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5. Gespräch mit den Kindern

Peter fühlt sich nach dem Aufstehen noch sehr müde, ihm grault vor dem anbrechenden Tag. Gott sei Dank ist heute Mittwoch und er muss nur die Morgenvisite im Krankenhaus und den Vormittag in der Praxis überstehen, der Nachmittag ist wie üblich frei.

Nach der Sprechstunde telefoniert er mit einem Oberarzt der Uniklinik und erfährt, dass Herr Hauptmann problemlos operiert wurde und höchstwahrscheinlich in einer Woche entlassen wird. Peter fällt ein Stein vom Herzen und er kann sich entspannt der nächsten Angelegenheit widmen.

Er telefoniert mit einem Immobilienmakler, dem er sein Wohnungsproblem schildert. Zu Peters Überraschung bietet dieser ihm sofort eine passende Wohnung an, die er ihm am Nachmittag zeigen will. Peters gedrückte Stimmung steigt langsam.

Bevor er zum Mittagessen gehen will, erledigt er noch schnell die Praxispost, da fällt ihm ein, dass Diana gestern mit ihm über Sabina sprechen wollte. Er schaut auf die Uhr und geht sofort zu ihr.

Als er sie anspricht, schaut sie ihn gequält an. „Ich muss aber spätestens gegen dreizehn Uhr los. Meine Mutter will mich besuchen.“

“Das schaffen wir noch. Was gibt es denn für Probleme mit Sabina?“

Diana verzieht ihr Gesicht. „Sie ist oft maulig, fährt den Patienten über den Mund und wenn man sie darauf anspricht, zeigt sie keinerlei Einsicht.“

Peter wiegt mit ernster Miene den Kopf. „Wie ist Ihre Meinung? Wollen Sie, dass wir uns von ihr trennen?“

Diana schüttelt sofort den Kopf. „Nein, das möchte ich nicht. Es ist sicher auch nicht so einfach, eine bessere Kraft finden. Können Sie nicht mal mit ihr reden? Sie sind der Einzige, vor dem sie Respekt hat.“

Peter hört das gern und er nickt zustimmend. Dann fragt er sie: „Was halten Sie generell von Sabina? Müssen wir uns langfristig nach Ersatz umsehen?“

Diana wehrt ab. „Nein, sie ist ja noch sehr jung und macht ihre Arbeit ansonsten gut. Vielleicht hat ihr die väterliche Strenge gefehlt. Ihr Vater hat die Familie ja schon früh verlassen.“

Peter fühlt sofort einen Stich im Herzen. Er lässt sich aber nichts anmerken. „Ok Diana, ich rede mit ihr und werde sie dabei auch nicht schonen.“

Diana wirkt sofort erleichtert, sie lächelt Peter schelmisch an. „Übertreiben sie es aber nicht mit der Kritik. Ich selbst schätze ja ihr Temperament und ihre Direktheit, aber Sabina ist ziemlich empfindlich.“

Peter schmunzelt und sagt: “Diana, ich verspreche Ihnen, dass ich Sabina auch loben werde. Ich werde meine Kritik nach der Sandwichmethode dosieren. Lob, Kritik, Lob.“

Er dreht sich um, lacht und verabschiedet sich von ihr. Auf dem Weg in sein Zimmer fühlt er sich fast beschwingt. Kurz darauf hört er, wie Diana die Praxiseingangstür von außen verschließt. Er guckt auf seine Uhr, zieht sich um und macht sich auf den Weg, der Hunger nagt und die Besichtigung der neuen Wohnung findet schon in einer Stunde statt.

Nachdem er den Makler vor dem betreffenden Gebäude begrüßt hat, steigen sie gemeinsam die knarrenden Treppenstufen des dreistöckigen, betagten Mietshauses empor. Die Wände könnten einen Neuanstrich gut vertragen, denn das düstere Licht verbirgt nicht alle Mängel und es riecht etwas muffig.

Als sie die zerkratzte Wohnungstür öffnen, ist Peter sofort unangenehm berührt. Das Appartement ist sehr klein, anderthalb Zimmer, Miniküche und fensterloses Bad. Der Blick aus dem Fenster ist auch nicht gerade berauschend, kein Freiblick, von grünen Bäumen ganz zu schweigen.

Peter ist sofort bedrückt und schaut den Makler ernüchtert an. “Ziemlich klein.“

„Sie wollten doch nur eine kleine Wohnung als Übergangslösung, wie sie sagten. Etwas Besseres in dieser Größe habe ich im Moment nicht.“

Peter zögert unsicher und schaut sich jetzt erstmal gründlich die einzelnen Räume an. Sie sind frisch tapeziert, die Kücheneinrichtung ziemlich modern und das saubere Bad verfügt über neue Armaturen und sogar über eine Badewanne.

Eigentlich ist das Appartement gar nicht so schlecht. Ich bin natürlich verwöhnt und lange werde ich hier ja nicht wohnen. Seine Stimmung hebt sich langsam und er entscheidet sich. „Ich nehme die Wohnung.“

Der Makler atmet erfreut auf und wird gleich aktiv. „Eigentlich können sie sofort einziehen. Wenn sie für den laufenden Monat die volle Miete bezahlen, erlasse ich Ihnen die Hälfte der Mietkaution.“

Peter überlegt nicht lange und stimmt zu. Der Makler lässt ihn die Mietverträge unterschreiben, überreicht ihm ein Exemplar und die Wohnungsschlüssel und verabschiedet sich mit dem Hinweis, dass er noch einen weiteren Termin hat.

Als sich die Wohnungstür schließt, freut sich Peter. Wenn sich doch nur alle seine Probleme so einfach in Luft auflösen ließen. Die nächste Angelegenheit wird anstrengender, er denkt an das Gespräch mit seinen Kindern.

Am besten, ich bringe es schnell hinter mich. Vielleicht hat Cornelia die Kinder schon vorbereitet. Auf dem Weg zum Auto ist er in Gedanken schon bei der bevorstehenden Aussprache.

Daheim angekommen, stellt er das Auto ab und geht zügig ins Haus, wo ihn lautes Stimmengewirr empfängt. Seine Kinder streiten und der Hund beteiligt sich am Lärm. Als er Peter bemerkt, kommt er schwanzwedelnd angelaufen und giert nach Zuwendung. Peter streichelt ihn intensiv und ruft: „Kinder, ich bin zu Hause, hört auf zu streiten und kommt bitte runter. Wir müssen etwas besprechen.“

Cornelia, die in der Küche hantiert, reagiert nicht auf sein Eintreffen, auch nicht, als er die Küche betritt. Peter ignoriert ihre ablehnende Haltung, begrüßt sie förmlich, setzt sich an den Küchentisch und greift zur Tageszeitung.

Als die Kinder in der Küche eintreffen, kabbeln sie sich immer noch. Maren beschwert sich, dass Hendrik sich vor den Schularbeiten drückt, bei dem sie ihm gerade helfen wollte. Sie hat schließlich nicht den ganzen Nachmittag Zeit. Hendrik dagegen will zuerst sein PC-Spiel beenden.

Cornelia ignoriert den Streit, aber Peter ist genervt. Kann sie sich nicht wenigstens einmal gegen ihre Kinder durchsetzen? Mit strenger Stimme fordert er Ruhe. „Kinder, hört auf zu streiten! Wir müssen mit euch eine ernste Angelegenheit besprechen.“

Die Kinder verstummen augenblicklich, setzen sich und schauen ihn fragend an, Cornelia hat inzwischen auch am Küchentisch Platz genommen.

Peter kommt ohne Einleitung zur Sache. „Eure Mama und ich haben beschlossen, dass ich mich für einige Wochen von euch trenne und in die Stadt ziehe.“

Die Kinder schauen Peter betroffen an, Cornelias Gesicht wirkt wie versteinert.

„Eure Mutter muss sich erholen und da wir uns in letzter Zeit oft gestritten haben, ist es besser, wenn wir uns vorübergehend trennen, natürlich nur für kurze Zeit, nur bis es eurer Mutter wieder besser geht.“

Cornelia bleibt stumm, hat aber plötzlich Tränen in den Augen, Maren guckt sie erschrocken an, auch ihre Augen werden feucht.

Das sekundenlange Schweigen wird erst durch Hendrik beendet, der ungerührt fragt, ob er jetzt wieder spielen gehen darf. Peter schaut ihn irritiert an und nickt.

Maren betrachtet traurig ihre Hände, dann wendet sie sich an ihren Vater. „Papa, dürfen wir dich in deiner Wohnung besuchen?“

Peter sagt mit warmer Stimme: „Aber natürlich, du bekommst auch einen Schlüssel für die Wohnung.“ Cornelia schaut Peter sofort misstrauisch.

Maren wirkt gleich erleichtert. „Papa, ich helfe dir auch beim Umzug.“ Dabei springt sie auf, geht zu ihm und legt ihm die Arme um den Hals.

Peters Augen werden feucht, während er sie an sich drückt, er schnäuzt sich kurz und gibt ihr einen Klaps auf den Po. „Na, nun gehe zu deinem Bruder und helfe ihm bei den Hausaufgaben.“

Mit lauter Stimme ruft er: „Hendrik, Du machst jetzt den PC aus und lässt dir von deiner Schwester bei den Hausaufgaben helfen!“ Als er keine Antwort erhält, wird seine Stimme drohend. „Hendrik, hast du mich verstanden?“ Missmutig antwortet Hendrik: „Ja, Papa.“

Als Maren die Küche verlassen hat, erzählt Peter Cornelia, dass er eine Wohnung gemietet hat, sie in den nächsten Tagen einrichten und in etwa einer Woche dorthin umziehen will. Cornelia blickt ihn nur wortlos an und nickt, während sie sich erhebt.

Peter beobachtet sie aufmerksam. „Ich hoffe, du bist so klug und machst eine Psychotherapie. Soll ich Dir einen Termin vermitteln?“

Cornelia schüttelt abwehrend den Kopf und sagt missmutig: „Nein, das mache ich selbst.“ Dabei geht sie aus dem Zimmer.

Peter schaut auf die Uhr. Er hat noch vor, seinen Freund Stefan aufzusuchen.

Mondeskälte

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