Читать книгу Die größten Kriminalfälle Skandinaviens - Teil 1 - Karl-Olof Ackerot - Страница 16
Speichelprobe bei Marcel Lychau Hansen und DNA-Analyse
ОглавлениеAm 8. November 2010 fuhren zwei Kollegen der Mordkommission zu einer Adresse in Valby, unter der Marcel Lychau Hansen seit zirka drei Jahren gemeldet war.
Marcel Lychau Hansen war zu diesem Zeitpunkt so interessant für die weiteren Ermittlungen, dass man entschieden hatte, nicht nur wie bei den anderen Männern eine Speichelprobe zu nehmen, sondern ihn aufzufordern, freiwillig mit zum Polizeipräsidium zu kommen, um ihn zu seinem Alibi für den 25. September 2010 zu befragen, als die 17-Jährige an einem Ort vergewaltigt worden war, der im Bereich des Sendemasts lag, in dem sein Mobiltelefon aktiv gewesen war.
Marcel Lychau Hansen zeigte sich gegenüber den Beamten sehr verständnisvoll, als sie ihn in seiner Wohnung antrafen. Es war kein Problem für ihn, sie ins Präsidium zu begleiten, allerdings nur, wenn er mit dem eigenen Wagen fahren konnte, da er hinterher noch einiges zu erledigen hatte.
Die Ermittler ließen sich darauf ein, und im Polizeipräsidium wurde Marcel Lychau Hansen mit seiner Einwilligung eine Speichelprobe entnommen. Auch hatte er nichts dagegen, eine Aussage hinsichtlich seines Alibis für die Tatzeit am 25. September 2010 zu machen. Er gab an, sich nicht erinnern zu können, was er an diesem Tag gemacht habe, wusste aber, dass er frei und keine Nachtschicht gehabt habe.
Als man ihm sagte, man könne nachweisen, dass sein Telefon im Bereich eines Sendemasts in der Nähe des Tatorts benutzt worden war, sagte er, dass seit Jahren sein jüngster Sohn das Telefon benutze. Es sei keine Nummer, die er persönlich benutze. Die Frage, wo sein Sohn sich an besagtem Tag aufgehalten habe, konnte er nicht beantworten, aber sein Sohn wohne nicht weit vom Tatort und habe auch seinen Bekanntenkreis in Kastrup und Umgebung.
Die weiteren Ermittlungen zu dem fraglichen Telefon bestätigten, dass Marcel Lychau Hansens jüngster Sohn tatsächlich der Benutzer der Telefonnummer war und sich zur Tatzeit in der Umgebung des Tatorts aufgehalten, aber nichts mit der Vergewaltigung zu tun hatte.
Marcel Lychau Hansen war durch die Medien bekannt, dass die Polizei nach dem Täter in zwei Fällen von Vergewaltigung und in einem Mordfall fahndete, weshalb man ihn zu den beiden Altfällen befragte. Insbesondere wies man auf einen Zeugen hin, der ihn zum fraglichen Zeitpunkt 1990 im Fasanenwald gesehen hatte, als die Polizei eine Frauenleiche gefunden hatte. Er reagierte ganz ruhig, indem er fragte, was er im Fasanenwald gemacht haben solle. Er sei nie dort gewesen und wisse nichts von einem Mord.
Auf Aufforderung gab er freiwillig eine Speichelprobe ab.
Obwohl Marcel Lychau Hansen einen ruhigen Eindruck gemacht und sich kooperativ gezeigt hatte, war er nach wie vor die absolut „beste Täteroption“, und man stellte einen Eilantrag an das Labor für Forensik bezüglich der DNA-Analyse der Speichelprobe. Die Probe wurde umgehend zum Gerichtsmedizinischen Institut gebracht, wo man im Labor für Forensik darauf hinwies, dass eine Dringlichkeitsanalyse die Prüfung anderer Proben verzögern werde.
Die Leitung der Mordkommission war jedoch der Ansicht, dass eine Dringlichkeitsanalyse gerechtfertigt sei, da sich der Verdacht gegen Marcel Lychau Hansen erhärtete.
Außerdem war der hohe Arbeitsaufwand für die vielen Kollegen zu berücksichtigen, die in alle denkbaren Richtungen ermittelten, unter anderem Vernehmungen in den Kleingartenanlagen durchführten, Speichelproben nahmen, Telefondaten überprüften und den immer noch zahlreichen Hinweisen aus der Bevölkerung nachgingen sowie alte Fallakten durcharbeiteten.
Es konnten also viele Arbeitsstunden eingespart werden, wenn es gelang, die DNA-Spuren aus dem im Kongelundsvej sichergestellten Kondom einer Person zuzuordnen, die damit ebenfalls mit der Vergewaltigung im Amager-Kollegiet und dem Mord im Fasanenwald in Verbindung gebracht werden konnte. Und nicht zuletzt konnte eine Festnahme des Täters dieser brutalen Verbrechen die vielen auf Amager lebenden Frauen beruhigen, die in den Medien über ihre Verunsicherung sprachen.