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Kapitel 15

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Monique legte die Sicherheitsgurte an, setzte ihren Helm auf und hakte die Sauerstoffmaske ein. „Ich bin so weit.“ Der Pilot nickte ihr zu und legte einige Schalter um und schob den Gashebel langsam nach vorne. Die beiden Lockheed-345-Triebwerke erwachten brüllend zum Leben. Der Boden schien zu beben. Als der Pilot schließlich die Bremsen löste, wurde Monique augenblicklich in den Sitz gepresst. Die F-14 schoss die Rollbahn hinunter und binnen Sekunden befand sie sich in der Luft. Obwohl Monique darauf vorbereitet gewesen war, schloss sie dennoch ihre Augen, während die Maschine in den Himmel stieß. Eigentlich hätte Monique zusammen mit ihrer Schwester auf dem Weg nach Spanien sein sollen. Erneut fragte sie sich, was denn so wichtig sein könnte, das es diesen Aufwand rechtfertigte. Als Monique die Augen wieder öffnete sah sie unter sich bereits das Festland verschwinden. Sie flogen gerade über Dover hinweg. Sie konnte das Meer sehen. Der Pilot drehte den Kopf ein wenig nach hinten. „Geht es ihnen gut?“ Monique nickte. „Halten sie sich gut fest. Ich werde jetzt beschleunigen.“ Der Pilot fuhr die Schwenkflügel ein. Erneut wurde Monique in den Sitz gepresst, als die Maschine einen gewaltigen Satz nach vorne machte, so als hätte sie bisher bewegungslos in der Luft gestanden, und auf zweitausendvierhundert Kilometer pro Stunde beschleunigte. Mit dieser Geschwindigkeit würden sie Rom in weniger als einer Stunde erreichen.

Alexa blickte stumm aus dem Fenster der Boeing 747 und beobachtete wie die Wolken unter ihr hinweg glitten. Sie hörte nicht, wie die F-14 Tomcat über die Boeing mit Mach zwei hinweg raste. Mit ihren Gedanken war sie dennoch bei ihrer Schwester und was sie in Rom erwarten würde. Doch sie musste sich auch auf ihre eigene Aufgabe konzentrieren. Ihr Flug würde etwa anderthalb Stunden dauern. Zum Glück hatte die Karte einen genauen Ort genannt, sonst würde die Suche zu lange dauern. Ihr Ziel lag an einem größeren See in der Castilla etwa 50 Kilometer von Cuenca entfernt. Insgesamt etwa 150 Kilometer vom Flughafen in Madrid entfernt. Hoffentlich würde sie das zweite Amulett bald finden. Seit den Ereignissen auf der Farm ihrer angeblichen Eltern fühlte sie sich unwohl. Aber sie fühlte, dass dies erst der Anfang gewesen war. Die Hoffnung, dass alles schnell und glimpflich ablaufen würde begann bereits zu bröckeln. Doch sie klammerte sich noch immer an diesen dünnen Ast und versuchte die vergangenen Ereignisse hinter sich zu lassen. Erneut betrachtete sie das Amulett um ihren Hals. Es war unglaublich. Seit sie dieses kleine Ding gefunden hatte, hatte sich ihr Leben total verändert. Sie hatte die Wahrheit ihrer Vergangenheit herausgefunden, hatte einen Blick auf ihre Zukunft werfen können, doch was ihr fehlte war ein Plan für ihre Gegenwart. So viele Dinge waren auf sie eingeflutet, dabei hatte sie keine Zeit gefunden, das alles zu verarbeiten. Nun, da sie zum ersten Mal, seit sie auf Monique getroffen war, Zeit zur Besinnung gefunden hatte, konnte sie sich endlich mit den Geschehnissen befassen und was dazu geführt hatte, dass sie sich in dieser Lage befand. Doch ihre Gedanken führten schnell dazu, dass es Vorsehung gewesen sein musste. Sie war seither nie sehr gläubig gewesen. Doch an Zufall konnte sie in dieser Hinsicht nicht mehr denken. Zwei Schwestern, die auf den gegenüberliegenden Seiten des Erdballs wohnten trafen sich zufällig in Japan. Wie groß konnte die Wahrscheinlichkeit dafür sein? Wäre Monique nicht auf der Suche nach den Amuletten gewesen und hätte sie keine Lust gehabt mit ihren Freunden einen Skiausflug zu machen, hätten sie sich vielleicht nie getroffen. Es hätte auch nur mit dem Flug etwas schief gehen können oder Monique hätte die Bücher, die sie nach Australien geführt hatten nicht gefunden. All diese Aspekte schienen Alexa viel zu komplex um für einen solchen Zufall verantwortlich zu sein. Es konnte nicht sein, dass dies alles nur einfach so geschah. Lange dachte sie über die Ereignisse der letzten Tage nach und kam schließlich zu dem Schluss, nicht länger nach dem Grund zu suchen. Sie fand sich damit ab, dass es geschehen war, wobei sie sich nicht das erste Mal wünschte, dass ihre erste Begegnung mit Monique anders verlaufen wäre.

Schließlich versuchte Alexa ein wenig Schlaf zu finden, bevor das Flugzeug landete. Das Gefühl von Bella, die zu ihren Füßen lag, beruhigte sie.

Monique fühlte sich nicht wohl. Sie spürte, wie die Übelkeit mit voller Kraft zuzuschlagen drohte. Zum Glück würde ihre Reise schon bald zu Ende sein. Sie hatten vor etwa zehn Minuten Frankreich und Deutschland passiert und überflogen gerade den italienischen Stiefel. Bald würden sie Rom erreichen. Sie erinnerte sich daran, wie sie über das Linienflugzeug, in dem Alexa saß überholt hatten und innerhalb weniger Sekunden hinter sich gelassen hatten. Doch auch ihr Flug musste schon bald am Ziel sein. Vielleicht in einer viertel Stunde oder etwas mehr würde sie den Flughafen erreichen und zu ihrem eigentlichen Ziel aufbrechen. Monique konnte nur hoffen, dass sie es alleine schaffen konnte. Denn je länger der Flug dauerte, desto mehr bekam sie das Gefühl, dass ihr Aufenthalt im Vatikan länger dauern würde, als ihr lieb war. Erneut schaute sie aus dem Cockpit, doch was sie sah, erschuf neue Unruhe in ihr. Sie sah erneut das offene Meer unter ihr auftauchen. „Wohin fliegen wir denn? Nach Rom geht’s doch da lang.“ Monique deutete nach Westen, doch der Pilot schwenkte dennoch nach Osten. „Keine Sorge. Mit der F-14 kann ich im Vatikan nicht landen. Ich setzte sie vor der Küste ab.“ Moniques Gedanken rasten. „Sie wollen mich auf dem offenen Meer absetzen?“ „Ach wo denken sie denn hin.“ Der Pilot deutete nach unten auf einen hellgrauen Punkt der auf den Wellen trieb. Als sie näher kamen erkannte sie, dass es sich um einen Flugzeugträger handelte. „Die U.S.S. Dauntless ist unser Ziel. Von dort aus werden sie nach Rom gebracht. Wo anders könnte ich sie kaum runter bringen.“ Monique kam sich etwas albern vor. Wie hatte sie auch nur annehmen können, dass ein Düsenjet mit Mach zwei im Vatikan ohne Probleme landen könnte. Doch seit sie den alten Hangar auf dem Flughafen in London betreten hatte, war sie etwas durcheinander. Sie versuchte zu lächeln. „Ok. Wird langsam Zeit, dass ich aus dem engen Sitz hier raus komme. Ich schätze die NASA hat keine Piloten mit dicken Hintern.“ Der Pilot lachte. Wenigstens einer der sich amüsiert, dachte Monique, während die Dauntless immer näher kam. Wenigstens hätte sie bald wieder Boden unter den Füßen.

Die Maschine setzte sanfter auf dem Deck der Dauntless auf, als Monique erwartet hätte. Als sie schließlich zum Stehen gekommen waren, öffnete sie sofort die Plexiglaskuppel der Kanzel und sprang aus der F-14, froh endlich aus diesem Ding raus zu sein. Der Pilot folgte ihr. Das Oberdeck war verlassen, nur einzelne Flugzeuge standen auf ihren Plätzen. Doch schließlich öffnete sich eine Eisentür ganz in ihrer Nähe. Sie drehte sich um und sah, wie ein hochgewachsener Mann in Uniform das Deck betrat. Sein schon etwas graues und lichtes Haar war kurzgeschnitten und auf seiner Brust prangte ein ganzes Puzzle von Auszeichnungen und Verdienstorden. Er war gut zehn Zentimeter größer als Monique. Alles in allem machte er ihr von weitem einen ziemlich einschüchternden Eindruck. Doch als er näher kam, erkannte sie weiche Züge in dessen Gesicht. Er lächelte freundlich und streckte Monique die Hand entgegen. „Willkommen auf der Dauntless Miss van Helsing. Ich hoffe ihnen hat der Ausflug mit der F-14 gefallen.“ Monique versuchte zu lächeln, aber noch immer spürte sie, wie ihr Magen etwas rebellierte. „Es war eine erstaunliche Erfahrung, brachte sie hervor.“ Der Offizier, offensichtlich ein Admiral, grinste. „Sie sind besser als sie denken. Fast jeder, der zum ersten Mal mit so einer Maschine fliegt, musste sich übergeben.“ Machte dieser Kerl Witze? Monique fühlte sich elend. Doch sie nahm das Kompliment dankend an. „Ich bin Admiral Johnson. Ich befehlige die Dauntless inzwischen seit fast fünfzehn Jahren. Doch ich kann durchaus sagen, dass wir äußerst selten so hohen Besuch hatten, wie heute. Zuerst kam der Botschafter des Vatikan, und nun eine der bekanntesten Frauen der Welt. Heute ist echt was los. Lieutenant Ryson?“ Der junge Pilot straffte sofort seine Haltung und hob seine Hand an die Stirn. „Ja, Admiral?“ „Stehen sie bequem!“ Mark Ryson entspannte sich und wartete darauf, was nun kommen würde. „Sie bringen Miss van Helsing zum Vatikan. Nehmen sie den PaveHawk.“ Mark nickte. „Bleiben sie an ihrer Seite und achten sie darauf, dass nichts passiert. Ich vertraue ihnen die Sicherheit von Miss van Helsing an, enttäuschen sie mich nicht.“ „Nein Sir.“ Damit wandte sich der Admiral um und verschwand wieder unter Deck. Monique fühlte sich etwas verwirrt. Warum sollte der Pilot sie bis in den Vatikan begleiten. Wusste der Admiral vielleicht mehr, als er sagte? Doch im Moment kümmerte sie das eigentlich wenig. Sie folgte Mark Ryson über das Schiffsdeck zum Helikopter, der am seitlichen Bereich des Hecks stand. Schnell kletterte sie auf den Kopiloten Sitz und streifte sich die Ohrhörer und das Funkgerät über. Als sie sich angeschnallt hatte, hob der PaveHawk langsam ab und näherte sich wieder dem Festland.

Alexa stieg gerade aus dem Flugzeug und lief durch die Gänge des Flughafens. Ständig hörte sie Spanische, Englische und Deutsche Durchsagen über ihrem Kopf. Der Flug war ohne Komplikationen verlaufen. Planmäßig war das Flugzeug gelandet und wartete nun auf die nächsten Fluggäste. Es dauerte nicht lange, bis sie den Flughafen verlassen hatte. Mit einem Leihwagen sollte die Reise schließlich weitergehen. Es dauerte nur wenige Minuten, bis sie das Büro der Mietwagenagentur erreicht hatte. Sie betrat das Büro durch eine Glastür und wartete darauf, dass jemand sie bedienen würde. Der Schreibtisch bot, mal von einem Berg von Akten abgesehen, kein Anzeichen dafür, dass jemand gerade arbeitete. Doch schließlich hörte sie Stimmen näher kommen. Einer der Stimmen gehörte einem Spanier, der offensichtlich nicht so geschickt in Englisch war. Die andere Stimme gehörte einer Frau. Schließlich öffnete sich eine Tür auf der linken Seite des Raumes. „Also, der Wagen stehen bereit auf Parkplatz. Hier ist Schlüssel. Ich wünsche ihnen viel Spaß.“ Die Frau winkte zum Abschied und verschwand. Nun wandte sich der Spanier Alexa zu. Ein ungepflegter Drei-Tage-Bart prangte auf seinem Gesicht und ein leicht unangenehmer Geruch ging von ihm aus. „Hola. Ich bin Juan. Sie müssen Señora van Chelsing sein, stimmt’s? Ihr Wagen wartet bereits. Folgen sie mir.“ Alexa folgte dem Mann, der durch die linke Tür ging, durch welche er gerade erst gekommen war.

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