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Kapitel 10

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Alexa und Monique waren beide sprachlos, doch nun wurde so vieles klarer. Das Gefühl, dass sie gehabt hatten, als sie sich das erste Mal begegnet waren, dass sie sich sofort gut verstanden hatten, beinahe schon wie langjährige Schwestern. Es hatte nun alles einen Sinn. Noch immer hielt Monique die Urkunde in ihrer Hand, die das Geheimnis aufgedeckt hatte, doch wie war sie nur hier hergekommen? Wer hatte sie in der Spalte versteckt und warum? Auf jeden Fall konnte es kein Zufall sein, dass Alexa diese Höhle gerade jetzt entdecken sollte. Es musste ein Plan dahinter stecken. Die Überraschung wich schließlich großer Freude. Immer war sie allein gewesen. Ein Einzelkind ohne Eltern, die bei ihrem Onkel wohnte. Natürlich hatte sie auch Freunde gehabt. Doch sie hatte sich nichts sehnlichster gewünscht, als eine Schwester, mit der sie alles teilen konnte. Und nun hatten sie herausgefunden, dass sie tatsächlich eine Schwester hatte.

Alexa brauchte einige Sekunden, um wieder klar denken zu können. Sie sah Bella in die Augen und versuchte eine Frage zu stellen. „Warum erst jetzt? Wieso sollte ich es erst jetzt erfahren, dass ich eine Schwester habe? Warum Bella?“ Doch Bella schwieg. War es vielleicht doch nur ein Traum gewesen, oder eine Vision? Alexas ganzes Leben hatte sich von einem Moment zum anderen völlig auf den Kopf gestellt. Sie hatte erfahren, dass die Eltern, denen sie Jahrelang nachgetrauert hatte, gar nicht ihre richtigen Eltern gewesen waren. Doch was war damals wirklich passiert? Warum hatten ihre richtigen Eltern sie weggegeben und Monique behalten? All diese Fragen quälten sie und ließen ihren Verstand nicht zur Ruhe kommen. Doch ein Gefühl überdeckte all diese Zweifel und Fragen. Es war Freude. Eine so gewaltige Freude darüber, dass sie nicht mehr alleine war. Sie stand auf und fiel nun Monique um den Hals, welche die Umarmung erwiderte. Alexa war so glücklich eine Schwester zu haben, dass sie für einige Momente alles andere vergaß. Tränen rannen ihr über Wange und Kinn. Sie hatte nicht nur eine Freundin in Monique gefunden. Sondern eine Schwester und mit ihr einen Teil ihrer verworrenen Vergangenheit. Zusammen würden sie nun auch die letzten Rätsel lösen. Plötzlich viel ihr wieder das Amulett ein, das sie in ihrer Hand hielt. Sie zeigte es Monique. „Ist es das, was du gesucht hast?“ Moniques Augen weiteten sich. Aus ihrer kleinen Reisetasche holte sie ein kleines Buch hervor. Der Einband war rot und auf dem Buchdeckel erkannte sie das Symbol, das bis vor kurzem noch auf ihrer Handfläche zu sehen gewesen war. „Ich kenne das Symbol, Monique. Ich habe es vorher auf meiner Hand gesehen.“ Monique schaute kurz auf. „Bist du sicher?“ Alexa nickte. Hastig blätterte Monique durch die Seiten des Buches, bis sie das fand, was sie gesucht hatte. Sie hielt das Buch neben das Amulett und verglich es mit der Zeichnung im Buch. „Sie sind identisch. Es ist das Feueramulett. Genau danach habe ich gesucht.“ Alexa streckte ihr nun das Amulett entgegen. „Dann nimm es.“ Aber Monique schüttelte den Kopf. „Es war deine Bestimmung es zu finden und zu besitzen. Trage es immer bei dir, denn du bist die Feuerkriegerin des Lichts. Du beherrschst das Element Feuer. Es ist einfach unglaublich. Ich habe eine Schwester und zugleich die erste Kriegerin gefunden.“ Nun wurde Alexa neugierig. „Erzähl mir alles, was du über diese Sache weißt. Was für Krieger sind das, nach denen du suchst?“

Monique lächelte erfreut und begann damit die ganze Geschichte zu erzählen.

„Also. Es begann…“

Als Monique zu Ende erzählt hatte, sah Alexa sie mit einer Mischung aus Staunen und Erkennen an. „Das ist ja unglaublich.“, brachte sie schließlich hervor. Alexa hatte Moniques Geschichte mit großem Interesse zugehört. „Dann stimmen also diese alten Geschichten. Ich habe so etwas schon in alten Büchern gelesen.“ Monique nickte. Doch sie teilte Alexas Begeisterung keineswegs. „Diese Bedrohung ist real und wir sollten sie auf keinen Fall unterschätzen. Sie haben unseren Onkel entführt und wer weiß, was sie mit ihm anstellen werden, um an Informationen zu gelangen. Aber ich bin mir sicher, dass es nichts Gutes sein wird.“

Alexa nickte ernst. Auch sie wusste, dass die Ereignisse, die sich in naher Zukunft ereignen würden, über das Schicksal aller bestimmen würden. Doch es war alles so aufregend. Sie hatte eine Schwester gefunden und die Wahrheit über ihre wahre Familie herausgefunden. Um nichts in der Welt wollte sie auf die Erfahrungen des letzten Tages verzichten. Sie war nicht mehr alleine. Vor allem hatte sie nun keine Bedenken mehr Monique alles zu erzählen. „Ich hatte eine seltsame Vision, als ich das Amulett berührte. Bella sprach zu meinen Gedanken. Sie sagte mir, dass ich die Kräfte des Amuletts wecken müsse. Weißt du, was sie damit gemeint haben könnte?“ Monique zuckte mit den Schultern. „Nun ja. Die Kräfte, die den legendären Kriegern zu Eigen waren, kamen aus ihrem Inneren. Die Amulette, beziehungsweise die Rüstungen, aus denen später die Amulette hergestellt wurden, waren so eine Art Schlüssel, die den Trägern des Lichts dabei halfen ihre Kräfte zu wecken und zu bündeln. Doch dies gelang ihnen nur, wenn sie die völlige Kontrolle über ihre Geistigen Fähigkeiten erlangen konnten. Nach dem ersten Kampf gegen die Finsternis wurden die Rüstungen eingeschmolzen und die Amulette hergestellt. In ihnen schlummern die gewaltigen Kräfte der Elemente. Doch sie befinden sich in einer Art Ruhezustand. Ich glaube, dass viele in den Besitz der Amulette gelangen wollten, um ihre Kräfte zu nutzen. Aber nur die Personen, welche die Amulette zu tragen bestimmt sind, können ihre wahren Kräfte wecken um die Elemente zu kontrollieren.“ Alexa lauschte den Worten ihrer Schwester aufmerksam. Doch dann zuckte sie wieder mit den Schultern. „Doch wie dies genau zu machen ist, kann ich dir nicht sagen. Ich kann nur hoffen, dass du die Antwort darauf rechtzeitig selbst finden wirst.“ Alexa band sich das Amulett um den Hals und versteckte es unter ihrem Top. „Also gut. Worauf warten wir noch? Brechen wir auf.“ Monique blickte Alexa an, die gerade die Höhle verlassen wollte.

In diesem Moment klingelte Moniques Handy. Wer konnte sie nur hier und jetzt anrufen? Sie drückte die Annahmetaste. „Ja?“ Es war Mauris Stimme, die aus dem Lautsprecher erklang. „Hi Monique. Mir ist gerade noch etwas eingefallen, was dir weiterhelfen könnte. Ich habe noch gehört, dass die Entführer etwas von Australien gesprochen haben. Offensichtlich vermuteten sie, dass etwas Wichtiges dort versteckt sei. Jedenfalls sprachen sie von einem Familiengeheimnis, das sich in der Nähe einer alten Farm befinden sollte. Anscheinend wollten sie dort mit deinem Onkel hin.“ Monique erblasste am Telefon. Woher wussten die Vampire das nur? Wussten sie auch von Alexa? Wenn das so wäre, dann waren sie hier in großer Gefahr. Sie mussten so schnell wie möglich hier weg. „Ich habe verstanden. Ach ja…Sagt dir der Name Alexa vielleicht etwas?“ Mauris am anderen Ende schien zu erschrecken. „Sagtest du Alexa?“ Seine Stimme klang zittrig. „Ja. Sagt dir der Name etwas?“ „Woher hast du diesen Namen?“, fragte Mauris aufgeregt. „Ich habe eine junge Frau mit diesem Namen kennen gelernt.“ Ein kurzes Schweigen. „Diesen Namen habe ich schon lange nicht mehr gehört. Ist ihr Nachname zufällig…“ „Miller. Ihr Nachname war Miller.“ „Dann hast du sie also gefunden. Abraham war der Ansicht, dass du sie früher oder später alleine finden würdest. Oh man, das ist wirklich der Hammer. Weißt du was das bedeutet? Alexa Miller…Sie ist deine Schwester Monique.“ „Das haben wir auch schon herausgefunden. Wir fanden in einer alten Höhle ihre Geburtsurkunde. Was mich interessiert ist, ob du weißt, was damals vorgefallen ist.“ Monique hörte ein seufzen. „Ich denke es ist an der Zeit es dir zu erzählen.“ „Moment, warte kurz.“ Sie drückte die Lautsprechertaste an ihrem Handy, damit Alexa ebenfalls zuhören konnte. „Na gut. Leg los.“ „ Es geschah kurz nach dem Tod eurer Eltern. Schon damals war uns klar, dass ihr zwei besondere Fähigkeiten besitzt. Nur das Ausmaß war uns noch nicht bekannt. Abraham war damals nicht in der Verfassung sich um euch beide zu kümmern. Deshalb boten sich die Millers an auf Alexa aufzupassen. Sie waren alte Freunde deiner Mutter und sie hatten leider das Pech, dass sie keine eigenen Kinder bekommen konnten. Abraham dachte es wäre das Beste, wenn sie Alexa zu sich nehmen würden. Ihr beide wart damals noch viel zu klein um eure Umwelt wirklich wahrzunehmen. Die beiden waren überglücklich, als sie Alexa zu sich nahmen. Es war das Beste, was wir damals machen konnten. Schließlich zogen die Millers nach Australien und kurz darauf erfuhren wir von ihrem Tod. Es war ein großer Schock. Wir nahmen an, dass auch Alexa bei diesem Unfall ums Leben kam. Aus diesem Grund haben wir damals nichts unternommen, um sie zu uns zu holen. Und du hast sie tatsächlich gefunden? Unglaublich. Wie hat sie überlebt?“ „Sie hat bei ihrem Onkel James gelebt.“ „Oh, man. James Miller. Warum haben wir damals nicht daran gedacht. Er lebte auch in Australien. Wie konnten wir es nur vergessen.“ Alexa hatte das Gespräch gut mit verfolgen können. Tränen standen in ihren Augen. Nun kannte sie endlich die volle Wahrheit. „Sie haben klug gehandelt. Aber warum haben sie Monique nie etwas davon erzählt. Und warum hat Onkel James mir nie gesagt, dass ich adoptiert wurde.“ „Bist du es Alexa? Schön deine Stimme zu hören. Es freut mich zu hören, dass du lebst. Um auf deine Frage zu antworten. Abraham wollte es damals nicht riskieren, dass Monique unnötig an den Tod ihrer Eltern erinnert würde. Da wollte er sie nicht noch mit der Geschichte über eine verlorene Schwester belasten. Schließlich hatte er selbst es fast verdrängt. Und dein Onkel James hat nie erfahren, dass du nur adoptiert warst. Für ihn warst du die Tochter seiner Schwester. Hätten wir es früher gewusst, dass du lebst, hätten wir natürlich anders reagiert. Es tut mir leid, dass ihr es auf diese Weise erfahren musstet. Aber es freut mich, dass ihr euch gefunden habt. Ich bin inzwischen zurück in London und beseitige das Chaos, das unsere Besucher hinterlassen haben. Wo bist du eigentlich? Etwa bereits in Australien?“ „Ja. Das Buch hat mich her geführt. Auf dem Flug bin ich schließlich Alexa begegnet. Wir haben bereits auch das erste Amulett gefunden.“ „Unglaublich. Ich bin begeistert. Ich muss jetzt aber Schluss machen, sonst werde ich nie fertig. Ich wünsche euch Beiden viel Glück und seid bitte vorsichtig, das Böse ist euch bereits auf der Spur. Findet die anderen Krieger so schnell wie möglich. Ich halte hier solange die Stellung. Wenn du etwas brauchst, dann sag Bescheid. Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht.“ „Vielen Dank.“ Damit legte Monique wieder auf. Doch Mauris Worte hallten in ihrem Geist wieder. Die Diener des Bösen waren bereits hier. Doch wie schnell würde es ihnen gelingen Alexa und sie zu finden? Sie würden nicht aufgeben, bevor sie ihnen nicht das Feueramulett abgenommen hätten. Schließlich überkam sie eine schreckliche Vorahnung. Auch Alexa schien es wahrzunehmen. Zumindest griff sie mit ihrer Hand nach Bella, die aufgeregt hin und her lief. Konnten sie etwa schon hier sein? „Wir müssen sofort zurück zur Farm.“

So schnell, wie es das Gelände zuließ eilten sie den Pfad hinunter, wo sie den Geländewagen geparkt hatten. Mit Höchstgeschwindigkeit raste Alexa die Straße entlang. Und obwohl der Wagen stark holperte und sie mehrmals die Kontrolle über den Wagen zu verlieren drohte, wurde sie nicht langsamer. Und schon aus etwa einem Kilometer Entfernung, konnte man den Rauch und die Flammen sehen. Die Farm brannte. Das Haus stand völlig in Flammen. Doch wer hatte das getan? Monique schien es zu wissen. „Sie waren bereits hier.“ „Wer, Monique? Wer war hier?“ „Vampire. Halte nicht an Alexa. Fahr weiter. Bring uns sofort zum Flughafen. Sie dürfen uns nicht fangen. Sonst sind wir geliefert.“ „Aber Vampire können doch im Tageslicht nicht überleben.“ „Das ist leider falsch. Man kann sie nur mit Silber erkennen und schwächen, alles andere ist pure Erfindung. Bram Stoker hat sein Buch zwar mit Erlaubnis meines Vorfahren geschrieben. Aber er hatte es nicht so mit der Genauigkeit. Er dachte wohl, dass seine Geschichte so gruseliger wäre und sich so besser verkaufen ließe. Diese Vampire haben nichts mit unserer heutigen Bedrohung zu tun.“ Alexa atmete tief durch. „Ich habe es mir schon gedacht.“ Monique blickte auf das in Flammen stehende Farm Haus. Am Ausgang sah sie plötzlich Gestalten auftauchen, die völlig in Schwarz gekleidet waren. Sie mussten es sein. Doch wo war Abraham. Hatten sie ihn bereits getötet? Hatten sie von ihm etwas erfahren? Waren sie bereits auf der Suche nach ihr? „Also gut. Verschwinden wir von hier. Hier hält mich ohnehin nichts mehr.“ Damit trat Alexa auf das Gaspedal und beschleunigte den Geländewagen. Hoffentlich hatten die Fremden sie nicht schon gesehen. Mit voller Geschwindigkeit raste der Geländewagen die Straße entlang in Richtung Stadt. Alexa wusste nun, woher sie wirklich kam. Die Farm ihrer Adoptiveltern würde bis auf die Grundmauern abbrennen und damit hatte sie nichts mehr, was sie an ihre einstige Heimat band. Sie würde die Vergangenheit hinter sich lassen und zusammen mit ihrer Schwester ein neues Leben anfangen.

Herrin der Finsternis

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