Читать книгу Die Putzfrauen meiner Mutter - Katja Pelzer - Страница 12
Kapitel 10
ОглавлениеMir war damals niemand Anderes eingefallen, dem ich empört von diesem Tornado namens Sabine berichten konnte, als meine Mutter. Also rief ich sie an. Sie ließ mich zunächst nicht zu Wort kommen. Es war gerade wieder eine neue Putzkraft in ihr Leben getreten und meine Mutter kannte daher nur ein Thema. „Sie ist einfach wunderbar“, schwärmte sie ausnahmsweise ausgelassen. „Sie macht alles genauso wie ich es ihr sage. Und hat dann noch immer Zeit übrig, um außer der Reihe Schubladen auszuputzen und die Terrasse zu fegen.“ Meine Mutter war ganz aus dem Häuschen und kaum zu beruhigen. Als ich endlich dazwischenkam, herrschte am anderen Ende zunächst Stille.
„Mama?“, fragte ich, um sicher zu gehen, dass die Verbindung noch stand.
„Kind, das kommt doch in den besten Familien vor. Nimm es Dir nur nicht zu Herzen“, kam dann etwas verzögert das Statement meiner Mutter. Dabei nahm ich es mir ja gar nicht zu Herzen. Das sagte ich meiner Mutter auch. Was ich mir zu Herzen nahm, war meine Kinderlosigkeit, die hinter diesem Verrat wieder zum Vorschein kam und die ich George genau in diesem Moment übelnahm und ankreidete – mit roter Kreide bitte schön. Oder noch besser – gleich mit meinem Menstruationsblut. Das ich Monat für Monat vergoss. Und wofür? Für die totale Fruchtlosigkeit unserer Ehe, noch dazu der kompletten unfreiwilligen Asexualität unseres Zusammenlebens. Das alles war für mich plötzlich sehr schwer zu ertragen. Dabei hatte ich mich durchaus selbst immer als einen sachlichen und souveränen Charakter gesehen. Aber hier genau begann und endete meine Schwachstelle.
Es war für mich immer klar gewesen, dass ich die Ehe mit George zwecks Vermehrung eingegangen war. Es war sogar die Antwort auf die Frage gewesen: Warum heiraten?
Georges Verhalten und zumal seine Untreue führten unsere Ehe ad absurdum.
An dieser Stelle stand ich nun. Darüber wollte ich mit meiner Mutter reden. Nicht über so etwas Lapidares wie einen sexuellen Seitensprung.
Ich hörte meine Mutter am anderen Ende der Leitung atmen. Sie atmete tief. Sie atmete ein. Sie atmete aus. Und dann sagte sie etwas ganz Ungeheuerliches.
„Ich habe immer gedacht, Du wolltest gar keine Kinder. Das wäre dir viel zu viel Arbeit.“
Tja, das ist meine Mutter. So hörte sie mir nicht zu. Aber meine Wut hielt sich in Grenzen. Eigentlich bestätigte ihr Kommentar nur meine Befürchtung, dass ich ihr eigentlich nichts zu erzählen brauchte. Sie war weder eine gute Zuhörerin, noch eine gute Ratgeberin. Ich seufzte also sehr tief, auch um keine Wut aufkommen zu lassen und antwortete betont ruhig – „Tja, da hast du dich aber total getäuscht.“ Und dann legte ich frustriert auf.