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Kapitel 9

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Bella führte Monique und Alexa durch unwegsames Gelände am Fuß des Berges. Obwohl man noch deutlich einen Pfad erkennen konnte, war ersichtlich, dass er seit mehr als tausend Jahren nicht mehr benutzt worden war. Wenn nicht sogar noch länger. Alexa hatte diesen Weg noch nie benutzt. Sie hatte bisher nicht einmal von dessen Existenz gewusst. Doch Bella schien ihn sehr gut zu kennen. Woher aber kannte sie diesen Weg und wohin führte er?

Schon seit dem Zeitpunkt, als Bella damals nach dem Tod ihrer Eltern aufgetaucht war hatte sie sich immer wieder gefragt, woher Bella eigentlich gekommen war. Wo hatte sie bis zu diesem Zeitpunkt gelebt? War sie bis dahin alleine gewesen? Warum war sie gerade zu ihr gekommen?

Als sie nun zusammen mit Monique diesen Weg ging hatte sie das Gefühl, auf all diese Fragen endlich eine Antwort zu bekommen. Je weiter sie dem Pfad folgten, desto verwitterter wurde seine Beschaffenheit. Große Schlaglöcher säumten den bald immer undeutlicher werdenden Pfad. Ein Steinschlag hier, ein Erdrutsch dort hatte den Weg im Laufe der Zeit immer mehr vor unwissenden Blicken verborgen. Doch Bella führte ihre Schützlinge unbeirrt und mit zielstrebiger Sicherheit. Sie wusste genau, wo sie hin wollte.

Monique war erstaunt darüber, in welche Richtung sich ihre Japanreise inzwischen entwickelt hatte. Menschen mit besonderen Begabungen waren äußerst selten in diesen Zeiten. Es grenzte wirklich an ein Wunder, dass Monique gerade in Japan unter Millionen von Menschen gerade auf diese eine Frau gestoßen war. Schon im Flugzeug hatte sie eine besondere Kraft in ihr gespürt. Doch zunächst hatte Monique so ihre Zweifel daran, dass sie das Ausmaß ihrer wahren Kraft kannte. Immerhin gab es heutzutage kaum noch jemanden, der bewusst mit Magie hantierte.

Das Angebot bei Alexa zu wohnen war sehr überraschend gekommen. Monique spürte, dass Alexa eine reine Seele hatte und nicht davor zurück scheute ihre Freundlichkeit und ihren Optimismus offen zu zeigen. Ihre marineblauen Augen strahlten eine solche Wärme und zugleich eine gewaltige Stärke aus, die es schwer machten sie nicht zu mögen. Auch ihre Kleidung untermalte den Kontrast zwischen Sanftheit und Stärke. Sie zog gerne helle Tops zu dunklen Hosen an. Doch das war nicht alles, was Monique nach ihren bisherigen Beobachtungen über sie sagen konnte.

Alexa war so offen für neue Freundschaften. Und sie hatte eine freundliche Art an sich, der man sich einfach nicht entziehen konnte. Noch nie hatte sie so schnell mit jemandem Freundschaft geschlossen wie mit ihr.

Alexa konnte auch entschlossen und kühn sein, um ihre Ziele zu erreichen. Dies zeigte sich nun auch deutlich, als sie ihrer unsichtbaren Führerin hinterher kletterten. Sie war wirklich eine bewundernswerte Frau. Und ebenso faszinierend war ihre Hündin Bella. Obwohl Monique sie nicht mit ihren Augen sehen konnte, sah sie ein deutliches Bild von ihr in ihrem Geist. Noch nie hatte sie die Präsenz eines solchen Wesens so stark gespürt, dass sie sie mit ihrem Geist wahrnehmen konnte. Sie hatte oft ihre Energien schwach gespürt. Es war jedoch eher wie ein Windhauch auf ihrer Haut gewesen. Nicht visuell erfassbar, nur zu spüren. Bei Bella war es anders. Ihre Kraft war so enorm, dass ihre Energie fast wie ein Leuchtfeuer in Moniques Geist aufleuchtete. Doch auch diese Energie hatte etwas unerwartet vertrautes. Je näher sie dem Berg kamen, desto mehr spürte sie eine Art Verbindung zwischen Alexa, Bella und ihr selbst. Doch das war noch längst nicht alles, was Monique fühlte. Seit sie dem alten Pfad folgten näherten sie sich Etwas. Etwas sehr Altem und Mächtigem. Inzwischen wurde der Weg immer steiler und unwegsamer. Alexa schien jedoch keine Probleme damit zu haben mit Bella mitzuhalten und das war erstaunlich, wenn sie bedachte welches Tempo die Geisterhündin vorlegte. Doch auch Monique war gut in Form.

Schnell brachten sie eine weitere Biegung hinter sich, als Alexa plötzlich stoppte. Sie standen vor einer massiven Felswand, die senkrecht in die Höhe ragte. Doch etwas an dieser Felswand wirkte seltsam. Die Konturen des Gesteins schienen in ständiger Bewegung zu sein. Monique konnte es deutlich sehen.

Alexa stand erstaunt vor dieser Felswand und brachte zunächst keinen Ton hervor. Monique trat näher an sie heran. Schließlich drehte Alexa ihren Kopf und sah ihrer Freundin in die Augen. „Bella ist gerade in dieser Felswand verschwunden, ich habe es genau gesehen. Wie kann das sein?“ Monique schritt langsam auf die Felswand zu und streckte ihre Finger dem grauen Fels entgegen. Als sie die Wand berührte leuchtete die Wand hell auf. Eine gewaltige Energie floss durch Moniques Körper und warf sie zurück. Ein greller Blitz erleuchtete die Umgebung. Ein kalter Wind wehte durch die kleine Einbuchtung, in der Monique und Alexa gerade standen. Monique spürte, wie ihr Wind ihr über das Gesicht strich. Langsam rappelte sie sich wieder auf und betrachtete erneut die Felswand, die sich nun noch mehr zu bewegen schien, als noch vor wenigen Sekunden. „Was ist gerade passiert?“ Es war Alexas Stimme. Monique wandte sich ihr zu und sah sie mit ernstem Blick an. „Diese Wand ist mit einem Schutzzauber belegt. Ich kann ihn nicht brechen. Bestimmt befindet sich dahinter eine Höhle. Doch es ist mir nicht gestattet sie zu betreten. Es gibt nur einen, der das kann.“ Monique und Alexa sahen sich lange stumm an, bis Alexa schließlich resignierend nickte. „Meinst du ich kann diese Barriere aufheben? Ich bin doch schließlich nur eine gewöhnliche Frau.“ Monique schüttelte den Kopf. „Du bist etwas ganz Besonderes. Aus diesem Grund steht dir auch Bella zur Seite. Du bist dazu bestimmt die Höhle hinter der Barriere zu betreten, da bin ich mir sicher.“ Alexa zögerte. „Na gut. Ich versuche es.“ Vorsichtig näherte sie sich der Felswand. Als sie mit ihrer Hand das Gestein berührte, leuchtete es hell auf, um kurz darauf flackernd zu verlöschen. Plötzlich wurde ein etwa drei Meter hoher und vier Meter breiter Höhleneingang sichtbar.

Vorsichtig und am ganzen Körper zitternd betrat Alexa die Höhle, wo sie von Bella freudig begrüßt wurde. Sie wedelte mit dem Schwanz und sprang freudig umher. Monique folgte dicht hinter ihr. Die Höhle war etwa sechs Meter lang und fünf Meter breit. Die Wände hatten einst Zeichnungen bedeckt, doch die Witterung hatte den größten Teil davon zerstört. Doch Alexa schenkte ihnen kaum Beachtung. Etwas anderes weckte ihre Aufmerksamkeit. Etwa in der Mitte der Höhle befand sich ein verwitterter Steinsockel. Er war völlig mit Ruß bedeckt, vielleicht eine alte Feuerstelle, dachte sie sich. Doch dann erkannte sie etwas anderes. Die Spitze des Sockels war flach und ein glänzendes Objekt lag darauf. Alexa näherte sich der Säule vorsichtig. Monique hielt sich im Hintergrund und wartete ab, was geschah, aber es beruhigte Alexa zu wissen, dass sie da war. Als Alexa die Säule erreicht hatte, erkannte sie, dass der Gegenstand, der auf der Säule lag, ein Amulett war. Das Amulett war ungefähr halb so groß wie Alexas Handfläche. Langsam näherte sich Alexa dem Amulett. Wieso hatte Bella sie hier her geführt? Und warum erst jetzt? Hatte es etwas mit Moniques Anwesenheit zu tun? Ihr Blick war fest auf das Amulett gerichtet. Plötzlich begann es rötlich zu schimmern. Es sah aus, wie züngelnde Flammen. Vorsichtig nahm sie es in die Hand. Es fühlte sich warm an. Plötzlich wurde die ganze Höhle in helles rotes Licht getaucht.

Alexa schirmte sich die Augen ab. Als das Licht wieder langsam verblasste sah sie zu Monique, die etwas hinter ihr gestanden hatte. „Was war das?“ Doch sie konnte Monique nicht mehr sehen. Mit einem Mal war sie verschwunden. Nur noch Bella war da. Sie saß neben der Säule und schien auf etwas zu warten. Aber worauf? Jedenfalls schien Bella Alexa nicht zu erkennen. Immer wieder rief sie nach ihr, doch sie blieb neben der Säule sitzen. Was war nur geschehen? Sie sah auf ihre Handfläche, auf der das Amulett ruhte. Es leuchtete noch immer. Doch nicht nur das Amulett leuchtete. Auf ihrer Handfläche schimmerte plötzlich ein rotes Symbol. Alexa erkannte es. Es war das Zeichen für Feuer. Das Amulett hatte auf ihre Hand reagiert. Sollte das etwa heißen…? „Ja Alexa. Dieses Amulett ist für dich bestimmt.“ Alexa zuckte zusammen. „Es deine Bestimmung dieses Amulett zu tragen und die Kräfte, die in ihm schlummern, zu wecken.“ Überrascht sah sich Alexa um. Wer hatte das gerade gesagt? Woher kam diese Stimme? Schließlich viel ihr Blick auf Bella, die inzwischen direkt vor Alexa stand. „Hast du das etwa gesagt, Bella?“ „Ja. Ich spreche zu deinen Gedanken. Du bist dazu bestimmt eine uralte Kraft zu kontrollieren. Du bist eine Kämpferin des Lichts. Du besitzt die Macht das Feuer der Welt neu zu entfachen, damit Licht die Dunkelheit der Menschheit vertreibt. Nur du bist dazu imstande.“ Alexa stand da, wie vom Blitz getroffen. „Aber…warum?“, brachte sie schließlich hervor. „Weil es deine Bestimmung ist.“ Alexa unterdrückte die Tränen, die in ihr aufzusteigen drohten. „Warum bist du damals zu mir gekommen, als meine Eltern gestorben sind?“ „Es war meine Aufgabe diesen Tempel und die Person, der es bestimmt ist, ihn zu betreten, zu beschützen und zu begleiten. Eigentlich hätte ich mich dir erst zeigen sollen, wenn du sechzehn geworden wärst. Doch die Umstände erforderten es, dass ich früher zu dir stoße. Du brauchtest jemanden, der dir Trost spendet und dir zeigt, dass du nicht alleine bist.“ Plötzlich fiel Alexa um Bellas Hals. Sie weinte vor Freude. „Ein Glück, dass ich dich habe. Was würde ich nur ohne dich machen. Aber wieso hast du so lange gewartet, um mir diesen Ort zu zeigen?“ „Ich sollte solange warten, bis eine Frau auftaucht, die die alten Geschichten kennt und ebenfalls die Macht des Lichts in sich trägt. Sie sollte besondere Fähigkeiten haben. Monique ist diese Frau. Sie ist auf der Suche nach den legendären Kriegern des Lichts, die dazu bestimmt sind erneut über das Schicksal der Erde zu entscheiden. Die entscheidende Schlacht steht bald bevor. Ich spüre, wie die dunkle Seite an Macht gewinnt. Du musst Monique begleiten und ihr bei ihrer Aufgabe helfen.“ „Was ist mit dir?“ „Ich werde immer an deiner Seite bleiben. Es ist meine Aufgabe dich zu beschützen und zu begleiten. In dieser Höhle befindet sich noch etwas von großer Wichtigkeit. In einer Felsspalte an der Säule ist etwas versteckt, das deine wahre Vergangenheit betrifft.“ Alexa war verwirrt.

„Wieso, was ist mit meiner Vergangenheit? Sag es mir.“ Doch Bella blieb stumm. „Was soll sie dir sagen?“ Erschrocken drehte Alexa sich um und sah, dass Monique wieder hinter ihr stand. Anscheinend hatte sie nichts von dem mitbekommen, was gerade geschehen war. Das Amulett in Alexas Hand schimmerte noch leicht, doch das Symbol auf ihrer Hand war wieder verschwunden. Hatte sie das ganze vielleicht nur geträumt? Nein, das konnte nicht sein. Es war alles so real gewesen. Es konnte keine Einbildung gewesen sein. Es gab nur einen Weg das herauszufinden. Langsam umrundete sie die Säule und suchte nach der Spalte, die Bella gerade noch erwähnt hatte. Schließlich fand sie wonach sie gesucht hatte.

Die Spalte war gerade groß genug, damit eine Hand hinein passte. Alexa griff in den Spalt hinein und tastete mit ihren Fingern nach etwas. Schließlich fühlte sie ein in Stoff gewickeltes kleines Kästchen. Vorsichtig bugsierte sie das Kästchen aus der Spalte heraus. Der Stoff war schon etwas angegriffen, wirkte jedoch noch wesentlich neuer, als seine Umgebung. Vorsichtig wickelte Alexa das Tuch ab und betrachtete das kleine Holzkästchen. Es war dunkelbraun und auf dem Deckel war ein weißer Schmetterling zu sehen. Was hatte dieses Symbol zu bedeuten. Doch schließlich war Monique es, die eine Antwort darauf wusste. „Das ist unser Familienwappen! Das Wappen der Helsings.“ Neugierig öffnete Alexa das Kästchen. Das Innere war mit dunkelblauem Samt ausgelegt. Ein zusammengefaltetes leicht vergilbtes Blatt lag darin. Alexa nahm es heraus und faltete es vorsichtig auseinander. Es handelte sich um eine alte Geburtsurkunde aus London. Alexa konnte ihren Namen entziffern. Es war ihre Geburtsurkunde. Ihre Eltern hatten gesagt, dass sie beim Umzug verloren gegangen war. Was machte sie in dieser Höhle? Doch dann fiel ihr Blick auf die Zeile, in welcher der Nachname stand. Verblüfft riss sie die Augen auf. Es konnte nicht wahr sein, oder? Es war unglaublich, was sie da las. Anstatt des Namens Miller stand dort Van Helsing in der Spalte. Wie konnte das sein? War es ein Druckfehler? Ein Irrtum? Nein! In ihrem Inneren spürte sie, dass es stimmte. Sie war eine Helsing. Warum hatten ihre Eltern das verschwiegen? Nein, es waren nicht ihre richtigen Eltern gewesen. Was war damals nur geschehen? Plötzlich spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter. Es war Monique. „Was hast du gefunden?“ Mit zittriger Hand hielt sie Monique die Urkunde entgegen. Monique betrachtete das Dokument und auch sie konnte kaum fassen, was sie gerade sah.

Die Urkunde war für Alexa van Helsing ausgestellt. Geboren am 17. Juli 2002 in London. Die Eltern waren Isabelle und Adrian van Helsing.

Es waren Moniques Eltern. Es gab noch eine weitere Zeile, die auch die letzten Zweifel auslöschte.

Geschwister: Monique Isabelle Jennifer van Helsing, geboren am 1. Februar 2000 in London.

Monique und Alexa waren Schwestern, daran gab es keinen Zweifel mehr. Keiner von ihnen brachte einen Ton heraus.

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