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Lächeln gesucht
ОглавлениеWenn Thailand das „Land des Lächelns“ ist, leben in der Hauptstadt Bangkok nicht unbedingt die besten Repräsentanten der asiatischen Freundlichkeit. Für viele Einheimische sind die Touristen hier vor allem eines: wandelnde Geldbörsen. Die gilt es auszunehmen. Zur Not mit Lug und Trug. Leider sind auch wir auf Bangkoks „falsches Lächeln“ reingefallen.
Beim Schlendern durch die Altstadt wurden wir von einem Mann angesprochen. In dem Tempel neben uns finde gerade eine Zeremonie statt. Leider hatten wir keine Tücher dabei, um unsere Arme und Beine zu verhüllen. Der Zutritt zum Tempel bliebe uns deshalb verwehrt. Die balinesische Hilfsbereitschaft gewohnt, wunderten wir uns nicht, als der Mann uns danach auf dem Stadtplan noch drei Sehenswürdigkeiten einkreiste, die wir uns unbedingt anschauen sollten. Auch seinen Hinweis, dass diese sehr weit entfernt und zu Fuß schlecht zu erreichen seien, nahmen wir für bare Münze. Er riet uns ein Tuk Tuk (Autorikscha) zu nehmen. Ein fairer Preis seien 60 Baht (1,50 Euro). Wie durch Zufall stand am Straßenrand gleich ein Tuk Tuk – es ist ein abgekartetes Spiel!
Der Fahrer fuhr uns dann auch zu der ersten Sehenswürdigkeit. Doch bevor er das nächste Ziel anfuhr, wollte er uns unbedingt noch zu einem Schneider fahren. Angeblich erhalte er dort einen Tankgutschein. Es folgte ein „You help me. I help you.“ gepaart mit einem Hundeblick. OK, fuhren wir also zu „Jim Tailor“ und ließen uns zu maßgeschneiderten Anzügen und Kleidern beraten, ohne jemals wirklich Kaufabsichten zu haben. Kaum saßen wir wieder im Tuk Tuk, wollte unser Fahrer auch noch zu einem Souvenirladen fahren. Danach bettelte er um einen Stopp beim Juwelier. Das Spiel wäre sicher immer so weiter gegangen. Doch irgendwann hatten wir genug und gaben ihm deutlich zu verstehen, dass es keinen weiteren Zwischenhalt geben wird. Mit mürrischer Miene fuhr er uns dann zum verabredeten Tempel. Doch als wir dort wieder raus kamen, waren Fahrer und Tuk Tuk plötzlich weg.
Da standen wir – irgendwo in Bangkok, weit weg vom Hostel, links und rechts nur riesige Straßen! Wir wussten in dem Moment nicht einmal, in welche Richtung wir gehen mussten, um zu unserem Stadtviertel zu gelangen! Zum Glück hatte Daniel sein Smartphone dabei. Dank GPS konnten wir uns damit nach einiger Zeit orientieren. Wir sind dann zurück gelaufen. Bei 30 Grad im Schatten und der verwirrenden Infrastruktur Bangkoks wirklich kein Vergnügen! Aber in eines der vielen herumstehenden Tuk Tuks wollten wir beim besten Willen nicht steigen. Beim Schneider waren wir ja schon!
Seit diesem Erlebnis sind wir in Bangkok nur noch mit öffentlichen Linienbussen und Taxifähren gefahren. Personen, die uns aus heiterem Himmel mitten auf der Straße ansprachen, ignorierten wir. Ich finde das wirklich schade. Denn dadurch kommt man natürlich überhaupt nicht in Kontakt mit Einheimischen. Und auch an Leuten, die einem vielleicht wirklich nur helfen wollten, läuft man stumm vorbei.