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„Wir brauchen keinen Bundeskanzler X!“ Das X ersetzt hier den Namen eines Virologen und Kenner der Coronaviren, der als Fachmann und weil er allgemeinverständlich formulieren kann, fast täglich in den verschiedensten Fernsehkanälen auftaucht. Er erklärt, was man über das Virus weiß, wie die Krankheitsverläufe sind, welche Schutzmaßnahmen sich bewährt haben und welche nicht. Die staatlichen Reaktionen der letzten Wochen belegen, dass Politiker seine Worte ernst nehmen. Was soll die Kritik daran, dass wissenschaftliche Expertise einmal mehr gilt als das Kalkül eines Politikers, der primär an seine Wiederwahl denkt?

Was mich tatsächlich aufregt, ist Folgendes: Es gibt eine Bundestagsdrucksache aus dem Jahr 2013, eine Veröffentlichung des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages. Thema: die pandemischen Folgen des jederzeit zu erwartenden Auftretens eines neuen Corona-Virus und die notwendigen Vorbereitungen des Staates, um dafür gewappnet zu sein.

Warum hat diese Veröffentlichung damals nicht zu einer großen öffentlichen Debatte geführt? Warum haben die staatlichen Behörden, die mit dem Gesundheitswesen befasst sind, die Vorhersagen nicht ernst genommen? Warum sind in dem teilprivatisierten Gesundheitswesen Entscheidungen getroffen worden, z. B. der Abbau des Pflegepersonals, welche es heute dem medizinischen Personal schwer machen, die Kranken zu versorgen, ohne Überarbeitung? Warum sind nicht in notwendiger Zahl Geräte und Schutzmaterialien angeschafft worden, damit nicht heute permanent die Gefahr besteht, Pflegende und Patienten bald nicht mehr schützen zu können?

Warum ist wissenschaftliche Expertise erst gefragt, wenn das Haus lichterloh brennt? Eine Frage, welche nicht nur für die gegenwärtige Gesundheitskrise gilt! Sie gilt ebenso für die Klimakrise, wo seit den 80er Jahren Wissenschaftler darauf hingewiesen haben, welche Folgen die aktuelle Wirtschafts- und Konsumweise für das Ökosystem hat. In Expertisen, die zunächst gänzlich überhört wurden und deren Handlungsaufforderungen bis heute nicht so umgesetzt werden, dass die drohenden Folgen des Klimawandels abgewendet oder wenigstens weitgehend abgemildert werden.

Natürlich brauchen wir keine Expertenherrschaft. Was wir brauchen, was für die Menschheit überlebensnotwendig ist, sind Politiker, die wissenschaftliche Erkenntnisse ernst nehmen und umsetzen.


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