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Kapitel 19

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Alexa konnte es nicht fassen. Zoe konnte Bella tatsächlich sehen. „Endlich!“, rief sie noch und fiel Zoe mit Tränen in den Augen um den Hals. Zoe schien deutlich verwirrt zu sein und schob Alexa zurück. „Nun mach mal langsam. Was ist denn los?“ Alexa versuchte sich zu beruhigen, doch ihre Gedanken überschlugen sich. „Ich glaube du hast bei deinem Unfall doch mehr abbekommen, als ich gedacht hatte.“ Alexa versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. „Nein, nein. Du verstehst mich falsch. Bella ist kein gewöhnlicher Hund. Sie ist etwas ganz besonderes. Sie ist ein Geist aus der Vergangenheit und nur wenige können sie sehen. Bisher habe ich gedacht ich wäre die Einzige, doch nun kannst du sie auch sehen. Ich bin so froh. Meine Schwester wird große Augen machen, wenn sie das erfährt.“ Doch nach diesen Worten verstummte Alexa. Sie machte sich große Sorgen um Monique. War sie vielleicht schon unterwegs? „Was sagst du da? Ein Geist aus der Vergangenheit? Na du bist mir vielleicht Eine. Aber was du da sagst, macht mich neugierig. Erzähl mir mehr davon, auf dem Weg zu den Ruinen. Bella kann auch mitkommen. Los steig schon ein.“ Das ließ sich Alexa nicht zweimal sagen. Sie stieg in den Jeep und nahm neben Zoe Platz. Bella machte es sich auf der Ladefläche bequem. Kurz darauf lenkte Zoe den Jeep auf die Straße.

„Also jetzt erzähl doch mal. Was macht eine junge Frau wie du hier mitten im Nichts? Und das auch noch mit einem unsichtbaren Hund?“ Zoe wartete auf eine Antwort. Schließlich begann Alexa ihre Geschichte zu erzählen.

Zoe staunte nicht schlecht. „Du sagst also, dass du auf der Suche nach jemandem bist. Doch was machst du dann ausgerechnet in dieser Gegend? Hier wohnt schon seit Jahrhunderten niemand mehr. Es gibt nur unzählige Ruinen.“ „Es geht nicht nur um eine Person. Ich muss auch einen bestimmten Gegenstand finden. Ein altes Amulett. Es birgt besondere Kräfte. Hier irgendwo muss es sein. Doch ich weiß nicht genau wo.“

Zoe wusste nicht genau was sie davon halten sollte. Alexa schien einen völlig normalen Eindruck zu machen, dennoch war ihre Geschichte unglaubhaft. Sie schien fest davon überzeugt zu sein, dass niemand außer ihr und sie selbst den Hund sehen konnten. Eindeutig ein Anzeichen von zu viel Fantasie, oder Nebenwirkungen des Unfalls. „Meinst du das etwa ernst? Ich bin hier in der Gegend schon seit Jahren mit Forschungen beschäftigt. Wenn es etwas gäbe hätte ich es doch schon längst gefunden.“ Zoe hatte Alexas Neugier geweckt. „Erforscht du etwa die alten Ruinen?“ „Ja. Hier finde ich die Vergangenheit meiner Familie. Ich habe mich schon immer dafür interessiert. Zudem fühle ich mich nur hier richtig wohl. Das ist auch der Grund, warum ich hier Draußen lebe. Ich fühlte mich in der lauten Stadt nicht wohl. Hier kann ich mich meinen Studien hingeben und werde von niemandem gestört. Nur manchmal fahre ich in die Stadt um Nahrungsmittel und Geräte zu besorgen.“ „Für was sind die Geräte denn?“ Zoe freute sich, dass Alexa so an ihrer Arbeit interessiert war. „Nun ja. Ich brauche sie um Messungen und Grabungen anzustellen. Gerade vor einer Woche habe ich die Ruinen einer sehr alten Kolonie entdeckt. Wenn sich meine Vermutungen bestätigen, ist diese Kolonie etwa 2500 Jahre alt. Du bist die Erste, die von dieser Entdeckung erfährt. Du kannst dich glücklich schätzen.“ Alexa schien aufgeregt. „Und du meinst sie ist etwa 2500 Jahre alt?“ „Es fehlen zwar noch ein paar Messungen, aber ich bin mir sicher, dass es stimmt.“ Plötzlich war Alexa ganz still. Sie schien über etwas nachzudenken. Zoe entschied es dabei bewenden zu lassen. Sie waren ohnehin bald am Ziel. Sie konnte sich nicht helfen, aber sie mochte Alexa. Sie war nicht wie andere. Sie hatte etwas an sich, was Zoe sich nicht erklären konnte. „Wozu eigentlich das Schwert?“ Zoe zuckte kurz zusammen. „W…was?“ „Wozu dient dir dieses Schwert?“ Zoe lächelte. „Ach so, das.“ Sie griff danach und reichte es Alexa. „Das ist ein Familienerbstück. Es ist ideal, um sich einen Weg durch das Dickicht zu schlagen, außerdem ist es ein sehr guter Brieföffner.“ Zoe lachte und Alexa schloss sich heiter an.

Alexa stand der Schweiß auf der Stirn. Die Luft flirrte und schien auf sie einzudrücken. Gerade war sie damit beschäftigt eine alte Inschrift freizulegen. Es war wirklich faszinierend. Doch ihren eigentlichen Auftrag hatte sie dennoch nicht vergessen. „Zoe. Ist dies eigentlich die einzige Siedlung, die so alt ist?“ Zoe grub etwa einen Meter von Alexa entfernt, auf der anderen Seite der Mauer. „Meine Forschungen haben ergeben, dass diese Siedlung etwa bis zweihundert nach Christus bestand hatte. Schließlich wurde sie durch ein großes Feuer zerstört. Die angeschwärzten Fundamente bestätigen diese Vermutung. Es ist ein einmaliger Fund, da bisher alle anderen Siedlungen etwa genau in das erste Jahrhundert einzuordnen waren und etwa bis ins sechste Jahrhundert bestand hatten. Bisher hat noch niemand eine solch alte Ruine entdeckt.“ Alexa stieg für einen Moment aus ihrer Grabungsstelle heraus, um etwas zu trinken. Es war ein angenehmes Gefühl, als das kühle Nass ihren trockenen Hals hinunter lief. Bella saß im Schatten eines großen Baumes, der mitten in der Ruine wuchs, etwa einen Meter von einem alten Brunnen entfernt.

Zoe beobachtete Alexa, wie sie gerade einen Schluck aus der Wasserflasche nahm. Es erstaunte sie erneut, dass sie so schnell mit ihr Freundschaft geschlossen hatte. Normalerweise zog sie es vor alleine zu arbeiten. Dies war auch der Grund gewesen, warum sie sich dafür entschieden hatte hier draußen zu leben. Sie war nie wirklich mit den Leuten in der Stadt klar gekommen. Immer wieder hatte es Streit gegeben. Es hatte alles mit ihrem Studium begonnen. Nie war sie sich mit ihrem Professor über die Vorgehensweisen einig gewesen.

Als schließlich vor ein paar Jahren ihr Freund nach einem Überfall gestorben war hatte sie sich ganz zurückgezogen. Zusammen mit ihr hatte er die Ruinen erforscht. Doch eines Tages wurde er auf dem Weg zur Stadt überfallen. Sie selbst hatte auf dem Beifahrersitz fest geschlafen. Plötzlich kam der Wagen von der Straße ab.

„Verdammt. Was hat dieser Kerl nur auf der Straße zu suchen.“ Zoe schreckte auf, als ihr Kopf gegen etwas Hartes gestoßen war. Sie fasste sich an den Kopf und sah eine Blutspur. „Duke, was ist geschehen?“ Doch Duke war nicht mehr da. Der Fahrersitz war leer. Zoe kletterte aus dem Wagen und taumelte zur Straße. Schließlich sah sie Duke. Er beugte sich über eine Person, die auf der Straße lag. „Geht es ihnen Gut?“ Hörte sie ihn in der Ferne. Die Person auf der Straße war eine Frau. Erschrocken sah Zoe, wie die Frau Duke plötzlich umklammerte und ihn in den Hals biss. Offensichtlich halluzinierte sie. Plötzlich tauchten weitere Personen aus dem Dickicht auf und näherten sich dem inzwischen am Boden liegenden Duke. Zoe sprang auf und wollte ihrem Freund zu Hilfe eilen. Doch plötzlich verschwamm ihr Blick und ihre Beine gaben unter ihr nach. Das letzte, woran sie sich erinnerte war ein lauter Schrei. Es war der Schrei ihres Freundes. Dann verlor sie das Bewusstsein.

Als sie wieder zu sich gekommen war, hatte Duke tot auf der Straße gelegen. Die Ärzte diagnostizierten, dass er aufgrund schwerer innerer Verletzungen gestorben wäre. Doch Zoe wurde immer wieder von den Bildern dieser Nacht verfolgt. Die Frau, die ihren Freund in den Hals gebissen hatte. Immer wieder waren ihr dabei die Gedanken an Vampire gekommen. Doch ihr Verstand sagte ihr immer wieder, dass es nicht sein konnte. Nach diesem Ereignis hatte sie den Kontakt zu ihrer Familie und zu ihren Freunden fast völlig abgebrochen. Sie lebte nur noch für die Arbeit. Ihre Forschungen hatten sie davor bewahrt den Verstand zu verlieren. Seit dem hatte sie sich geschworen zu niemandem engen Kontakt zu knüpfen. Doch dann hatte sie Alexa gefunden. Ihr Wagen war gegen einen Baum am Straßenrand gefahren. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sie die Erinnerungen an damals verdrängt. Doch genau in diesem Moment waren sie wieder so stark wie zuvor. Auch der Schmerz des Verlustes war wieder da. Sie ballte ihre Hand zu einer Faust, lies sie dann wieder locker und machte sich erneut an die Arbeit. Auch Alexa hatte sich inzwischen wieder an die Arbeit gemacht. Alexa war unglaublich. In ihrem Verhalten und ihrer Art erinnerte Alexa sie sehr an Duke. Er war auch so freundlich und wissbegierig wie sie gewesen. Auch hatte man ihm nie lange böse sein können. Er konnte mit fast jedem Freundschaft schließen. Und zum ersten Mal seit dem Tod Dukes fühlte sich Zoe wohl und sogar ein wenig glücklich.

Plötzlich gab der Boden unter ihren Füßen nach und Zoe spürte, wie sie in die Tiefe stürzte. Sie versuchte sich an der Mauer festzuhalten, doch ihre Finger rutschten ab und sie fiel.

Alexa schreckte plötzlich auf, als sie Zoes Schrei hörte. Mit einem Satz war sie über die niedrige Mauer und stand vor einem gewaltigen Loch. Fast wäre sie selbst hinein gestürzt, doch eine dicke Wurzel gab ihr gerade noch halt. Bella kam herbei gerannt und bellte aufgeregt. Alexa versuchte in das Loch hinab zu spähen, und versuchte Zoe zu erkennen. Der aufgewirbelte Staub legte sich langsam, doch das Loch war zu tief, um etwas zu sehen. „Zoe, kannst du mich hören? Geht es dir gut?“ Sie wartete einige Sekunden. Zoe antwortete jedoch nicht. Alexas Herz raste. Hoffentlich war Zoe nichts passiert. „Bella.“ Der Hund stellte die Ohren auf und sah Alexa neugierig an. „Schnell geh zum Jeep und hole das Seil von der Ladefläche. Schnell.“ Bella rannte los und kam nur wenige Sekunden später mit einer Rolle Seil im Maul zurück. „Gut gemacht.“ Alexa hatte sich nicht geirrt. Beim Einladen war ihr gleich das lange Seil aufgefallen. Zum Glück hatte Zoe daran gedacht. Sie band das Seil um einen Baumstamm ganz in der Nähe und schwang sich nun langsam in das dunkele Loch.

Es dauerte etwa dreißig Sekunden, bis sie den Boden der Höhle erreicht hatte. Als sie das Seil loslassen konnte, nahm sie die Taschenlampe von ihrem Gürtel und schaltete sie ein. Suchend ließ sie den Lichtkegel umherschweifen. Die Wände waren aus glattem Stein und auch hier zeigten sich unzählige Inschriften. Es war keine Höhle. Sie befanden sich in einem alten Gebäude, welches unter der Oberfläche lag. Schließlich fiel der Schein der Taschenlampe auf einen von Staub bedeckten Gegenstand. Es war Zoe. Schnell eilte sie auf Zoe zu und fühlte an ihrem Hals. Sie lebte noch. „Gott sei Dank.“ Sie hob Zoe sanft auf und brachte sie in eine sitzende Position. „Zoe, wach auf. Los, komm zu dir.“

Langsam öffnete Zoe die Augen und begann zu husten. „Was ist passiert?“, brachte sie hervor. Schließlich blickte sie nach oben und sah das Loch, durch das sie gestürzt war. „Ok. Hab die Antwort gefunden.“ „Hast du dich verletzt? Kannst du aufstehen?“ Zoe versuchte es. Doch schließlich fühlte sie einen stechenden Schmerz in ihrem rechten Bein. „Au.“ Ihr Bein gab nach und sie drohte erneut zu Boden zu gehen. „Mein Knöchel tut weh.“

Alexa hob Zoes Hose etwas an. Zoes Knöchel war angeschwollen und rot. „Das sieht nicht gut aus. Wir müssen dich zu einem Arzt bringen.“ Alexa half Zoe auf die Beine und stützte sie. „Wir müssen hier raus. Ich klettere hoch, dann bindest du dich am Seil fest, damit ich dich hochziehen kann.“

Zoes Blick wanderte durch die Finsternis. Doch sie konnte nicht erkennen, ob die Höhle weiterführte. Plötzlich begann sie zu grinsen. „Wenn wir schon hier unten sind…, können wir uns auch gleich umsehen. Mein Knöchel ist nur verstaucht, das wird schon wieder. Ich denke wir werden nicht einmal hochklettern müssen. Dies scheint ein altes Gebäude zu sein. Wir werden früher oder später einen Ausgang finden.“ Dann fiel ihr Blick auf die nahegelegene Wand. Sie war mit Inschriften übersät. Doch allerdings schienen sie nicht mit den anderen überein zu stimmen. „Diese Inschriften. Sie sind älter, als die anderen. Das muss der Tempel gewesen sein!“, brachte Zoe aufgeregt heraus. Alexa wandte sich zu Zoe und blickte sie nur verwirrt an. „Glaubst du etwa, dass wir hier unten wirklich in einem alten Tempel sind?“ Alexa schien aufgeregt. Zoe betrachtete noch einmal die Inschriften. „Die Inschriften oben an der Mauer erwähnten immer wieder einen alten heiligen Tempel, der schon stand, als diese Siedlung gegründet wurde. Daher vermutete ich, dass diese Siedlung älter sein musste, als die anderen. Im ersten Jahrhundert bauten meine Vorfahren keine Tempel.“ „Das hört sich ja vielversprechend an. Doch wir müssen zunächst einen Weg hier raus finden. Wo könnte sich nach deiner Meinung ein Ausgang befinden?“ Zoe überlegte. „Natürlich. Es muss einen geheimen Zugang geben, sonst hätte ich diesen Tempel schon längst gefunden. Du musst an der Wand nach einem Mechanismus Ausschau halten.

Alexa tastete die Wand ab, doch sie fand nichts. Weder einen versteckten Schalter noch irgendeine Spur einer verborgenen Tür. Frustriert gab sie der Wand einen Tritt. „Also. Ich denke du hast Recht. Sehen wir uns um. Irgendwo muss es ja einen Ausgang geben. Ich glaube kaum, dass man sich früher die Mühe gemacht hat und von der Decke herunter geklettert ist. Kannst du laufen?“ Zoe setzte ihren Fuß auf und versuchte ihn zu belasten. Schmerz zuckte kurz durch ihr Bein, aber sie konnte stehen. Schließlich setzte sie sich in Bewegung. Sie humpelte zwar, aber sie konnte gehen. Zum Glück war der Boden fast eben. „Also, sehen wir uns das Ding mal genauer an.“ Zusammen gingen sie einen Gang entlang, der aus der Höhle hinaus zu führen schien.

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