mit einer auf ihn gerichteten Taschenlampe ins Gesicht geschienen wurde.

Aber das Licht war kein Höllenfeuer, nein! Man sollte sich nur eigentlich schon im Laufe seines Lebens auf diese Begegnung vorbereiten und selbst immer licht- und liebevoller werden.

Und andererseits: Waren Misshandlungen, Folter und grausame, langsame, quälende Todesstrafen sowie deren Androhung nicht eher selbst die Hölle? Wie lieblos und niedrig musste ein Wesen schwingen oder mit welcher Bedrohung sich dazu gezwungen fühlen, dass es so etwas überhaupt denken oder ausführen konnte? In höheren Schwingungen liebte man alles und jeden unterschiedslos, da ging das überhaupt nicht mehr, da konnte man sich nur noch weigern.

Als meine andere Inkarnation das KZ-Unrecht emotional und mental voll erfasste und die Liebe in sich wieder zuließ, was einer Selbsteinweihung und drastischen Schwingungserhöhung gleichkam, blieb ihr nur der Selbstmord, um sich nicht weiter am Unrecht zu beteiligen und um sich selbst gleichzeitig auch für die mangelnde Liebe zu bestrafen. Wahrscheinlich war es sogar eine Kurzschlussreaktion wegen der ungewohnten Überflutung von Zeugs.

Vielleicht gab es Dimensionen, die voll hingen mit Wesen, die ihre Liebesfähigkeit fast ganz verloren hatten und deren Herz verdorrt war, aber wenn man sie ignorierte, gab es keine Verbindung dahin und man war in Sicherheit. Wer Menschen Angst machte, sorgte auch für deren dauerhaft niedrige Schwingung. Im Tode wurden diese Unglücklichen dann in noch mehr angsterregende Szenarien gezogen. Angst selbst war die Hölle, wenn man schon mal eine Dimension so etikettieren wollte.

Liebe und Vertrauen dagegen erschufen die Türen um sich höheren Ebenen zu öffnen. In vielen spirituellen Richtungen wurde Wert daraufgelegt, so zu leben, dass man in jedem Augenblick in Frieden sterben konnte. Und den Fokus auch im Traum unter willentliche Kontrolle zu bekommen, denn diese Astralwelt war wie eine Traumwelt und man konnte von allerlei abgelenkt werden und das Tor, den Lichttunnel, am Ende übersehen. Je mehr unerledigtes Zeug, desto mehr Ablenkung. Und ich vermutete auch, dass sich bei ganz niedrig schwingenden Verstorbenen der Lichttunnel auch gar nicht erst öffnen konnte. Warum meine eigenen Inkarnationshüllen dort festsaßen, wusste ich allerdings auch nicht.

Die Weltsicht einer ziemlich verrückten Puppenmacherin

Подняться наверх