Читать книгу Kunst oder Kekse - Klaus Porath - Страница 33
1985: „Fancy Life“-Revival für Moni.
ОглавлениеNormalerweise vergehen mindestens zehn, eher zwanzig Jahre, bevor Musiker anfangen sentimental zu werden, die ewigen Querelen vergessen haben und die alte Band noch einmal zusammentrommeln. Unser bislang einziges erfolgreiches Bandrevival fand nach nur einem Jahr statt. Es wurde durch eine Punk-Band ausgelöst. „Agent Orange“ war die Hausband des Johanneums, einem der anderen Lübecker Gymnasien. Leichtsinnigerweise hatten wir zugesagt, mit den Krachmachern zusammen dort ein Doppelkonzert zu geben. Meine gute Laune ging schon vor dem Aufbau flöten. Als ich mein neues Keyboard hereinschleppte, schaute der Entlaubungs-Gitarrist spöttisch darauf herunter und fragte herablassend: „Was ist das denn? Kann man damit Musik machen?“ Auch der Rest der Schule mochte uns nicht. Das Konzert geriet zum Desaster. Das veranlasste Andreas, der wahrscheinlich das letzte mal vor zehn Jahren eine Bildungsanstalt von innen gesehen hatte, nach dem Konzert ein Veto auszusprechen. Es lautete: „In Schulen – spiele ich – grundsätzlich – nie wieder.“
Dummerweise hatten wir genau elf Tage später einen sommerlichen Open-Air-Gig im Innenhof der Thomas Mann Schule zusammen mit deren Schulband „Logic“ abgemacht. Dieser Gig war mir persönlich wichtig und durfte nicht abgesagt werden, da ich ein Auge auf das Band-Maskottchen Moni geworfen hatte. Die Lösung lag auf der Hand: Wenn „Andreas II.“ sich querstellte, musste „Andreas I.“ reaktiviert werden! An eine Probe kann ich mich nicht mehr erinnern, aber das „Fancy Life Revival-Konzert“ ging auch nicht schlechter als all unsere anderen Auftritte über die Bühne.Auch der Part von „Logic“ steht heute noch komplett auf Kassette in meinem Archiv. Als reine Gitarrenband fand ich ihren Sound interessant.Alles klang irgendwie „luftiger“ als bei uns. Ich hatte das Gefühl, dass die Jungs auf unseren musikalischen Output eifersüchtig waren. Oder sie fanden mein Interesse an Moni nicht so knorke. Dabei räumte ich mir selber keine Chancen ein. Diese Resignation inspirierte mich zu dem Song „Do Without“. Um zu zeigen, dass er für Moni war, bauten Martin und ich zwei versteckte Hinweise in die Aufnahme ein. In einem Zwischenteil ertönt Monis Nummer mit einem Wählscheibentelefon. Und Martin streute im Solo mittels eines Samplers ein gestottertes „L-L-L-Logic!“ ein. Später war Moni nicht mehr mit Peter, dem Bassisten und Sänger, sondern mit Matthias, dem Schlagzeuger, zusammen. Der fragte mich eines Tages, ob wir nicht unsere Freundinnen tauschen wollten. Ob er Moni vorher gefragt hatte, weiß ich nicht. Ich fand das jedoch pietätlos und lehnte ab. Später, als ich bereits verheiratet war, bekam ich einen überraschenden Anruf von Moni. Sie war jetzt nicht mehr Band-Maskottchen, sondern in der Finanzbranche tätig und wollte mir helfen, mein Geld zu vermehren. Zum Glück hatte ich keins, sonst hätte ich ihre Tipps bestimmt blindlings befolgt.