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Kunst

Aus der Asche erhebt sich der Phönix,

verwandelte Form aus verbranntem Leben:

Er kommt durch das Tor am Ende

in das Land des ewigen Anfangs

aus ßammenerprobter Kraft.

Katharina Offenborn (1999)

Kunst ist kein Luxus, ist Pflege des Wesentlichen mitten im Leben, ist Nahrung, ist Notwendigkeit des Nehmens und Gebens. Kunstschaffende aller Richtungen schenken Momente des Glücks trotz persönlicher, biografischer, weltgeschichtlicher Dramen, angesichts einer Welt, die von Angst überwältigt in den Abgrund gezogen zu werden droht. Sie sind Sehende inmitten von Umwälzungen, stehen Kopf wie ihr Leben, tun den Sprung in ihr Herz und stehen wieder auf. Als Experten für den Tanz der Verwandlung atmen sie tief durch, spüren die unbändige Kraft ihres Schaffens, schüren in sich Mut und Freude, bis diese lichterloh brennen und von Mensch zu Mensch überspringen, als Licht und Wärme, als Brot für die Welt.

Künstler dienen ihren Talenten kraft ihrer Sehnsucht nach deren Ausdruck. Sie verwandeln sie in Worte, Klang, Farbe und Bewegung, bringen sie zu Gehör, auf die Bühne, ins Bild – immer dem Erfühlten, Erahnten, zu Erschaffenden auf der Spur. Ihr Charisma entspringt ihrer Freude, ihrer Begeisterung, ihrem dem Moment geweihten Tun, egal ob vor vielen Menschen oder in aller Stille allein. Künstler sind Hervorbringende von Schönheit trotz Not und Schrecken, sind Gebärende, die ihre Kinder vor unsere staunenden Sinne hinstellen, sie uns überlassen im Vertrauen, dass wir wissen um das Geschenk der Stunde, um das Funkeln und Leuchten ihrer Geschöpfe, die beseelt vom Hauch der Ewigkeit, in tiefe Ruhe getaucht vor uns stehen und warten – dass wir endlich ergriffen werden von dem Erlebnis, dass Kunst uns erlöst aus dem, was wir scheinen, weil sie uns berührt in dem, was wir sind.

Jeder Mensch ist ein Künstler,27 sagte Joseph Beuys, ist ein mit besten Kräften Begabter, ein dazu Aufgerufener, diese Talente nicht zu vergraben, sondern sie als reine Liebeskraft in die Welt zu schicken, an der Sozialen Plastik28 mitzugestalten, Schönheit, Inspiration und Wärme zu verbreiten, jeder auf seine Art, immer zur richtigen Zeit. Zu allen Zeiten gab es nichts Besseres, als das Leben zu singen, zu tanzen, in Schönheit und Heilung zu tauchen. Das ist etwas, was wir alle vermögen, weil wir alle Künstler sind, die aufatmen dürfen in ihrem eigenen Raum, in Leichtigkeit und Frohsinn, erfüllt von dem Frieden, den dieses Schaffen uns bringt.

Kunst muss kein Widerspruch sein zu allem und jedem. Doch stemmt sie sich mutig gegen alles Verheerende, ergriffen von der Widerständigkeit des Phönix, der sich aus seiner Asche erhebt, um über die Zerstörung zu lachen mit seinem zauberhaften Gesang. Er schwingt sich singend empor, begreift die Flammen als Übergang in etwas Neues. Das Alte schüttelt er ab wie herabfallende Blätter im Herbst, wissend, dass auch sie darauf warten sich zu verwandeln und der geliebten Erde erneut zu dienen – diesmal als Dünger und Nährboden für das, was aus der Zukunft werden will.

Worte der Besinnung:

Kunst ist die Sprache des Herzens wider alle Vernunft.

Leuchtspuren

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