Читать книгу Die größten Kriminalfälle Skandinaviens - Teil 1 - Karl-Olof Ackerot - Страница 18

Die Festnahme von Marcel Lychau Hansen

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In Verbindung mit der geplanten Festnahme überließ die Polizei nichts dem Zufall. Ein SEK drang ungehört bis zur Eingangstür der Wohnung von Marcel Lychau Hansen vor. Unmittelbar nach einem lauten Zuruf, dass es sich um einen Polizeieinsatz handle, wurde die Tür aufgebrochen und mehrere Beamte stürmten die Wohnung. Sie fanden Marcel Lychau Hansen schlafend vor. Er wurde um 15:23 Uhr festgenommen.

Wie bei seiner Vernehmung am 8. November, als eine Speichelprobe von ihm genommen worden war, reagierte er auch jetzt ruhig und kontrolliert, was vielleicht darauf zurückzuführen war, dass er mit dem Erscheinen der Polizei aufgrund der Probe gerechnet hatte. Möglicherweise war er nicht davon ausgegangen, ein Ergebnis der Analyse werde bereits nach vier Tagen vorliegen. Normalerweise haben DNA-Analysen eine Bearbeitungszeit von drei bis vier Wochen, worüber er bei Abnahme der Speichelprobe auch in Kenntnis gesetzt worden war.

Nach der Festnahme wurde der leitende Ermittler telefonisch über den erfolgreichen Zugriff unterrichtet. Absprachegemäß war er bei der Festnahme nicht dabei, da unmittelbar danach die Opfer beziehungsweise die Hinterbliebenen darüber informiert werden mussten, dass der mutmaßliche Täter in Gewahrsam genommen worden war, denn man konnte mit Sicherheit annehmen, dass die Presse sehr schnell davon erfahren würde.

Die Berichterstattung in den Medien war zu dieser Zeit überwältigend, und der Polizei erschien es wichtig, dass die Opfer von der Festnahme erfuhren, bevor Zeitungen, TV und Radio die Öffentlichkeit informierten.

Noch während der Anwesenheit der Polizei in der Wohnung waren Marcel Lychau Hansens Söhne dort erschienen und freiwillig mit ins Präsidium gekommen, wo sie verhört wurden.

Nach der Durchsuchung der Wohnung wurde der leitende Ermittler im Präsidium telefonisch darüber informiert, dass die Beamten vor Ort davon ausgingen, die Gegenstände gefunden zu haben, die Marcel Lychau Hansen mit der Vergewaltigung im Kongelundsvej in Verbindung brachten.

Man hatte mehrere schwarze Strickmützen, eine Jacke mit besagtem Reißverschluss und außerdem mehrere Päckchen Kondome gefunden, unter anderem der Marke RFSU Thin – ein Päckchen war geöffnet worden und die ursprüngliche Anzahl Kondome nicht mehr vorhanden.

Die Polizisten, die die Festnahme vorgenommen hatten, brachten Marcel Lychau Hansen zur gerichtsmedizinischen Untersuchung ins Reichskrankenhaus. Mit Blick auf die beiden Altfälle, mit denen die Polizei Marcel Lychau Hansen konfrontieren würde, erschien das zwar nicht notwendig, aber was die Vergewaltigung im Kongelundsvej zirka eineinhalb Monate zuvor betraf, konnte die Untersuchung relevant sein.

In diesem Fall verfügte die Polizei über das Ergebnis der gerichtsmedizinischen Untersuchung des 17-jährigen Opfers, die belegte, dass unter ihren Fingernägeln DNA-Spuren sichergestellt worden waren, die mit der DNA des Spermas aus dem gefundenen Kondom übereinstimmten. Sie hatte den Täter gekratzt, und vielleicht waren Spuren auf der Haut von Marcel Lychau Hansen nachweisbar. Später sollte sich allerdings zeigen, dass es keine Kratzspuren von Fingernägeln oder sonstige Verletzungen gab, die zweifelsfrei mit der letzten Vergewaltigung in Verbindung gebracht werden konnten.

Nach der gerichtsmedizinischen Untersuchung wurde Marcel Lychau Hansen ins Polizeipräsidium gebracht, aber das Gerücht seiner Verhaftung hatte sich offensichtlich schon verbreitet. Die drei Beamten, die bei der Untersuchung zugegen waren, mussten feststellen, dass vor dem Institut bereits Pressefotografen warteten.

Um zu vermeiden, dass der Festgenommene in den öffentlichen Medien wiederzuerkennen war, wurde ihm seine schwarze Lederjacke über den Kopf gezogen, als man ihn zum Polizeifahrzeug brachte. Die Fotos von Marcel Lychau Hansen mit der Lederjacke über dem Kopf waren danach ein wesentlicher Bestandteil der weiterhin massiven Berichterstattung zu dem Fall.

Wenige Tage nach der Verhaftung nannten im Großen und Ganzen sämtliche Medien den Festgenommen „den Amager-Mann“.

Auf einem der Fotos waren Marcel Lychau Hansens Schuhe deutlich zu sehen. Es handelte sich um ein besonderes Paar der Marke Adidas – ein Detail, das im weiteren Verlauf der Ermittlungen noch von Bedeutung sein sollte.

Die telefonischen Mitteilungen vom Ort der Festnahme ließen Ermittler Tonny Holck vermuten, dass Marcel Lychau Hansen sich im Fall der Vergewaltigung am Kongelundsvej schuldig bekennen würde. Die Vermutung war auf die Tatsache zurückzuführen, dass Marcel Lychau Hansen ja vom Erscheinen der Polizei hatte ausgehen müssen, nachdem man die Speichelprobe genommen hatte. Daher erschien es nicht logisch, dass man bei der Durchsuchung seiner Wohnung die Mütze, die Jacke und ein passendes Päckchen Kondome gefunden hatte. Normalerweise hätte er diese Gegenstände als Erstes verschwinden lassen, sodass die Polizei sie nicht auf Spuren untersuchen konnte, die sie mit der Vergewaltigung in Verbindung brachten.

Die Vermutung des Ermittlers basierte natürlich auf der Annahme, dass Marcel Lychau Hansen der Täter war, woran er und seine Kollegen in Anbetracht der Untersuchungsergebnisse des Labors für Forensik keinen Zweifel hatten.

Zum Zeitpunkt des Verhörs ging die Polizei davon aus, dass er die drei Verbrechen begangen hatte, in denen es übereinstimmende DNA-Spuren gab, und in diesen drei Fällen sollte er angeklagt werden.

Die weiteren Fälle, die Gegenstand polizeilicher Ermittlungen waren und von mehreren Kriminalassistenten aus anderen Dezernaten geprüft wurden, konnten zu einem späteren Zeitpunkt zur Anklage gebracht werden, sofern es Anlass dazu geben sollte.

Die größten Kriminalfälle Skandinaviens - Teil 1

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