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Kapitel 1

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Es lag nun schon beinahe ein Jahrhundert zurück. Damals hatte Mina gerade erst ihre wahre Bestimmung erkannt. Es war eine unglaubliche Erfahrung gewesen. Dem Tode hatte sie so nahe gestanden und hatte doch nicht weiter davon entfernt sein können. Der Kuss ihres Meisters hatte sie in die Welt der Schatten geholt und dafür war sie ihm mehr als dankbar. Sie erinnerte sich nur noch blass an ihr Leben vor der Dunkelheit. Doch das, woran sie sich erinnern konnte ließ Übelkeit in ihr entstehen. Sie konnte es kaum fassen, dass sie einst so nett und naiv gewesen sein sollte. Ein Zuckerpüppchen, welches zu allem brav ja und amen gesagt hatte. Sie war so abscheulich menschlich gewesen. Doch ihr Meister hatte sie davor gerettet. Sie hatte ihn verehrt. Doch dann war dieser abscheuliche Doktor, Abraham van Helsing war sein Name gewesen, aufgetaucht und hatte ihren Meister hinterhältig und feige getötet. Mina war damals noch jung und unerfahren gewesen. Ihre Kräfte waren noch nicht vollständig entwickelt gewesen, außerdem hätte sie van Helsing ebenso ins Nichts befördert wie ihren Meister. Seit diesem Tag schürte Mina einen unglaublichen Hass gegen die van Helsings. Innerhalb von zwei Jahrhunderten war es ihnen gelungen die Vampire nahezu auszurotten. Nur wenige hatten dieses Massaker überlebt und sich in fast unbewohnte und unzugängliche Orte zurückgezogen. Viele sind in dieser Zeit verhungert. Andere hatten gelernt unerkannt unter den Menschen zu leben. Denn im Gegensatz zu den Geschichten, die sich einige Autoren der Menschen ausgedacht hatten, waren Vampire keineswegs so Lichtempfindlich, dass sie in der Sonne zu Staub zerfielen. Auch die Kreuze der Kirche waren kein Schutz. Selbst die Geschichten mit dem fehlenden Spiegelbild waren nur den Köpfen einiger Schriftsteller entsprungen. All diese Gerüchte wurden von der Kirche in die Welt gesetzt, um die Menschen zum Glauben zu bewegen. Doch dieser van Helsing hatte die einzige Methode entdeckt, mit der Vampire geschwächt werden konnten. Es waren nicht die Kreuze an sich, was die Vampire verachteten und fürchteten. Es war die Tatsache, dass die Kreuze des Mittelalters aus Silber hergestellt wurden. Die Haut der Vampire reagierte auf Silber sehr stark. Van Helsing hatte dies irgendwie herausgefunden. Er fertigte spezielle Pfeile und Gewehrkugeln, die einen Silbermantel hatten. Selbst wenn er das Herz eines Vampirs verfehlte, so konnte er ihn doch zumindest so schwächen, dass er keine Chance mehr hatte zu fliehen. Nur mit Hilfe dieses Wissens war es ihm gelungen ihren Meister zu enttarnen. Es war ihm beim Händeschütteln aufgefallen, da er immer einen Ring aus Silber trug, und ebendieser Ring eine Spur auf der Hand ihres Meisters hinterlassen hatte. Mina war zu dieser Zeit gerade aus Mitteleuropa unterwegs zurück nach Rumänien. Ihrem Meister hatte es in Europa immer besonders gut gefallen. Daher hatte sie beschlossen selbst eine Reise zu machen. Als sie das Schloss schließlich erreichte, sah sie, dass jemand Fremdes anwesend war. Sie beschloss vorsichtig zu sein und betrat einen der Geheimgänge, die in das finstere Gemäuer führten. Aus einem der Schlafzimmer hörte sie schließlich ein Gespräch. Sie lauschte vorsichtig.

„Ich weiß wer sie sind, Graf. Und ich werde ihrem Treiben ein Ende machen.“ Kurz darauf hörte sie den Schrei ihres Meisters. Van Helsing hatte ihn getötet. Mina hatte großes Glück gehabt, dass sie nicht entdeckt wurde. So war es ihr gelungen Rumänien zu verlassen und sich einen anderen Unterschlupf zu suchen. In dieser Nacht hatte sie sich geschworen eines Tages an van Helsing Rache zu nehmen. Und wenn schon nicht an ihm selbst, dann an einem seiner Nachkommen. Und sie würde es genießen ihm jeden Tropfen seines feigen Blutes aus dem Körper zu saugen.

Herrin der Finsternis

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