Читать книгу Der Tod kann mich mal! - Kira Brück - Страница 18
Wie wichtig ist mentale Stärke bei den jungen Patienten?
ОглавлениеOhne sie geht es nicht. Ein bleibendes »Ich will nicht weiterleben« habe ich allerdings noch nie erlebt. Aber klar, Durchhänger gibt es immer wieder. Das finde ich nur zu verständlich. Wenn man sechs Monate rund um die Uhr im Krankenhaus liegt, schlägt das nun mal auf die Stimmung. Gerade für Jugendliche ist es eine wahnsinnig lange Zeit. Am Anfang bekommt man noch oft Besuch, aber dann lässt das nach. So sind die Menschen – und draußen geht das Leben weiter. Heute ist es mit Facebook und Skype natürlich leichter, die Freundschaften aufrechtzuerhalten und in Kontakt zu bleiben.
Auch nach einer Transplantation müssen wir auf die mentale Stärke der Patienten bauen können. Sie spielt für den weiteren Verlauf eine extrem große Rolle. Es geht um die Bereitschaft, auf sich aufzupassen und nicht alles als Verbot aufzufassen. Die Patienten sind ja immunsupprimiert. Das Immunsystem des Körpers wird also unterdrückt, damit er sich mit dem neuen Herzen verträgt. Diese »Willkommensgesten« gelten aber auch für Bakterien und Viren. Hygienemaßnahmen sind jetzt alles entscheidend. Muss ich Mundschutz tragen? Darf ich im Restaurant Salat essen? Was ist mit bestimmten Käsesorten und mit Joghurt? Es sind die kleinen Dinge des Alltags. Ob man einen Apfel vom Baum essen darf oder nicht. In die Disko gehen, U-Bahn fahren, Menschenansammlungen – bitte nur mit Mundschutz. Es gibt Jugendliche, die sehr einsichtig sind – und die diese Maßnahmen eben nicht als Verbote empfinden. Ich versuche, meine Patienten zu motivieren, dass sie Verantwortung für ihren Körper übernehmen. Dass sie die Maßnahmen einsehen und wir nicht um jeden Punkt feilschen müssen. Dass sie selbst überlegen, was sie ihrem Körper zumuten. Und dass sie dann für sich entscheiden: Dieses Risiko möchte ich heute bewusst eingehen, die Party ist mir einfach sehr wichtig.