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Ideen

Man muss der Idee erlebend gegenüberstehen,

sonst gerät man unter ihre Knechtschaft.14

Rudolf Steiner

Ideen sind ein gefährlicher Zündstoff. Sie sind in der Lage, die Welt in Brand zu stecken, die Menschen in Aufruhr zu versetzen, sie gegeneinander aufzuhetzen, Kriege aller Art zu entfachen. Ideen können aber auch Frieden stiften, Zuversicht und Hoffnung spenden, sie können trösten, verbinden, überbrücken und der Menschheit das Heil bringen, das sie benötigt. Sie sind das wirkmächtigste Werkzeug des Menschen, seit er denken kann.

Es ist nicht die Schuld der Ideen, wenn Menschen unter ihre Knechtschaft geraten, weil sie nicht die Kraft und den Mut aufgebracht haben, sich der Idee erlebend gegenüberzustellen, wie Steiner es im letzten Satz seines berühmten Buches über die Freiheit fordert. Es ist auch nicht die Schuld einer Idee, wenn sie Brandbomben legende Fanatiker auf den Plan ruft, nur weil diese ihre Entwicklungsaufgaben versäumten.

Sich einer Idee gegenüberzustellen bedeutet, sie in einem ersten Schritt gedanklich klar zu erfassen. Um sie zu erleben, müssen wir sie fühlen, sie in einem zweiten Schritt in unserem Herzen lebendig werden lassen, bis auch ihre Folgen in uns ahnungsvoll aufleuchten. Erst dann stehen wir ihr erlebend gegenüber, Herz an Herz, sozusagen auf „Herzhöhe“, denn auch hier, wie bei jeder Begegnung, sehen wir nur mit dem Herzen gut.15

Unser Verstand greift immer zu kurz, will in eigener Sache zu hoch hinaus. Er flüstert uns zu, diese oder jene Idee könnte uns zu Macht und Ruhm verhelfen, zu Durchblick und Kontrolle, wenn wir bereit sind, uns ihr zu unterwerfen. Folgen wir solchen Einflüsterungen, stellen wir die Idee über uns, werden wir unweigerlich zu ihren Knechten, zu fanatischen Ideen-Verfechtern um jeden Preis. Dann haben wir unsere Macht an die Idee abgegeben, sind unter ihre Knechtschaft geraten, um im Bild von Steiner zu bleiben. Aus einer solch unmündigen Haltung kann niemals Gutes erwachsen, genauso wenig wie aus Dynamit in Kinderhänden, das leuchtet jedem ein.

Es geht hier nicht um den Wert einer Idee. Nicht ihr Wert entscheidet über Krieg oder Frieden, sondern unser souveräner Umgang mit der Idee als solche. Es ist auch nicht so, dass es uns derzeit an rettenden Ideen fehlen würde. In der aktuellen Krise hageln sie in großer Anzahl auf uns nieder, gefragt oder ungefragt. Wirklich fruchtbar machen können wir sie erst, wenn wir uns als einzelne und als Gesellschaft bewusst sind, was es heißt, mit Ideen auf Herzhöhe umzugehen, ihnen ein echtes Gegenüber zu sein. Erst das befähigt uns, uns konstruktiv und mit Blick auf das Gemeinwohl in den Dienst einer rettenden Idee zu stellen – als Freie und nicht als Knechte.

Anders gesagt: Ideen müssen aufgrund ihrer Sprengkraft immer aus der Souveränität des mündigen Bewusstseins heraus vertreten werden. Es liegt in der Verantwortung jedes einzelnen Menschen diese Souveränität gegenüber jeder Idee zu entwickeln, um diese Impulsgeber des Geistigen für sich und die Welt friedenstiftend fruchtbar machen zu können. Das gelingt uns nur, indem wir ihren Zündstoff erkennen und nutzen, indem wir die Flamme der Begeisterung, das Feuer der Liebe und die Wärme des Mutes unbeirrbar dort entzünden, wo kaltes Grauen und kühle Gleichgültigkeit das Leben im Innen und Außen zu vernichten drohen.

Worte der Besinnung:

Ideen fordern mündige Menschen.

Leuchtspuren

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