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Der Mord im Fasanenwald

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Dieser Fall wurde innerhalb der Mordkommission bei der Polizei Kopenhagen genauso behandelt wie andere unaufgeklärte Morde. Mord verjährt nicht, und es kommen laufend Hinweise aus der Bevölkerung, woraufhin die Ermittlungen gegebenenfalls wieder aufgenommen werden.

In den Akten zum Mord im Fasanenwald befanden sich über eintausend Berichte, aber während der Ermittlungen 1990 ergaben sich keine konkreten Verdachtsmomente gegen eine bestimmte Person.

Das Opfer war die 40-jährige Lehrerin Lene, die in der Nähe des Fasanenwalds wohnte, ein Teil des Amager Fælled. Am 29. August 1990 fuhr sie von der Schule, an der sie unterrichtete, nach Hause. Zu dieser Zeit wohnte sie zusammen mit ihrem Freund am Sydhavnen. Als ihr Freund von der Arbeit kam, war sie nicht zu Hause, und er fand auch keine Nachricht, wo sie sich aufhielt, was sehr ungewöhnlich war.

Als sie zur Essenszeit immer noch nicht zu Hause war, wunderte er sich, stellte dann aber fest, dass ihr Fernglas und Fahrrad nicht da waren. Daher ging er davon aus, dass sie zwecks Vogelbeobachtungen unterwegs war. Außerdem stand ein Schulausflug mit einer Radtour an, und sie hatte davon gesprochen, bis dahin noch ein wenig trainieren zu wollen.

Als sie spät am Abend immer noch nicht zurück war, machte er sich doch Sorgen und nahm Kontakt zur Polizei auf, aber dort wollte man die ersten 24 Stunden abwarten, da es sich um eine erwachsene Frau handelte, und der Erfahrung nach konnte es mannigfaltige Gründe für ihr Ausbleiben geben.

Der Freund war zu diesem Zeitpunkt allerdings sehr beunruhigt und überzeugt davon, dass ihr etwas zugestoßen war. Also begaben er und die Familie sich zum Amager Fælled, da er es für das Wahrscheinlichste hielt, dass sie dorthin gefahren war. Die mehrere Stunden lange Suche während des späten Abends bis in die Nacht hinein blieb aber ohne Ergebnis. Nachdem sich der Freund am nächsten Tag erneut an die Polizei gewandt hatte, wurde eine Suchaktion eingeleitet. 24 Stunden später entschied die Polizei sich dazu, ein Foto von Lene in den Medien zu veröffentlichen.

In den nächsten Tagen konzentrierte man sich darauf, das Amager Fælled abzusuchen. Ein Hubschrauber wurde hinzugezogen, der am 3. September 1990 ein an einen Baum angelehntes Fahrrad entdeckte. Wie sich herausstellte, war es das Fahrrad der Gesuchten. Es stand in dem Teil des Amager Fælled, der als Fasanenwald bezeichnet wird. Als man in der Nähe des Fahrrads die Brille und das Fernglas der Gesuchten fand, wurde der Bereich abgesperrt und mit Hilfe einer Hundestaffel durchkämmt.

Nach einiger Zeit schlug einer der Hunde neben einem großen Haufen aufgeschichteter Zweige und Geäst an, und bei genauerer Untersuchung des Haufens entdeckte man die Leiche der Vermissten unter den Zweigen.

Die gerichtsmedizinische Untersuchung vor Ort und die spätere Obduktion ergaben, dass die Frau gewürgt worden und aufgrund dessen erstickt war. Außerdem wurden sogenannte Abwehrverletzungen festgestellt, wie sie entstehen, wenn das Opfer sich auf verschiedene Weise gegen einen gewaltsamen Angriff zur Wehr setzt.

Außerdem wurden Tierbisse diagnostiziert, was darauf hindeutete, dass sie seit mehreren Tagen auf der Erde gelegen hatte.

Bei der technischen Untersuchung wurden Spermaspuren auf ihrer Kleidung nachgewiesen, und es waren diese Spuren, die nun zwanzig Jahre später derselben Person zugeordnet werden konnten, die im September 2010 die Vergewaltigung im Kongelundsvej begangen hatte.

Im Zuge der Wiederaufnahme der Ermittlungen im Mordfall im Fasanenwald fiel dem zuständigen Beamten der Mordkommission auf, dass ein sehr langer, durchgängig übersichtlicher und einsamer Weg zu der Stelle führte, an der man die Leiche gefunden hatte. Der Verlauf des Weges und seine Übersichtlichkeit waren vergleichbar mit dem langen, vollständig übersichtlichen und menschenleeren Kongelundsvej, wo in 2010 die Vergewaltigung verübt worden war. Eine Inaugenscheinnahme des Weges und seines Verlaufs durch den zuständigen Ermittler und die Vertreterin der Staatsanwaltschaft, die später vor Gericht die Anklage übernehmen sollte, bestätigte diesen Eindruck.

Im Zuge der Ermittlungen 1990 waren Fotos vom Fahrrad der Ermordeten gemacht worden. Auffällig war unter anderem, dass die Spitze des Sattels in einem 45°-Winkel nach oben zeigte. Auf dem Gepäckträger war ein Korb montiert, der so stark beschädigt war, als habe sich eine Person darauf gesetzt. Der Lenker war leicht verdreht, als sei er hart auf den Boden geschlagen.

Aufgrund der Aufnahmen ging man davon aus, dass der Täter von hinten gekommen war und die Radlerin auf den Gepäckträger und weiter nach hinten gerissen hatte, woraufhin Rad und Radfahrerin zu Boden gestürzt waren.

Der Vergleich beider Tatorte Kongelundsvej und Fasanenwald ließ darauf schließen, dass der Täter sich in beiden Fällen seinen Opfern in übersichtlichen, verlassenen Bereichen näherte und von hinten angriff, bevor er sie sexuell missbrauchte.

Aus offensichtlichen Gründen war nicht bekannt, ob der Täter sein Opfer im Fasanenwald bedroht hatte und die Frau sich so heftig gewehrt hatte, dass er sich gezwungen sah, sie zu töten, aber die Umstände sprachen dafür.

Das Opfer im Kongelundsvej hatte seinen Widerstand aufgegeben – was ihr das Leben gerettet haben kann. Das Gegenteil galt für das Opfer im Fasanenwald.

Die größten Kriminalfälle Skandinaviens - Teil 1

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