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Kapitel 9

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Die sexuelle Bedeutung von Sabine trieb mich um, ob ich wollte oder nicht. Sie trieb außerdem einen Stachel in mein Herz. Denn hätte ich eine sexuelle Bedeutung für George gehabt und er für mich, dann wären wir vermutlich nicht so kinderlos geblieben, wie wir das geblieben sind.

Glaube ich zumindest. George war tatsächlich, abgesehen von seinem sexuellen Desinteresse an mir, auch generell nicht wirklich daran interessiert, Kinder zu zeugen. Ach der Plural ist eigentlich schon wieder übertrieben. Ein Kind zu zeugen, sagt es eigentlich bereits. Er hatte nie einen Kinderwunsch. Ich dagegen schon.

Es hat eine Zeit in Georges und meinem Eheleben gegeben, in der ich daher zu verzweifelten Mitteln griff. Diese verzweifelten Mittel nahmen in aufreizender Reizwäsche Form an – in Strapsen, Korsetten, Tangaslips und solchen, die an entscheidenden Stellen Löcher hatten. Was soll ich sagen? Anfangs hob George noch mäßig interessiert den Kopf von seinem Buch, wenn ich mich in solcher Aufmachung im Schlafzimmertürrahmen fläzte und ihn wie ich dachte verrucht anblitzte. (Vermutlich eine Täuschung, da ich mich überhaupt nicht verrucht fühlte, sondern komplett lächerlich und eine Spur verunsichert durch seinen britisch-blasierten Blick.) Später dann blickte er erst auf, wenn ich in kühner Verkleidung geschmeidig (auch so eine Selbstüberschätzung) neben ihm ins Bett glitt. Aber auch nur kurz. Sekundenlang möglicherweise. Dann tätschelte er meinen ihm zugewandten Oberschenkel, sagte etwas wie „Gute Nacht, Darling“. Und wendete sich wieder seinem Buch zu. Nicht mal ein Kuss. Also tat ich das einzig Richtige, mit meinem Stolz vereinbare – ich unterließ die nackte Verbiegung. Stattdessen versuchte ich es mit einem sachlichen Gespräch über eine mögliche Fortpflanzung unsererseits.

„Noch nicht jetzt, Sweet“, hieß es anfangs – „Erst muss ich mit der Praxis auf einen grünen Zweig kommen.“

Das Bild fand ich schon damals schief. Heute erst recht. Ein grüner Zweig würde unter einer Praxis wohl abbrechen. Und genau das geschah mit meiner Hoffnung auf Mutterschaft irgendwann, nach ungezählten weiteren kommunikativen Anläufen und nachdem ich deutlich meinen Wunsch, Mutter zu werden, formuliert hatte. Zu hören bekam ich daraufhin nämlich ein dezidiertes „Nein“ und „wie stellst du dir das denn vor? Wir müssen unsere Wohnung abbezahlen, die teuren Geräte in der Praxis. Wenn Dein Gehalt wegfällt, ist das schwer zu schaffen.“

Ich habe mich 2001 kurz nach September 11th in mein Schicksal ergeben. Und von da an zog ich meinen Körper zurück. Er würde George nie mehr gehören. George meldete keinen Verlust an und versuchte nie mich umzustimmen. Und dann kam Sabine und bewies, dass es in George sehr wohl so etwas gab, wie sexuelle Energie. Nur eben nicht für mich.

Die Putzfrauen meiner Mutter

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