Читать книгу Mondeskälte - Klaus Neukamp - Страница 6

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2. Böses Erwachen

Als Cornelia beginnt, den Abendbrottisch abzuräumen, springt Maren auf, um ihr zu helfen, während Hendrik sich an ihr vorbeischummelt und aus der Küche rennt. Maren ruft im wütend nach: „Du könntest ruhig mithelfen.“ Hendrik ignoriert sie.

Cornelia fasst ihre Tochter an die Schulter. „Lass ihn doch. Er will bestimmt noch Schularbeiten machen.“ Maren verzieht ihr Gesicht. „Das glaubst du doch selbst nicht. Sein Computerspiel lockt.“

Peter runzelt nervös die Stirn. „Maren, ich muss mit eurer Mutter etwas unter vier Augen besprechen. Lass uns bitte allein.“ Cornelia nickt Maren zu. „Ja geh` ruhig. Ich schaffe das auch ohne dich.“

Nachdem Maren die Küchentür geschlossen hat, räumt Cornelia schweigend, offensichtlich unbeeindruckt weiter den Küchentisch ab.

Peter holt plötzlich tief Luft und eröffnet ihr kurz und emotionslos, dass sie sich zukünftig wegen drohender Steuerzahlungen finanziell einschränken müssen.

Cornelia bleibt abrupt stehen und starrt ihn ungläubig an. „Wie meinst du das?“ Peter windet sich ärgerlich. „Ich soll Steuern nachzahlen, da ich angeblich schon vor der Praxisgründung selbstständig gearbeitet habe.“

Connys Züge entgleisen. „Wieviel Geld wollen sie denn haben?“

„Ungefähr einhunderttausend Euro.“

„Und was wird mit der Schiffsreise?“

Peter antwortet nüchtern: „Die müssen wir wohl abblasen. Ich bin froh, wenn ich nicht in Kürze Pleite mache.“

Cornelia lässt sich auf einen Küchenstuhl fallen, ihr Oberkörper sinkt auf den Tisch, den Kopf verbirgt sie in den Armen. Ihr ganzer Körper bebt plötzlich und sie weint hemmungslos. Peter schweigt betroffen und sitzt hilflos daneben.

Plötzlich hebt sie den Kopf und stößt tränenüberströmt hervor: „Ich kann nicht mehr und ich will nicht mehr. Ich halte es mit dir nicht mehr aus. Am liebsten würde ich mich von dir scheiden lassen.“

Peter blickt sie erschrocken an, er muss sich verhört haben, ein lähmendes Gefühl ergreift ihn. „Cornelia, nun übertreibe nicht gleich, noch sind wir ja nicht Pleite.“

Sie blickt ihn wütend an. „Ich habe mich bisher nicht getraut, es dir zu sagen, aber ich denke schon lange an Scheidung.“

Ihm wird schlecht, er bekommt weiche Knie, während längst vergessen Ängste hervorkriechen. Er schaut seine Frau bestürzt an. „Aber Conny, warum sagst du nicht, wenn du Probleme mit mir hast? Du kannst doch mit mir über alles reden.“

Cornelias Gesicht verzerrt sich zu einer wütenden Fratze. „Mit dir reden, dass ich nicht lache! Du kennst doch nur deine Arbeit.“

Peter schluckt, schaut sich Hilfe suchend um, will antworten, doch seine Worte werden vom Klingelton seines Handys erstickt.

Kurzer Blick aufs Display. „Das hat mir noch gefehlt. Die Klinik“. Er hält das Telefon ans Ohr und fragt: „Was gibt es denn?“ Kurzes Stirnrunzeln. „Ok, ich komme.“ Augenblicklich ist er wieder ganz gefasst. „Conny sei bitte nicht böse, wir reden später darüber. Ich muss sofort in die Klinik.“

Unbeholfen will er sie noch schnell in den Arm nehmen, aber sie wendet sich demonstrativ ab, da eilt er mit dem Handy in der Hand aus dem Zimmer.

Als er im Auto sitzt, wirft er das Mobiltelefon auf den Beifahrersitz, sinkt zusammen und nimmt den Kopf zwischen die Hände. Das fehlt mir noch. Worunter leidet sie? Sie hat doch so ein schönes Leben, so, wie sie es immer wollte. Sie muss sich nicht zwischen Arbeit und Familie zerreißen. Sie kann sich den ganzen Tag um ihre Wunschkinder kümmern. Wir leben in einem schönen Haus, können uns viele Wünsche erfüllen und sie hat ihre Freundinnen. Ich verstehe es nicht.

Krampfhaft verscheucht er diese Gedanken, strafft sich und startet den Motor. Während der Fahrt kreisen seine Gedanken um die Lösung des Problems.

Sein Kollege Werner hatte vor fünf Jahren mit seiner Frau ähnliche Probleme, aber nach einer Paartherapie haben sie wieder zusammengefunden.

Peter muss vermutlich nur mehr Rücksicht auf Conny nehmen und sich auch mit ihren Problemen beschäftigen. Seine Angst lässt spürbar nach, das ist die Lösung. Er atmet tief durch und seine innere Unruhe ebbt langsam ab, er hat einen Ausweg gefunden.

Seine Gedanken konzentrieren sich jetzt auf den Patienten, den er vor drei Tage operiert hat und der jetzt Probleme zu haben scheint.

Peter hat ihn im Nasennebenhöhlenbereich direkt unter dem Gehirn operiert. Eine Verletzung des schützenden, benachbarten Schädelknochens ist eine gefürchtete Komplikation dieses Operationsverfahrens. Gut, dass die diensthabende Schwester so aufmerksam war. Vielleicht irrt sie sich ja auch.

Lieber Gott, lass bitte diesen Kelch an mir vorübergehen! Schon hat Peter die Klinik erreicht, stellt das Auto auf dem Parkplatz ab und eilt auf seine Station.

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