Читать книгу Krebs beim Hund - Kerstin Piribauer - Страница 22

Hormone und Gewebewachstum

Оглавление

Auch Hormone gehören zu den karzinogenen Faktoren, denen ein Organismus ausgesetzt ist. Hormone sind Botenstoffe, die Stoffwechselprozesse im Organismus initiieren und fördern. Östrogen beispielsweise löst die Follikelreifung in den Eierstöcken der Hündin aus. Mit all diesen Prozessen führen Hormone physiologisch fast immer zu einer vermehrten Zellteilung: Gewebe wächst oder weitet sich aus. Das gilt für die Milchleiste der Hündin während der Laktationszeit ebenso wie für die Gebärmutter zu Beginn einer Trächtigkeit, wenn Hormone die dortige Schleimhaut massiv anschwellen lassen, damit die Embryonen sich einnisten können. Diese durch Hormone ausgelösten wachstumsfördernden Prozesse sind physiologische Vorgänge – solange sie im natürlichen Gleichgewicht ablaufen. Wenn aber beispielsweise zusätzliche Hormongaben dieses Gleichgewicht aus dem Lot bringen, besteht damit auch ein erhöhtes Risiko für die Entstehung einer Tumorerkrankung. Das gilt selbstverständlich auch für bestimmte Hormonspritzen, die die Läufigkeit der Hündin verschieben bzw. unterdrücken sollen. Zahlreiche Studien konnten nachweisen, dass das Risiko zur Ausbildung maligner Mammatumoren mit der Verabreichung der früher häufig eingesetzten Progesteronderivate oder hoch dosierter Östrogen-Gestagen-Kombinationen signifikant ansteigt. Heute kommen im Rahmen der sogenannten chemischen Kastration üblicherweise Substanzen zum Einsatz, deren Wirkung bereits auf der Ebene des Hypothalamus und der Hypophyse einsetzt und die daher nicht unmittelbar mit einem höheren Risiko für Mammatumoren verbunden sind. Zu den allgemeinen Risiken und Nebenwirkungen der chemischen Kastration gibt es in der Tiermedizin insbesondere in Bezug auf die Hündin aber noch durchaus widersprüchliche Meinungen.

Eingriffe in den Hormonhaushalt können zum gleichen Ergebnis führen wie der physiologische Prozess, den die körpereigenen Hormone anstoßen: zu einer Zellvermehrung (Proliferation) und zu Gewebewachstum. Wird dieser Prozess allerdings ohne einen sinnvollen Grund initiiert oder unphysiologisch beschleunigt, kann die erhöhte Zellteilungsaktivität auch hier zum Auslöser einer Tumorerkrankung werden. Wieder sind die Vorgänge in den Zellen mit der Arbeit in einer Fabrik vergleichbar: Eine schnellere Proteinproduktion und Zellteilung bedeutet immer automatisch auch eine höhere Fehlerquote. Wird die Produktionsgeschwindigkeit erhöht, steigen die Anforderungen an die Regulations- und Prüfprozesse, und es wird hier und da zu Fehlern kommen. Auch so kann eine initial geschädigte Zelle in den Organismus gelangen und die erste Stufe einer möglichen Karzinogenese darstellen. Die fehlerhafte Zelle entspricht nicht mehr exakt den ursprünglichen Vorgaben: Sie ist genetisch verändert und müsste in den physiologischen geplanten Zelltod geführt werden. Läuft der Prozess der Proliferation aber beispielsweise durch eine Stimulation mittels Hormongaben in einem deutlich beschleunigten Tempo ab, können die Suppressor- und Reparaturgene ihrer Kontrollfunktion für die Zelle nicht mehr zuverlässig gerecht werden, und die Karzinogenese nimmt ihren Lauf.

Zu den wachstumsstimulierenden Hormongaben gehören auch Wachstumsförderer wie anabole Steroide, die zu einem schnelleren Aufbau von Muskelgewebe führen. Derartige Substanzen werden sehr vereinzelt auch heute noch gezielt bei jungen, für die Zucht vorgesehenen Rassehunden eingesetzt, um bereits mit jugendlichen Hunden frühe Ausstellungserfolge zu erzielen. Diese Vorgangsweise ist mit einem hohen Risiko für die Entwicklung einer Krebserkrankung verbunden.

Krebs beim Hund

Подняться наверх