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Kapitel 4

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Trübes Licht fiel in das alte Lagerhaus, welches direkt am verlassenen Pier in Cardiff lag. Seit Jahren hatte hier kein Schiff mehr angelegt. Langsam versank die Sonne am Horizont und tauchte das Land in ein tiefes Rot. Eine leichte Brise wehte vom Meer her und brachte kühle Luft mit sich. Die ersten Lichter in den entfernten Hochhäusern begannen zu leuchten. Die Nacht brach herein. Ein Leuchtturm warf seinen Lichtkegel aufs Meer hinaus, um den Schiffen, die in der Nacht die Bucht erreichten einen sicheren Weg zu leuchten. Ab und zu streifte der Lichtkegel das Dach, des alten Lagerhauses und enthüllte unzählige Stellen, an denen die Farbe und sogar der Putz von den Wänden abbröckelte, um sie kurz darauf wieder im Schleier der Dunkelheit zu verbergen. Die gewaltigen Rolltore waren verrostet und Stellenweise durchlöchert. Neben dem großen Gebäude lag das alte Trockendock, in dem früher Schiffe gewartet und gebaut worden waren. Doch nun war die Vertiefung mit Schrott und Unrat angefüllt. Ein dunkler Wagen näherte sich dem alten Lagerhaus. Die Scheinwerfer waren abgestellt. Langsam rollte der Wagen vor den Toren aus und wartete, bis die alten Tore quietschend nach oben gezogen wurden. Schließlich verschwand es in der Finsternis, die im Inneren noch stärker zu sein schien. Als kurz darauf de Lichtkegel des Leuchtturms erneut das Gebäude streifte, war das Tor wieder geschlossen und nichts deutete mehr darauf hin, dass hier vor wenigen Augenblicken etwas geschehen war, was eigentlich nicht hätte sein können.

Geduldig wartete Ashara darauf, dass ihre Begleitung die Wagentür öffnete und ihr beim Aussteigen behilflich war. Warum mussten Männer immer nur so kompliziert sein? Anstand und Sitte waren doch ohnehin nur Fassade. Wenn Männer eine Frau verführen wollten, so konnten sie zu sehr guten Schauspielern werden. Doch wenn sie erreicht hatten, was sie wollten, dann kam ihre wahre Natur zum Vorschein. Aber Ashara kam es nicht auf so etwas an. Sie fühlte sich dadurch auch nicht gekränkt. Im Gegenteil, diese Eigenschaft der Männer, machte es ihr unglaublich leicht an ihre Beute zu kommen. Heute Abend hatte sie sich einen jungen und gut gebauten Mann geangelt. Ein Immobilienmakler, wie er ihr erzählt hatte. Er hatte kurzes dunkelbraunes Haar und grüne Augen. Er hatte sofort auf Asharas Anwesenheit reagiert. Manchmal war es einfach zu leicht. Langsam führte sie ihren Begleiter in einen der Nebenräume. Doch noch bevor sie die Türe öffnen konnte kam ihr schon ein in schwarz gekleideter Mann entgegen. „Na süße. Warst mal wieder auf Beutezug. Wie ich sehe hast du einen guten Fang gemacht. Wie wäre es, wenn wir zwei uns dieses Muttersöhnchen teilen würden. Ich bin sicher, dass wir zwei viel Spaß haben werden.“ Ashara sah ihrem Begleiter kurz in die Augen und ließ ihn stehen. Sein Blick war trüb und er rührte sich nicht von der Stelle. Es schien, als wäre er in Trance. Ashara trat auf den in schwarz gekleideten Mann zu und lächelte mit ihren schwarzen Lippen. Ihre Blicke trafen sich. „Mardock. Du wirst es wohl nie lernen, oder?“ Mit einem schnellen Schlag beförderte sie Mardock in einen Haufen alter Kartons, die in einer Ecke des Lagerhauses standen. „Lieber würde ich verdursten, als mit dir meine Beute zu teilen. Hast du das endlich verstanden?“ Mardock rappelte sich wieder auf, stützte sich mit den Händen auf dem Boden ab und lächelte Ashara verschmitzt zu. „Na komm schon Kleine. Ich weiß, dass du auf mich stehst. Ich sehe es in deinen Augen.“ Erneut wandte sich Ashara an Mardock, der gerade aus dem Kistenhaufen heraus kletterte. „Das hättest du wohl gerne. Du verwechselst da etwas. Es ist nicht Begierde, die du siehst, sondern Hass. Ich weiß nicht, warum du eigentlich noch bei uns bist. Unsere Gebieterin muss, was dich angeht etwas falsch gemacht haben, oder du bist einfach ein hoffnungsloser Fall. Und jetzt lass mich in Ruhe.“ Doch Mardock wollte nicht so schnell aufgeben. Da packte ihn jemand an der Schulter und schleuderte ihn gegen die Wand. „Hast du nicht gehört, Casanova? Ashara möchte nicht gestört werden.“ Cero sah Ashara kurz an und wandte sich dann ab. Rasch verschwand er wieder im Schatten. Seine dunkel blaue Jacke flackerte im Wind und verbarg sein Gesicht, als er sich noch einmal kurz umwandte. Ashara nickte ihm hinterher und kümmerte sich nun endlich wieder um ihren Begleiter. Sie führte ihn in den Nebenraum. Als sie die Türe hinter sich geschlossen hatte, umschlang sie seinen Hals und fühlte seinen Puls. Sanft glitten seine Finger über ihren Körper. Nun legte Ashara ihren Kopf auf seine Brust und arbeitete sich langsam zu seinem Hals hoch. Als sie ihren Kopf auf seine Schulter legte, begann sie sich zu verändern. Als sie den Mund öffnete, zeigten sich lange Fangzähne, die sie genüsslich in den Hals ihres Opfers schlug. Der Mann riss entsetzt seine Augen auf, als er endlich merkte, in welcher Situation er sich befand. Doch es war zu spät. Ashara hatte bereits den letzten Tropfen Blut aus seinem Körper gesaugt. Achtlos warf sie den Leichnam zur Seite, während sie noch den Geschmack des Blutes auf ihren Lippen genoss. Doch in diesem Moment sagte ihr Instinkt, dass etwas passierte. Nervös blickte sie sich um. Es war Niemand zu sehen. Dann spürte sie es erneut. Es war viel intensiver, als beim ersten Mal. Jemand rief sie, doch diesen Ruf hatte sie schon lange nicht mehr vernommen. Ihre Gebieterin rief nach ihr. Sie musste zur Kristallkugel. Ohne großen Kraftaufwand öffnete sie eine Bodenplatte des Raumes. Unter der Platte befand sich eine Öffnung. Ashara griff hinein und holte eine schwarze Kugel heraus. Sie glühte schwach. Mina rief nach ihren Dienern. Konnte es sein, dass endlich der Tag gekommen war, auf den sie so sehnsüchtig gewartet hatte? Mit der Kugel in der Hand lief sie in ihr Zimmer, wo sich der Halter für die Kugel befand. Sanft ließ sie die Kugel in die Fassung gleiten. Sofort verstärkte sich das Leuchten und tauchte den Raum in ein unheimliches Zwielicht. Eine dunkle Gestalt erschien im Inneren der Kugel. Doch das Gesicht konnte Ashara nicht erkennen. „Meisterin Mina, sind sie es?“ „Ja. Meine Treue Dienerin. Ich habe einen Auftrag für dich und die Anderen.“ Ashara verbeugte sich knapp. „Ich verstehe, worum geht es?“ Die dunkle Gestalt in der Kristallkugel schien sich zu Bewegen. „Ich spüre, dass der entscheidende Tag kurz bevorsteht. Wir müssen uns darauf vorbereiten. Die Welt wird erneut unter unserer Macht erzittern. Doch vorher müssen wir die drei magischen Amulette finden. Mit ihnen wird unsere Macht unendlich sein.“ „Aber Meisterin. Die magischen Amulette sind seit mehr als zweitausend Jahren verschollen. Niemand weiß, ob sie überhaupt noch existieren. Wie sollen wir sie überhaupt finden?“ „Ich spüre, dass die Kräfte der Amulette erwacht sind. Sie suchen nach ihren Trägern, den legendären Kämpfern. Ich spüre deutlich ihre Kräfte. Wir müssen sie vorher finden. Wenn sie den legendären Kämpfern in die Hände fallen, sind sie nutzlos für uns. Macht euch auf den Weg nach Australien, dort werdet ihr das erste Amulett finden. Macht schnell. Meine Visionen zeigen mir, dass unsere Widersacher auch schon auf der Suche nach den Amuletten sind. Verliert keine Zeit.“ „Ja Gebieterin. Wir werden das nächste Flugzeug nehmen. Wir werden nicht versagen.“ „Ich melde mich bald wieder bei euch. Enttäuscht mich nicht.“ Damit verschwand Minas Gestalt und die Kugel war wieder schwarz. Endlich war die Zeit der Rache gekommen. Seit dem Tod von Minas altem Meister, warteten sie auf den Tag, an dem die alte Prophezeiung endlich erfüllt würde. Der Kampf zwischen Dunkelheit und Licht. Mehrere hundert Jahre waren die Mächte der Dunkelheit zerschlagen und über die ganze Welt verstreut gewesen. Mit dem Erwachen der Amulette hatte der Countdown zur letzten Schlacht begonnen. Nun konnten sie endlich aus ihren Verstecken hervor. Die Zeit der Schwäche war vorbei und Ashara spürte, wie ihre alten Kräfte wiederkehrten. Sie hatten endlich ein neues Ziel. Doch nun mussten sie unverzüglich aufbrechen. Sie durften keine Zeit verlieren.

Herrin der Finsternis

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