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Kapitel 6

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Monique blätterte aufmerksam durch die ersten Seiten des Buches. Bisher hatte sie noch Nichts gefunden, was sie nicht bereits gewusst oder was ihr auch nur im Ansatz weitergeholfen hätte. Die alten japanischen Symbole waren für Monique sehr einfach zu lesen, auch wenn heute kaum noch jemand diese Sprache beherrschte. Das Buch war zudem nicht sehr dick, daher würde sie es sehr schnell durchgelesen haben. Doch in dem Moment, als sie sich gerade in das Buch vertieft hatte, klopfte es an der Tür zu ihrem Zimmer. Wer konnte das nur so früh sein? Es wusste doch fast niemand, dass sie hier war. Hastig verstaute Monique die Bücher in ihrer Reisetasche und ließ die Schlösser an den Riemen einrasten. Das Klopfen dauerte an und wirkte beinahe schon aufdringlich. „Ja, ich komme gleich. Ich muss mir nur etwas anziehen.“ Es war gelogen, doch es gab ihr genug Zeit sich ihren Besucher durch den Türspion genauer zu betrachten. Ihr Herz klopfte wie wild. Sie spürte, dass etwas nicht stimmte. Doch zum ersten Mal seit neun Jahren konnte sie nicht genau sagen, was es war. Und genau dieser Umstand war es, der ihr solche Angst machte. Vorsichtig spähte sie durch die Linse. Erstaunt wich sie zurück. Das konnte doch nicht sein. Was machte Mauris hier? War etwas in London passiert? Hatte ihr Onkel ihn geschickt? Mauris schien sehr aufgeregt zu sein und sah sich mehrmals nervös um, so als hätte er Angst, dass ihm jemand folgen könnte. Monique hatte ihn noch nie so außer sich gesehen. Er musste sehr überstürzt aufgebrochen sein. Er hatte sich nicht einmal Rasiert. Er trug eine dunkle Jake in Kombination mit einer ziemlich verschlissenen und ausgebleichten Jeans. Erneut klopfte er an die Tür, wobei er sich wiederum nervös umsah. Monique war beunruhigt. Sie entriegelte die Türe und öffnete sie vorsichtig. Mauris zögerte keinen Augenblick und betrat ohne weiteres das Zimmer. „Schnell, Kind. Mach die Tür zu.“

Hatte er sie gerade wirklich Kind genannt? Mauris musste wirklich sehr verstört sein. Er hatte sie seit neun Jahren nicht mehr so genannt. Doch im Moment war es ihr egal. Monique schloss rasch die Tür und schob den Riegel wieder davor. „Was ist los, Mauris? Was machst du hier? Hat dich mein Onkel geschickt?“ Bei diesen Worten wurde Mauris ganz bleich und begann fast zu zittern. „Monique…dein Onkel.“ Er schwieg und brach in Tränen aus. „Was ist mit meinem Onkel? Nun sag schon!“ Monique klang verstört. „Es ist so schrecklich.“ Monique wurde langsam ungeduldig. Doch sie konnte verstehen, dass Mauris viel durchgemacht haben musste. „Was ist los?“ Mauris brauchte noch einige Sekunden, bis er sich wieder einigermaßen beruhigt hatte. „Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte. Ich habe nicht einmal geschlafen. Es ist etwas Schreckliches passiert. Ich war gerade bei deinem Onkel, um mit ihm über euren Fortschritt zu sprechen. Außerdem habe ich neue Hinweise auf den Aufenthalt der Krieger gefunden, die ich ihm unbedingt geben wollte. Doch…“ Erneut verstummte Mauris. Monique ahnte das Schlimmste. Seit gestern war ihr Onkel nicht mehr ans Telefon gegangen. „Nun sag schon. Du wolltest zu meinem Onkel. Als du angekommen bist, was war da?“ „Ich fuhr gerade die Einfahrt hinauf. Doch dann viel mir auf, dass die Türe offen stand. Etwas stimmte nicht. Ich betrat das Haus. Die Eingangshalle war völlig verwüstet. Überall lagen Trümmer und Scherben herum. Doch dein Onkel war nicht da. Ich suchte überall. Und schließlich fand ich ihn doch. Aber er war nicht allein. Er war auf einen Stuhl gefesselt und von fünf Personen umstellt. Alle waren in dunkle Kleidung gehüllt. Das Zimmer war ebenfalls verwüstet. Sie folterten deinen Onkel und fragten ihn nach irgendwelchen Amuletten. Keine Ahnung, was sie damit meinten.“ Monique horchte auf. Suchten diese Kerle etwa nach denselben Amuletten, wie sie? „Was ist dann passiert?“, wollte Monique wissen. „Schließlich bemerkten die Gestalten mich und schlugen mich KO. Ich weiß nur noch, dass dein Onkel, als ich aufwachte, fort war. Diese Kerle haben ihn entführt.“ Monique schwieg. Sie konnte es nicht fassen, was sie gerade gehört hatte. Ihr Onkel war entführt worden. Was sollte sie nur machen? „Hast du gesehen, wer es war?“ „Nein. Sie waren zu schnell. Aber ich erinnere mich noch an ihre Augen. Blutrote Augen, die mich anstarrten.“ Erneut brach Mauris in Tränen aus. Monique versuchte ihn zu trösten. Rote Augen. Hatte sie so etwas nicht schon einmal gelesen? Woher kam ihr diese Beschreibung nur so bekannt vor? Sie warf einen Blick auf ihre Reisetasche. Plötzlich wusste sie es wieder. Sofort öffnete sie die Tasche und holte das Buch hervor, welches sie gerade dort versteckt hatte. Hastig blätterte sie die Seiten noch einmal durch, bis sie die Stelle gefunden hatte, die sie suchte. „Hier ist es.“ Mauris schien sichtlich überrascht zu sein. „Wie meinst du das?“ Monique begann zu lesen und Mauris lauschte ihren Worten. Es war die Beschreibung des letzten großen Kampfes zwischen Gut und Böse. Doch Monique ging es um die Beschreibung des Bösen. „Dunkle Gestalten von gewaltiger Macht. Alles was sie berührten wurde öd und böse. Ihre Augen waren rot wie Blut und ihre Mäuler waren vom Blut ihrer Feinde verschmiert. Nicht einmal das Tageslicht konnte dieser Brut schaden. Erst als drei mutige Kämpfer ihre Waffen erhoben, konnten sie die Vampire besiegen und die Dunkelheit vertreiben.“ Mauris riss verblüfft die Augen auf. „Woher hast du das? Das ist die passendste Beschreibung, die ich mir denken kann. Zumindest alles bis auf die Blutverschmierten Mäuler. Als ich die Villa betrat, überkam mich ein kalter Schauer. Es fühlte sich unheimlich an, zudem lag eine bedrückende finstere Energie in der Luft. Meinst du…?“ Monique nickte ernst. „Ich bin mir sicher. Und ich weiß auch, wonach sie suchen. Hier sieh mal.“ Monique schlug das Buch auf und zeigte Mauris die Zeichnungen, die zeigten, wie die magischen Rüstungen eingeschmolzen und zu drei Amuletten verarbeitet wurden. Mauris war sichtlich erstaunt. „Meinst du, sie haben nach diesen Amuletten gesucht?“ Wieder nickte Monique. „Wir müssen schnell herausfinden, wo sich die Amulette befinden. Wo sie sind, werden wir auch die Entführer finden, da bin ich mir sicher. Bleib hier in Japan, Mauris. Hier wirst du sicher sein. Ich mache mich auf die Suche.“ „Aber Monique. Das ist viel zu gefährlich. Du solltest nicht alleine gehen.“ Monique lächelte zuversichtlich. Doch sie wusste, dass dies nur Fassade war. Tief in ihrem Inneren fühlte sie Angst und Unsicherheit. Zum ersten Mal wusste sie nicht, ob sie wirklich das Richtige tat. Doch sie wollte auch niemanden unnötig in Gefahr bringen. Deshalb war es das Beste, wenn sich Mauris aus der Sache raushielt. Sie wollte nicht noch jemanden verlieren. „Pass auf dich auf.“ Monique nickte, während sie ihren Koffer packte. Sie stopfte ihre alten Sachen in eine Tüte und verstaute sie in einem freien Eck des Koffers. Dann nahm sie wieder das Buch zur Hand. Sie musste unbedingt herausfinden, wo sie das erste Amulett und den ersten Krieger finden konnte. Sie schlug es etwa in der Mitte auf, dort wo sich die Zeichnungen befanden. Doch das kannte sie bereits. Sie blätterte noch etwas weiter. Es musste doch einen Hinweis geben.

Erschöpft sank Monique in den Sessel des Flugzeugs und schaute aus dem kleinen Fenster zu ihrer Linken. Es hatte fast fünf Stunden gedauert, bis sie endlich auf einen Hinweis auf die Herkunft des ersten Kriegers gestoßen war. Bestimmt würde sich dort eine Art Tempel befinden. Alles, was sie gefunden hatte deutete darauf hin, dass sie nach Australien musste. Zum Glück würde der Flug von Japan aus nicht so lange dauern. Sie fühlte sich matt und brauchte dringend etwas Schlaf. Aber wie sollte sie ruhig schlafen, wenn ihr Onkel in Gefahr war? Sie musste ihn finden, koste es was es wolle. Ungeduldig wartete sie auf den Start des Flugzeuges. Inzwischen hatte der Abflug fast sechs Minuten Verspätung, weil einige Fluggäste aufgrund eines Verkehrsunfalls noch nicht eingetroffen waren. Doch plötzlich fuhr Monique hoch. Sie hatte gerade ein seltsames Gefühl gehabt. Es schien etwas Vertrautes. Doch Monique wusste nicht, was es war. In diesem Moment betrat eine junge Frau das Flugzeug. Sie hatte langes Blondes Haar und war ungefähr Eins Siebzig groß. Monique wurde das Gefühl nicht los, dass sie das Mädchen kannte. Doch woher nur? Die Frau kam direkt auf sie zu und nahm neben Monique Platz. „Entschuldigen sie die Verspätung. Aber der Verkehr um diese Zeit ist einfach mörderisch.“ Sie lächelte betroffen, denn wirklich amüsant war dieser Spruch nicht, wenn man bedachte, dass bei dem Verkehrsunfall etwa vier Menschen ums Leben gekommen waren. Monique konnte sich nicht helfen. Sie wusste, dass sie die Frau kannte. Es ließ ihr einfach keine Ruhe. „Na ja. Jetzt kann es ja losgehen.“ Die Frau nickte Monique zu und lächelte. Dieses Mal war es sogar ein aufrichtiges Lächeln. Schließlich konnte Monique ihre Neugier nicht mehr zurückhalten. „Wie heißen sie eigentlich?“ „Oh, entschuldigen sie, wo bin ich nur mit meinen Gedanken. Mein Name ist Alexa Miller.“ Alexa trug ein modisches Top und verwaschene Jeans. Ihr Haar hatte sie hinten zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Als sie Monique die Hand gab, durchfuhr sie erneut dieses Gefühl des Erkennens. Es war eine Art Energiestoß, der durch Moniques Körper floss. „Mein Name ist Monique Isabelle Jennifer van Helsing. Aber nenn mich einfach Monique. Ich komme aus London.“ Alexa sah Monique erstaunt an. „Sie sind doch nicht etwa die Vorsitzende der Helsing Organisation, oder etwa doch?“ Monique nickte. „Was treibt sie denn nach Australien?“ „Forschungen. Ich bin auf der Suche nach Relikten. Und sie?“ „Ich lebe in Australien. Aber geboren wurde ich ebenfalls in London. Als ich noch ein Baby war zogen meine Eltern nach Australien. Ich war gerade in Japan, um mich mit meinem Club zu treffen.“ Monique wurde neugierig. „Was für ein Club?“ Alexa wurde noch heiterer. „Ein Verein von Extremsportlern. Wir haben uns getroffen, um auf dem Mikuni-Sammyaku Gebirge Ski zu laufen.“ Monique nickte verstehend. Alexa schien sehr Abenteuerlustig zu sein. Die Skigebiete auf dem Mikuni-sammyaku Gebirge gehörten zu den schwierigsten und aufregendsten Pisten der Welt. Monique staunte nicht schlecht. Alexa war eine fröhliche und verwegene junge Frau, und sie schien unglaublich schnell Freundschaften schließen zu können. Zumindest die Freundschaft von Monique hatte sie bereits gewonnen. „Nach welchen Relikten suchen sie denn? Vielleicht kann ich ihnen ein bisschen helfen.“ Monique zögerte. Wie viel konnte sie sagen, ohne zu viel zu verraten. Zudem glaubte sie kaum, dass Alexa wirklich helfen konnte. Aber was sollte es schon schaden. Sie wusste einfach, dass sie Alexa vertrauen konnte. Sie holte ihre Reisetasche unter dem Sitz hervor und suchte nach dem Buch. „Ich werde es dir am besten zeigen. Und bitte, nenn mich doch Monique.“ Nun lachte Alexa. „Na gut Monique. Ich schätze dann sind wir per Du?“ Monique nickte. „Sieh dir mal diese Bilder an und sag mir, ob dir etwas davon bekannt vorkommt.“ Sie schlug die Seite mit den Zeichnungen auf. Alexa betrachtete die Zeichnungen lang und schweigend. „Ich bin mir sicher, dass ich so etwas ähnliches schon mal gesehen habe. Ich weiß nur nicht mehr genau wo das war. Es ist schon ziemlich lange her.“ Für einen Moment machte Moniques Herz einen Freudensprung. Doch schon einen Augenblick später verflogen ihre Hoffnungen. In dem Buch stand kein Hinweis darauf, wo genau sich der Tempel mit dem Amulett befand. Aber vielleicht konnte Alexa ihr doch helfen. Immerhin schien sie sich wirklich daran zu erinnern eine ähnliche Zeichnung schon einmal gesehen zu haben. „Weißt du was, Monique?“ Monique wandte ihren Blick vom Fenster ab und sah Alexa in die Augen. Es sah so aus, als würde ein unbändiges Feuer in ihnen brennen. „Ja?“ „Wenn du willst kannst du bei mir wohnen, so lange du in Australien bist. Ich habe noch ein Gästezimmer, das kaum benutzt wird. Dann brauchst du dir kein Hotelzimmer suchen.“ „Danke. Ich nehme dein Angebot gerne an.“ Damit war so weit alles geregelt. Monique wusste zwar nicht, warum Alexa Monique einfach so zu sich einlud. Aber sie fühlte, dass es richtig war. Es sollte so geschehen. In weniger als einer Stunde würden sie bereits landen. Irgendetwas Besonderes lag in dieser Frau verborgen. Doch Monique konnte noch immer nicht genau sagen, was es war. Einerseits fühlte sie sich wohl in ihrer Gegenwart, doch gleichzeitig spürte sie etwas, das noch weitaus mächtiger zu sein schien, als ihr Äußeres vermuten ließ. Alexa hatte eine enorme innere Kraft. Ob sie es selbst schon wusste? Zumindest strahlte sie eine Zuversicht aus, die ansteckend war.

Herrin der Finsternis

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