Читать книгу Die größten Kriminalfälle Skandinaviens - Teil 1 - Karl-Olof Ackerot - Страница 19
Das erste Verhör von Marcel Lychau Hansen
ОглавлениеWährend der Fahrt vom Gerichtsmedizinischen Institut zum Polizeipräsidium hatte man Marcel Lychau Hansen Handschellen angelegt, die abgenommen wurden, nachdem man ihn in das Büro gebracht hatte, in dem das Verhör stattfinden sollte. Er verhielt sich vollkommen ruhig und kontrolliert und ließ auch das Prozedere mit den Handschellen unkommentiert. In seinem Verhalten deutete nichts darauf hin, dass er sich ungerecht behandelt fühlte, er schüttelte dem Ermittler sogar die Hand.
Trotz der sehr ernsten Beschuldigungen, denen er sich gegenüber sah, waren bei Marcel Lychau Hansen keinerlei Anzeichen von Angst oder Wut festzustellen.
Die Vermutung des Ermittlers, Marcel Lychau Hansen werde ein Geständnis ablegen, erwies sich als ganz und gar falsch. Der Beschuldigte gab an, sich nicht erinnern zu können, was er am 25. September 2010 gegen zirka 4:30 Uhr gemacht hatte, war sich aber sicher, niemanden vergewaltigt zu haben. Er sagte, er habe Bekannte in Dragør, aber der Weg von dort zu seiner Wohnung in Valby führe nicht durch den Kongelundsvej. Es könne also nicht sein, dass man dort ein Kondom mit seinem Sperma gefunden habe.
Im weiteren Verlauf des Verhörs erklärte er mit Blick auf die Vergewaltigung im Amager-Kollegiet, er sei noch nie dort gewesen.
Abschließend behauptete er, 1990 nicht im Fasanenwald gewesen zu sein und folglich dort auch keine Frau vergewaltigt und ermordet zu haben.
Ungeachtet der Schwere der Vorwürfe machte Marcel Lychau Hansen weiterhin nicht den Eindruck, als fühle er sich ungerecht behandelt oder als sei er wütend, weil er sich diesem Verhör stellen musste. Der Ermittler konfrontierte ihn mit seiner persönlichen Einschätzung und sagte, er sei sicher, dass Marcel Lychau Hansen in allen Punkten schuldig sei.
Der Ermittler ging davon aus, dass jemand, der unschuldig war, aber derart brutaler Verbrechen beschuldigt und mit deren ernsthaften Konsequenzen konfrontiert wurde, anders reagieren würde als mit der Ruhe, die bei Marcel Lychau Hansen zu beobachten war.
Tatsächlich reagierte der Beschuldigte entsprechend und schrie beinahe, das Ganze sei völlig verrückt – und weiter, dass er doch verdammt noch mal keine Frauen vergewaltige und umbringe. Er sagte, er sei erschüttert und sprachlos und schloss mit der Bemerkung, er sei tausendprozentig sicher, von allen Vorwürfen freigesprochen zu werden.
Das Verhör wurde beendet und Marcel Lychau Hansen ins Gefängnis Vestre Fængsel gefahren. Am nächsten Tag sollte er dem Amtsgericht Kopenhagen zwecks Haftprüfungstermin vorgeführt werden.