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Ausbruch und Verlauf des Krieges
ОглавлениеNoch vor der britisch-französischen Garantieerklärung an Polen vom 31. März 1939 forderte Hitler von der Warschauer Regierung Danzig und einen exterritorialen Zugang nach Ostpreußen. Er kündigte das Flottenabkommen mit England sowie den deutsch-polnischen Nichtangriffspakt. Am 22. Mai schloss Italien den Stahlpakt, das Militärbündnis der Achse Berlin-Rom.
Presse und Rundfunk in Deutschland brachten täglich Meldungen über einen sich steigernden Terror gegen Volksdeutsche in Polen. Das gegenseitige Verhältnis hatte sich zusehends verschlechtert. Vor 1939 hatten schon eine Million Deutsche das Land verlassen. Jetzt explodierte der Hass. Ausschreitungen steigerten sich zu Blutvergießen. Damit wurde Hitler in seinen Kriegsrechtfertigungsgründen gestärkt. Doch ging es ihm nicht um den Schutz von Volksdeutschen. Seinen wahren Kriegsgrund bekannte er vor Offizieren im Mai 1939: Danzig ist nicht das Objekt. Es handelt sich um die Erweiterung des Lebensraumes im Osten und Sicherstellung der Ernährung.
Die Räder der Diplomatie liefen in diesem Sommer auf Hochtouren. Immer noch gab es Hoffnungen, den Krieg zu vermeiden. Am 23. August wurde die Weltöffentlichkeit von Meldungen aus Moskau und Berlin überrascht. Die Sowjetunion und Deutschland hatten einen Nichtangriffspakt abgeschlossen, die ideologischen Feinde KPdSU und NSDAP sich als Kriegsverbündete die Hände gereicht. Der Hitler-Stalin-Pakt enthielt das so genannte Geheime Zusatzprotokoll, in dem eine deutschrussische Teilung Polens und Interessensphären der beiden Mächte in Osteuropa festgelegt wurden. Dafür bekam Hitler Rückenfreiheit für seinen Krieg.
Das war auf beiden Seiten ein doppeltes Spiel. Stalin brauchte Zeit, bis er sich militärisch mit dem alten ideologischen Feind anlegen konnte. Inzwischen sollten sich die kapitalistisch-imperialistischen Mächte bis zur Erschöpfung bekämpfen. Zudem bekam er die Gelegenheit des Vorstoßes nach Westen. Hitler brauchte Ruhe im Osten, um die westlichen Demokratien schnell zu besiegen. Dann konnte der Vernichtungskrieg gegen den Marxismus und die Eroberungen weiten Lebensraumes beginnen.
Am 1. September 1939 eröffnete Deutschland mit seinem Angriff auf Polen den Zweiten Weltkrieg. Am 17. September marschierte die Rote Armee in Polen ein. Die Deutschen annektierten den ganzen polnischen Siedlungsraum. Viele Polen wurden Opfer des Rassekriegs mit Ausrottung und Zwangsdeportationen als Arbeitssklaven. Die östlichen Gebiete der Ukrainer und Weißruthe-nen mit ihren 13,5 Mio. Einwohnern kamen zur Sowjetunion. Über eine Million von ihnen wurde 1940/41 nach Sibirien und Zentralasien verschleppt.
Anfang April 1940 besetzten deutsche Truppen die neutralen Länder Dänemark und Norwegen zur Sicherung der Erzlieferungen aus Schweden.
Am 10. Mai begann der Krieg im Westen. Auch dieser Feldzug wurde zum „Blitzkrieg". Nach sechs Wochen waren Frankreich, Luxemburg, Holland und Belgien besiegt. Doch dem englischen Korps war es gelungen, von Dünkirchen aus die rettende Insel zu erreichen und die Verteidigung fortzuführen. Eine Invasion scheute Hitler. Um des verbliebenen Feindes Widerstandskraft zu brechen, wollte er die Lufthoheit über England erringen. Die Luftschlacht um England blieb aber erfolglos und wurde eingestellt.
Das bis dato inaktive Italien griff das unter britischer Herrschaft stehende Ägypten an und führte Kriege gegen Albanien und Griechenland. Die glücklosen italienischen Aktivitäten auf dem Balkan ließen jedoch Hitler befürchten, Jugoslawien könnte sich den Gegnern anschließen. Er kam dem zuvor, indem er zur Unterstützung der Italiener Jugoslawien und Griechenland angriff. Bis April 1941 eroberten deutsche Truppen die Balkanhalbinsel. Rumänien und Bulgarien verbanden sich mit Deutschland.
Auch in Nordafrika griffen die Deutschen zugunsten Italiens ein. Das Afrika-Korps drang über die ägyptische Grenze vor, den Suezkanal, Englands Verbindung nach Indien, im Visier. Die italienischen Abenteuer hatten Deutschlands Krieg nach Südosten abgelenkt.
Am 22. Juni 1941 fiel die deutsche Wehrmacht in die Sowjetunion ein, zur völligen Überraschung Stalins, der seinen mit Deutschland vereinbarten Wirtschaftsvertrag stets erfüllt hatte. Der von Blitzsiegen verwöhnte Hitler glaubte, auch hier wieder leichtes Spiel zu haben. In großen Kesselschlachten und mit der Überlegenheit ihrer Panzerkräfte brachte die Wehrmacht den Gegner ins Wanken. Hitler selbst führte strategisch diesen Krieg. Der vielen Risiken war er sich nicht bewusst, wie die der maßlosen Überdehnung der Fronten und Nachschubwege. Auch wandte sich die russische Bevölkerung gegen die Aggressoren, als die Einsatzgruppen von SD (Sicherheitsdienst), SS und Wehrmacht begannen, den Ausrottungskrieg in die Tat umzusetzen. Eine hinter den deutschen Linien operierende Partisanenbewegung wuchs zu einer schweren Bedrohung heran.
Nach riesigen Raumgewinnen standen die deutschen Armeen vor Leningrad und Moskau. Da setzte schon Mitte Oktober der harte russische Winter ein und traf eine völlig unvorbereitete Wehrmacht in der Tiefe Russlands, festgehalten von der Natur, und einem Feind gegenüber, der das für sich zu nutzen verstand. Die Deutschen waren zwar mit Waffen gut versorgt, aber mit warmer Uniformierung nur unzulänglich ausgerüstet. Die belagerten Leningrader hielten stand. Moskau eröffnete eine Gegenoffensive. Stalin erhielt inzwischen Hilfslieferungen von Waffen und Munition aus den USA. Dort gab es ein Leih- und Pachtgesetz für die Anti-Hitler-Koalition. (Vgl. Lektion 7.1)
Nach Ausbruch des Krieges zwischen Japan und den USA erklärte Deutschland den Vereinigten Staaten den Krieg (Dezember 1941). Diesen Feind bekam es bald zu spüren, an den Fronten und im Reichsgebiet. Gemeinsam mit der Royal Air Force flogen die US-Bomberflotten verheerende Angriffe auf deutsche Städte. Bald war das Reich eine Trümmerwüste. Im Sommer 1942 drangen die Deutschen bis zum Kaukasus vor. Ende August erreichte die 6. Armee mit rund 280.000 Mann die Wolga. Vor ihnen lag Stalingrad. Nazi-Deutschland stand im Zenit seiner Macht. Es beherrschte den Kontinent von Spaniens Grenze bis vor Leningrad und Moskau, von Narvik bis Nordafrika. Seine U-Boote verunsicherten die Weltmeere.
Zur Jahreswende 1942/43 ging die Initiative an die Gegner über. Während der zweiten Januarhälfte fand die Casablanca-Konferenz statt. Sie schrieb den verbindlichen Grundsatz fest: Für Deutschland keinen Waffenstillstand, nur bedingungslose Kapitulation.
Die bisher unbesiegte deutsche Wehrmacht hatte die Grenzen ihrer Siege erreicht. Die 6. Armee, im Besitz des größten Teils von Stalingrad, erlebte eine sowjetische Großoffensive. Ende November waren die Deutschen eingekesselt. Hitler verweigerte den Ausbruch, ließ aber auch Kapitulation nicht zu. Am 2. Februar 1943 streckte der Rest der 6. Armee die Waffen. 147.000 Mann waren gefallen, 90.000 gingen in eine lange, qualvolle Gefangenschaft. Mit Stalingrad war die entscheidende Wende des Krieges eingetreten.
Nach der Landung der Alliierten in Marokko im November 1942 führte das deutsche Afrika-Korps einen Zweifrontenkrieg. Der gescheiterte Durchbruchversuch bei El Alamein brachte im Mai 1943 dort das Ende. Im Juli landeten Briten und Amerikaner auf Sizilien. Der italienische König kapitulierte. Im September betraten die Alliierten in Kalabrien und am Golf von Salerno den Kontinent. Mitte 1943 verlor auch der U-Boot-Krieg seine Wirkung. Dank überlegener Technik auf der Gegenseite und der Entschlüsselung des deutschen Navigationssystems wurden die deutschen U-Boote reihenweise versenkt. Von den 39.000 Mann Besatzung kehrten 27.000 nicht mehr zurück. Der englische Luftmarschall Arthur Harris („Bomber Harris") führte einen unmenschlichen Bombenkrieg gegen die Zivilbevölkerung. Das zur Luftabwehr unfähige Land lag ungeschützt unter den Bombenteppichen der Tausenden von „fliegenden Festungen".
Im Januar 1944 überschritt die Rote Armee die polnisch-russische Vorkriegsgrenze. Am 1. Juni begannen verstärkt amerikanisch-britische Bombardierungen von Verkehrszielen und Küstenanlagen in Belgien und Nordfrankreich. Der 6. Juni brachte das erwartete Landungsunternehmen „Overlord“ an der Normandieküste (D-Day). Deutsche Gegenangriffe scheiterten.
Die russische Sommeroffensive begann am 22. Juni gegen die Heeresgruppe Mitte. Der Zusammenbruch der deutschen Front war vollständig. Nach vier Wochen hatte die Wehrmacht allein hier 350.000 Mann verloren. 160.000 davon waren in sowjetische Gefangenschaft geraten.
Während im Westen die Verbündeten auf Paris marschierten, an der Südfront Rom in ihre Hände fiel und sie gegen die Alpen vorrückten, hatten deutsche Offiziere sich entschlossen, mit der gewaltsamen Beseitigung des Diktators dem Krieg ein schnelles Ende zu bereiten. Attentatspläne und Vorbereitungen dazu gab es seit der Sudetenkrise von 1938. Sie waren immer wieder gescheitert. Am 20. Juli führte Oberst Graf Stauffenberg in Hitlers Hauptquartier das Attentat aus. Das Scheitern des Staatsstreichs forderte nicht nur die Opfer 200 Beteiligter. Vielmehr kosteten die noch kommenden neun Monate des Krieges mehr Menschenleben als die fünf vorangegangenen Jahre. Von Ost und West vorrückend, war das gesamte Reichsgebiet in der Hand der Sieger. In Torgau an der Elbe trafen die vorrückenden Amerikaner auf ihre russischen Verbündeten. Am 25. April kam die Einschließung der Reichshauptstadt zum Abschluss.
Der Führer und Reichskanzler des Deutschen Reiches und Oberbefehlshaber der Wehrmacht starb durch Selbsttötung am Nachmittag des 30. April. Am 2. Mai kapitulierten die Verteidiger von Berlin, am 8. und 9. Mai vollzog die Wehrmachtsführung die Gesamtkapitulation.