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1982: Sebastian und ich beschließen, berühmt zu werden.

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Nach meinem zweiten musikalischen „Erweckungserlebnis“ (das erste war „Singen – Ich kann es jetzt“) hätte ich das Musizieren mit Sebastian am liebsten regelmäßig fortgesetzt. Aber ich war auf dem Gebiet der Popmusik blutiger Anfänger und hatte ihn mit Sicherheit überhaupt nicht beeindruckt. Mich wunderte nur, dass er bei seinen Fähigkeiten alleine im Keller vor sich hin daddelte und noch in keiner Band spielte. Ich kannte bisher nur klassische Musik und Schlager und musste deshalb erst mal richtig gute Popmusik kennenlernen. Um mich für die Beatles zu begeistern, stellte mir Sebastian eine 90-minütige Kassette mit seinen persönlichen Lieblingssongs aus allen Phasen ihres Schaffens zusammen.

Die fand ich von vorne bis hinten großartig! Das war genau die Musik, die ich selber auch machen wollte! Später überspielte er mir dann auf eine Kassette jeweils zwei ihrer Alben. So lernte ich die Musik der Beatles in der richtigen Chronologie kennen. Leider brauchte es immer viele Erinnerungen und dauerte Monate, bis Sebastian mir endlich eine neue Kassette mit in die Schule brachte. Na ja, die Fans der ersten Stunde mussten in den 60ern noch länger auf jede neue Platte ihrer Helden warten.

Jeden Mittag, wenn ich müde aus der Schule kam, wurde als allererstes der kleine Mono-Kassettenrekorder angeschmissen und ich fühlte mich gleich besser! Als ich mir später in Amerika einen Walkman zulegte, traute ich meinen Ohren kaum, als ich ihre Musik zum allerersten Mal in Stereo hörte! Die Musik meiner Zeit, der 80er, war mir so gut wie egal. Mit einigen Songs verknüpfe ich heute natürlich Erinnerungen an die Tanzstunde, aber heimlich nannte ich die dort gespielte Musik „Metermusik“. Man wusste nie, an welcher Stelle im Lied man war. Es schien, als ob nach Belieben Takte eingeführt oder wiederholt wurden, in denen nichts passierte, außer, dass der Rhythmus zum Tanzen weiterlief. Ich ging durchs Carl-Jacob-Burckhardt-Gymnasium und hatte „meine Beatles“ im Kopf, im Herz und oft wohl auch leise auf der Zunge, vor allem die frühen Songs. Ich erinnere mich, wie ich am Ende einer Pause eine Treppe hochging und sich hinter mir ein Klassenkamerad laut fragte: „Singt er wieder? Singt er wieder? Ja, er singt wieder!“

Nach den Beatles erweiterte Sebastian meinen musikalischen Horizont noch durch „So Lonely“ und „Roxanne“ von „The Police“, also ein bisschen gepflegten Punk. Er versuchte das zu der Zeit gerade zu leben. Ein Foto, das ihn ziemlich derangiert mit abstehenden Haaren, heruntergerutschter Brille und obszöner Geste auf Klassenfahrt in England, dem Mutterland des Punk, zeigte, hatte wenig gemein mit dem braven Jungen auf der Weihnachtspostkarte. Zu Hause bei den Buddes waren wir beide aber immer sehr artig. Dennoch spürten seine Eltern, dass in uns etwas Nichtbürgerliches brannte. Wir gaben es irgendwann auf, ihre immer wieder präventiv ausgesprochene Ermahnung für den späteren Lebensweg: „Erhaltet Euch die Musik als schönes Hobby!“, mit Ihnen zu diskutieren. Wir wussten, dass wir mehr wollten und später auch machen würden. Und das schweißte uns zusammen. Das Niveau, auf dem Herr Dr. Budde seinen „Bach“ spielte, war der beste Beweis, dass für uns Musik als Hobby nicht in Frage kam.

Wir hatten beide keinen Plan, wohin die Reise gehen würde, aber Sebastian gab als Ziel die Devise „berühmt werden“ aus. Er sagte, man könne es schaffen, wenn man es nur genug wollte. Ich war mit meinen Klavierkompositionen kreativ und fand die Vorstellung, mit ihnen eines Tages berühmt zu werden, nicht besonders unangenehm. Wir schlossen nicht aus, eventuell auch unabhängig voneinander Karriere zu machen, wenn der „Weltenplan“ es so vorsah. Ich versprach Sebastian, auf seiner ersten Platte (für die Jugend: Vorläufer der CD) Klavier zu spielen. Ein Versprechen, das ich nach wie vor bereit bin, einzulösen. Jahre später, wir waren immer noch nicht berühmt, teilte mir Sebastian mit, woran er Berühmtsein erkennen würde: Wenn er beim Catering „ein Kilo Smarties, aber ohne die blauen!“ bestellen und auch bekommen würde.

Kunst oder Kekse

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