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Öffentlichkeitsfahndung

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In der Mordkommission der Polizei Kopenhagen stellte man Überlegungen hinsichtlich der Organisation der Fahndung an, nicht zuletzt im Hinblick auf die Ansprache der Öffentlichkeit. Einerseits wollte man keine Verunsicherung in der Bevölkerung schaffen, andererseits aber die Bedeutung von Hinweisen zur Identifikation des Täters unterstreichen.

Der damalige Leiter der Mordkommission, Ove Dahl, rechnete mit erheblichen Reaktionen und zahlreichen Hinweisen der Bürgerinnen und Bürger, weshalb Personal von allen Polizeirevieren Kopenhagens akquiriert werden musste. Es kam also auf das richtige Timing der Öffentlichkeitsfahndung an.

Nach einigen Tagen weiterer Überlegungen beschloss man, sich am 1. November 2010 an die Presse zu wenden.

Im Vorfeld der geplanten Pressekonferenz nahm man Kontakt mit den Opfern der Vergewaltigungen im Kongelundsvej und im Amager-Kollegiet sowie mit dem damaligen Lebensgefährten der Ermordeten im Fasanenwald auf. Sie wurden über den Zusammenhang zwischen den drei Fällen und die Notwendigkeit informiert, die Öffentlichkeit und damit die Medien einzubeziehen.

Seitens der Polizei wählte man drei Kontaktpersonen aus, die in dem jeweiligen Fall mit den Opfern beziehungsweise den Hinterbliebenen gesprochen und außerdem detaillierte Kenntnisse über den Status der Ermittlungen hatten.

Der Mordkommission war es ein zentrales Anliegen, diesen Kontakt vor der Ansprache der Öffentlichkeit herzustellen. Man erwartete, dass die Fälle ein massives Echo nach sich ziehen würden, denn immerhin hatte die Polizei es mit drei Schwerverbrechen zu tun, die in einem Zeitraum von zwanzig Jahren verübt worden waren, noch dazu vermutlich von ein und demselben Täter. Es war also wichtig, dass die Opfer gewappnet waren, was die Diskussion in den Medien betraf.

Polizeikommissar Steffen Steffensen blieb es vorbehalten, im Namen der Polizei Kopenhagen zur Pressekonferenz im Polizeipräsidium einzuladen, in der die drei Fälle Vergewaltigung im Kongelundsvej 2010, Vergewaltigung im Amager-Kollegiet 2005 und Mord im Fasanenwald 1990 thematisiert wurden.

Im Rahmen der Pressekonferenz wurden die Fälle zusammenfassend dargestellt und die Beschreibung des Täters im jüngsten Fall im Kongelundsvej veröffentlicht. Außerdem wurden Hinweise zum Verbleib der im Kongelundsvej-Fall verschwundenen Tasche des Opfers und des Mobiltelefons erbeten, weshalb man Fotos einer Tasche und eines Mobiltelefons gleichen Typs an die Presse gab.

Steffen Steffensen hob in seiner Darstellung der Fälle hervor, dass es sich um überaus ernste Verbrechen handelte, begangen über einen langen Zeitraum hinweg, verübt von ein und demselben Täter, der kalt, zynisch und dominant aufgetreten war. Steffensen forderte die Frauen auf, im Kopenhagener Nachtleben wachsam und vorsichtig zu sein, machte aber gleichzeitig darauf aufmerksam, dass es heute nicht gefährlicher sei, als es gestern gewesen war. Nicht zuletzt erklärte er, es sei naiv zu glauben, der Täter habe nicht mehr auf dem Gewissen als die drei Fälle, mit denen die Polizei es jetzt zu tun habe und die durch übereinstimmende DNA-Spuren miteinander verbunden waren.

Die Öffentlichkeit wurde um Hinweise gebeten, die zur Ergreifung des Täters führen konnten. Gleichzeitig wurde bekannt gegeben, dass die Polizei über ein DNA-Profil des Täters verfüge und deshalb in großem Umfang DNA-Proben von Männern zwecks Abgleich nehmen werde.

Wie erwartet führte die Berichterstattung in der Presse zu einer hohen Anzahl Rückmeldungen, die in den folgenden Wochen und Monaten zu bearbeiten waren. Gleichzeitig begannen die Ermittler damit, Vernehmungen und Verhöre in den Kleingartenanlagen am Kongelundsvej durchzuführen.

Ein wesentlicher Teil der Hinweise bezog sich auf namentlich benannte Männer, die von den Hinweisgebern als mögliche Täter angegeben wurden. Über 200 Namen wurden mitgeteilt, von denen ein großer Teil aus verschiedenen Gründen ausgeschlossen werden konnte.

Insgesamt wurden von 84 Personen Speichelproben genommen, bevor die Person bestimmt werden konnte, deren DNA-Profil mit dem des Spermas aus dem im Kongelundsvej gefundenen Kondom, der DNA am Milchkarton aus dem Amager-Kollegiet und der DNA der Spermaspuren an der Kleidung der Toten im Fasanenwald übereinstimmte.

In den ersten elf Tagen gingen zirka 750 Hinweise ein, wovon einer sich als entscheidend für den weiteren Verlauf der polizeilichen Ermittlungen erweisen sollte.

Neben der Überprüfung all dieser Hinweise hatte OPA, die Abteilung für Operative Planung und Analyse, begonnen, Vergewaltigungsfälle durchzugehen, in denen es zu der für den Täter spezifischen Vorgehensweise gekommen war.

Die Mitarbeiter der Mordkommission, unterstützt von zahlreichen Kollegen aus den anderen Polizeirevieren, arbeiteten in Wechselschichten, sodass auch die Abendstunden genutzt wurden, um die vielen Hinweise zu überprüfen. Zwei Gruppenleiter der Mordkommission nahmen sämtliche schriftlichen Berichte entgegen, lasen, sortierten und erfassten alles Relevante systematisch, sodass im Nachgang alle sachdienlichen Hinweise abgeglichen und zusammengeführt werden konnten.

Im Fall des Mordes im Fasanenwald lagen die Unterlagen nur auf Papier vor, sodass die Gruppenleiter jeden Bericht durchgehen und alles relevante Material zum Einscannen geben mussten, sodass auch hier ein Abgleich mit den beiden anderen Fällen auf elektronischem Wege erfolgen konnte. Eine Herkulesaufgabe!

Daneben musste die Abgabe und Auswertung der Speichelproben gewährleistet werden, die die Beamten von den Personen nahmen, zu denen relevante Hinweise eingegangen waren. Hierbei stießen die Polizisten auf großes Verständnis und Entgegenkommen der betreffenden Personen, lediglich ein Mann weigerte sich, der Polizei eine Speichelprobe zu geben.

Parallel dazu wurde eine Sitzung mit Vertretern der Nationalpolizei, des Zentrums für Kriminaltechnik, der Leitung der Mordkommission, den Gruppenleitern der Mordkommission und dem leitenden Ermittler der Mordkommission einberufen, um die Ermittlungsarbeit so effektiv wie möglich zu gestalten. Kriminalassistent Tonny Holck wurde als Verbindungsmann zum Zentrum für Kriminaltechnik eingesetzt, da man davon ausging, dass es in einer Reihe weiterer Altfälle zur Überprüfung insbesondere von DNA-Spuren kommen würde.

Aufgrund der Rückmeldungen des Labors für Forensik war klar, dass es in den beiden Fällen von 1990 und 2005 DNA-Spuren gab, aber mussten vielleicht noch weitere Altfälle überprüft werden?

Die größten Kriminalfälle Skandinaviens - Teil 1

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