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Ich möchte mit etwas Schönem beginnen. Die drei jüngsten unserer Enkel, ein Junge, zwei Mädchen, wohnen im Nachbarhaus. Oft besuchen sie uns, auch mit ihren Freundinnen und Freunden, mindestens einmal in der Woche hole ich sie von Schule und Kindergarten ab, macht meine Frau ihnen ein Essen, das sie sich gewünscht haben. Und nun plötzlich, ganz zu Beginn des Auftretens des Coronavirus in Deutschland, dieser Aufruf an die Bevölkerung, ein Aufruf, der meine Frau und mich betroffen hat und betroffen gemacht hat: Eltern schickt eure Kinder nicht mehr zu ihren Großeltern zum Beaufsichtigen, denn die sind besonders zu schützen, da sie zur Risikogruppe zählen. Wir beiden sind also Risikogruppe, und wir sollen gerade auf das verzichten – nicht nur die Eltern verzichten, so wie in dem Aufruf formuliert, sondern auch wir – auf das, was uns besonders beglückt: mit diesen Kindern zusammen sein, mit ihnen sprechen, lachen, spielen, auch lernen.

Und wo kommt jetzt die schöne Geschichte? Sie beginnt damit, dass wir die Tür des Wintergartens öffnen und hinüberschauen in den Garten nebenan, wo unsere Enkel spielen. Die Jüngste, die Fünfjährige, sieht das und eilt auf uns zu. Bis zur ersten Stufe der Treppe, die zum Wintergarten führt. Sie strahlt, hat eine Hand ausgestreckt. Doch dann hält sie plötzlich an, macht einen Schritt rückwärts auf den Rasen, lächelt uns an, entschuldigend. Ich fühle ein Glücksgefühl, ein Gefühl doppelter Dankbarkeit: zum einen für den Wunsch dieses kleinen Mädchens, uns nahe zu sein, körperlich nahe wie immer, zum anderen aber für ihre Rücksichtnahme, für ihren Verzicht auf die Erfüllung ihres Wunsches, weil sie uns schützen will.

In diesem Moment machen auch ihr großer Bruder und ihre große Schwester auf sich aufmerksam. Der Bruder balanciert auf einem zwischen zwei Bäumen aufgespannten Seil, die Schwester lässt sich aus dem Handstand langsam rückwärts in die Figur der Brücke gleiten. Wir applaudieren. Wir haben verstanden: Unsere Blicke sind den beiden wichtig, ganz wie vor der Krise, ebenso unsere Anerkennung für ihr Können. Wir bleiben uns nah – auch bei dem aufgezwungenen räumlichen Abstand.


Trotz Corona

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