Читать книгу Internetlinguistik - Konstanze Marx - Страница 21

1.5 In der Bibliographie soll es dann so aussehen 1.5.1 Die Online-Publikation im Literaturverzeichnis

Оглавление

Es gibt diverse Möglichkeiten, ein Literaturverzeichnis zu erstellen. Manche nutzen eine Software wie Zotero, Citavi, EndNote oder Mendeley. Andere erstellen das Literaturverzeichnis „per Hand“ oftmals erst im Anschluss an den kreativen Schreibprozess. Früher oder später steht jedoch jede*r einem Problem gegenüber: In welcher Form sind Internetquellen ins Literaturverzeichnis aufzunehmen?

Verwiesen sei auf einen Service, der auf der Internetpräsentation des Projekts „sprache@web“ der Leibniz Universität Hannover und der TU Darmstadt angeboten wird. Die Literatursuche wird hier dadurch aufgewertet, dass beispielsweise bei Sammelbänden nicht nur die bibliographischen Angaben des Gesamtwerks, sondern auch die einzelnen Beiträge aufgelistet und mit kurzen Inhaltbeschreibungen verlinkt werden. Zusätzlich bieten die Betreiber der Seite die Möglichkeit eines BibTex-Exports, mit dem die bibliographische Angabe problemlos in ein Literaturverwaltungsprogramm oder in LaTex übernommen werden kann (vgl. auch researchr.org, bibsonomy.org): www.mediensprache.net/de/literatur/.

Zumeist führen die heterogene Beschaffenheit der Quellen und der vermeintliche Mangel an Standards dazu, dass jede*r Schreiber*in individuelle Lösungen für die Aufnahme in das Literaturverzeichnis findet. Runkehl/Siever (2000: 640) sprechen gar von einem „Ratespiel“ und setzen mit ihrem „Electronic StyleGuide“ Maßstäbe.

Ziel dieses Abschnitts ist es, Probleme, die sich beim Zitieren von Internetquellen ergeben können, zu beschreiben und Muster für Einträge ins Literaturverzeichnis vorzuschlagen. Dabei orientieren wir uns im Wesentlichen an den Vorgaben von Jens Runkehl und Torsten Siever und nehmen dort Anpassungen vor, wo es die technologische Entwicklung in der vergangenen Dekade notwendig macht.

Aufgabe 1-11

Welche Angaben muss ein bibliographischer Eintrag für Online-Publikationen enthalten?

Als obligatorische Bestandteile eines jeden Eintrags in das Literaturverzeichnis einer wissenschaftlichen Arbeit kennen wir bisher

 bei Monographien: Autor*in(nen)-Name(n), Erscheinungsjahr, Titel der Publikation, Verlagsort und Verlag;

 bei Zeitschriftenartikeln: Autor*in(nen)-Name(n), Erscheinungsjahr, Titel des Aufsatzes, Titel der Zeitschrift, Jahrgang/Ausgabennummer, Seitenzahlen;

 bei Sammelbänden: Autor*in(nen)-Name(n), Erscheinungsjahr, Titel des Beitrags, Herausgeber*in(nen)-Name(n), Verweis auf Herausgeberschaft (Hrsg./Hg./Hgg./ed./eds.), Erscheinungsjahr, Titel des Sammelbandes, Verlagsort, Verlag, Seitenzahlen.

Diese Angaben müssen um Informationen ergänzt werden, die der Plattform, auf der sie erscheinen, gerecht werden. Bibliographische Einträge sollten im WWW mühelos auffindbar und überprüfbar und so konstituiert sein, dass sie leicht verständlich und dennoch nicht überfrachtet erscheinen (siehe die fünf Prinzipien von Walker/Taylor 1998, zitiert und kommentiert bei Runkehl/Siever 32001: 44 f.).

Seit Oktober 2012 werden Zitierregeln in der DIN-Norm DIN ISO 690 zusammengefasst. Damit wurde die DIN 1505-2, über die bis dato Zitierregeln festgelegt waren, aktualisiert, indem „a) veraltete nationale Zitierregeln […] durch neue internationale Zitierregeln ersetzt [und] b) Angaben zum Zitieren von elektronischen Informationsressourcen […] hinzugefügt [wurden]“. (http://www.beuth.de/de/norm-entwurf/din-iso-690/165487528)

Generell kann gesagt werden, dass auf Verweise wie „online verfügbar (unter)“, „Online-Publikation“, „unter“, „im WWW erhältlich“ usw. innerhalb der bibliographischen Angabe verzichtet werden kann, weil allein durch das Aufführen eines URLs augenscheinlich wird, dass der Text online verfügbar ist (oder war).

In der einen oder anderen Veröffentlichung kann man analog zu den bibliographischen Einträgen von Zeitschriftenartikeln ein „In“ vor der URL-Angabe lesen. Genaugenommen ist das jedoch unpassend, weil niemand etwas in einer Webseite liest, sondern eher auf. Um hier Verwirrung zu vermeiden, empfehlen wir, bei bibliographischen Angaben von im Netz veröffentlichter Literatur sowohl auf das „In:“ als auch auf das „Auf:“ vor der URL zu verzichten. Online veröffentlichte Zeitschriften, wie linguistik.online oder das Journal für Medienlinguistik (jfml) sind aber korrekt mit „In:“ bibliographiert.

Wir betrachten nun die Publikationsformen, die uns im Web begegnen, und prüfen jeweils inwieweit die obigen Parameter identifiziert werden können.

GooglebooksBlickt man der bitteren studienalltagspraktischen Wahrheit ins Auge, muss man sich wohl eingestehen, dass viele Studierende den Gang in die Bibliothek als vermeidbar erachten, seitdem Google dazu übergegangen ist, partielle Scans von Büchern im Web zu veröffentlichen. Oftmals kann man anhand des Inhaltsverzeichnisses abschätzen, ob die Publikation relevant für die eigene Fragestellung ist. Sollte das der Fall sein, empfehlen wir dringend, sich nicht mit der von Google vorgenommenen Auswahl an Textabschnitten zufriedenzugeben. Nehmen Sie das Buch stattdessen in die Hand, blättern Sie darin und entscheiden Sie selbst, ob es nicht andere/weitere wichtige Stellen darin gibt, die beachtet und ggfs. auch zitiert werden müssen. Entsprechend verfahren Sie bei der Aufnahme in das Literaturverzeichnis auf die oben angegebene herkömmliche Weise, denn ein bei Googlebooks gescanntes Buch ist keine Online-Publikation.

Der Vorteil von DOI-Angaben (Digital Object Identifier) ist, dass diese auf das jeweilige Objekt und nicht den Veröffentlichungsort verweisen. Werden also Objekte von einer Seite entfernt, sind sie u.U. mit dem vorliegenden URL nicht mehr auffindbar, bei DOI-Angaben besteht diese Gefahr nicht.

Monographien/E-BooksInzwischen ist es häufig so, dass wissenschaftliche Qualifikationsarbeiten wie Dissertationen oder Habilitationen eine mit dem Verlag vereinbarte Zeit (meist zwei Jahre) nach der Buchpublikation als Online-Publikation erscheinen oder gar nicht mehr in Buchform publiziert, sondern direkt ins Web gestellt werden. Auch Neuauflagen können in Form von Online-Publikationen erscheinen.

Bücher, die Jahre nach ihrem Erscheinen unverändert als E-Book im Web veröffentlicht werden, sollten wie eine herkömmliche Buchpublikation ins Literaturverzeichnis übernommen und bestenfalls um die DOI-Angabe (mindestens aber um den URL) ergänzt werden. Korrigierte und/oder aktualisierte Neuauflagen von Büchern, die als E-Publikation erscheinen, werden mit einem Hinweis versehen, siehe (1-12).

(1-12)

Spiegel, C. (2006): STREIT. Eine linguistische Untersuchung verbaler Interaktionen in alltäglichen Zusammenhängen. Mannheim: Verlag für Gesprächsforschung. http://verlag-gespraechsforschung.de/2011/pdf/streit.pdf, (korrigierte Neuauflage, Erstauflage 1995, Tübingen: Narr).

Inzwischen hat sich der zusätzliche Verweis auf das Datum des letzten Zugriffs als wissenschaftliche Praxis etabliert. Runkehl/Siever (32001: 96) zeigen jedoch, dass der Mehrwert eines solchen Datums gering ist und den Zitierenden in eine Rechtfertigungssituation im Sinne von ‚möglicherweise ist die Seite nicht mehr verfügbar, aber als ich die Arbeit verfasst habe, gab es sie noch‘ manövriert. Ein Ausdruck der Veröffentlichung, der ggfs. nachgereicht werden kann, ist viel zweckmäßiger.

Wichtig ist es, das Datum der (Erst-)Veröffentlichung und ggf. das Datum der letzten Überarbeitung/Aktualisierung anzuführen. Diese Daten sind dann vergleichbar mit dem Erscheinungsjahr und der Neuauflage, die für Offline-Publikationen relevant sind. Das Internet ist dynamisch, weshalb „ein Datum den aktuellen Stand dokumentieren muss, sofern es sich nicht um die erste und damit vorläufig einzige Fassung handelt“ (Runkehl/Siever 32001: 97).

„Es ist aber […] wenig sinnvoll, das Download-Datum anzugeben, wenn ein Revisionsdatum eine bestimmte Version dokumentiert. [Es] wird das im Dokument verzeichnete Datum der Erstellung oder – falls bereits modifiziert – das der letzten Änderung angegeben. [Nur!] [f]alls dies nicht ersichtlich ist, wird das Datum der Sichtung genannt.“ (Runkehl/Siever 32001: 97)

Um in der bibliographischen Angabe unterscheiden zu können, ob es sich beim angegebenen Datum um ein Revisionsdatum oder um das Datum des letzten Zugriffs handelt, wird dem Datum entsprechend ein „Rev:“ (für Revision) oder ein „Acc:“ (für Access) vorangestellt. Als Datumsform bietet sich die folgende Variante an: JJJJ-MM-TT (nach DIN 5008 resp. ISO 8601). Diese wird sowohl national und auch international richtig interpretiert. Möchte man eine Versionsnummer einfügen, kann diese mit Vers. indiziert werden (1-13).

Tipp: Wenn keine anderen Daten verfügbar sind, ist es mit Hilfe des Zugriffsdatums möglich, auf http://archive.org/web/ die Version der Seite vom Zugriffstag einzusehen.

(1-13)

Mustername, M. (2013): Musterartikel auf einer Musterseite. Musterseitenname. http://www.musterseite.de/muster_muster, Vers. 2, Rev: 2020-01-12.

Wird keine Datums- oder Versionsangabe gemacht, ist das Publikationsdatum ausschlaggebend und es ist davon auszugehen, dass an dem entsprechenden Dokument seit der Veröffentlichung keine nachvollziehbaren Veränderungen vorgenommen worden sind, dass es sich also um ein Dokument handelt, dass von der Druckversion nicht abweicht (1-14).

(1-14)

Runkehl, J./Schlobinski, P./Siever, T. (1998): Sprache und Kommunikation im Internet. Überblick und Analysen. Opladen: Westdeutscher Verlag. www.mediensprache.net/archiv/pubs/3-531-13267-9.pdf

Dass das Dokument zum Zeitpunkt, an dem die wissenschaftliche Arbeit geschrieben wurde, unter der im bibliographischen Eintrag angegebenen Adresse erreichbar war, ist deshalb evident, weil anderenfalls nicht daraus hätte zitiert werden können. Damit entfällt das Datum des letzten Zugriffs. Wenn es sich eruieren lässt, seit wann die Publikation im WWW zugänglich ist, kann das der bibliographischen Angabe hinzugefügt werden.

AufsätzeEbenso ist mit wissenschaftlichen Aufsätzen zu verfahren, die nach dem Erscheinen in einem Sammelband oder in einer Zeitschrift unverändert als PDF im WWW zur Verfügung gestellt wurden. Das Beifügen eines URLs soll in diesen bibliographischen Angaben lediglich signalisieren, dass der Artikel auch online einsehbar ist (1-15). Ist eine DOI-Angabe verfügbar wird diese praktischerweise anstelle des URLs aufgeführt.

(1-15)

Döring, N./Pöschl, S. (2006): Images of Men and Women in Mobile Phone Advertisements. A Content Analysis of Advertisements for Mobile Communication Systems in Selected Popular Magazines. Sex Roles. A Journal of Research 5-6, 173–185. www.nicola-doering.de/wp-content/uploads/2014/08/D%C3%B6ring-P%C3%B6schl-2006-Images-of-Men-and-Women-in-Mobile-Phone-Advertisements.pdf

Bei der Recherche kann es durchaus vorkommen, dass man auf ein PDF-Dokument stößt, das neben den Namen der Autor*innen und dem Titel keinerlei bibliographische Angaben enthält. Das reicht natürlich für den bibliographischen Eintrag nicht aus. Es muss also gründlich recherchiert werden, in welcher Umgebung der Artikel möglicherweise bereits erschienen ist. Die auf diese Weise in Erfahrung gebrachten Angaben werden entsprechend in den bibliographischen Eintrag integriert. Ein naheliegender Schritt ist in diesem Zusammenhang ein Blick in die Publikationslisten des Autors/der Autor*in(nen), die auf persönlichen Webseiten einsehbar sind.

Bei wissenschaftlichen Publikationen, die vorab online veröffentlicht werden, ist ein entsprechener Vermerk notwendig, siehe (1-16a). Prüfen Sie jedoch vor Abgabe Ihres Manuskripts, ob die Druckfassung inzwischen erschienen ist. Falls ja, bietet es sich an, sich in der wissenschaftlichen Arbeit auf den gedruckten (vermutlich auch aktualisierten) Aufsatz zu beziehen (1-16b).

(1-16a)

Storrer, A. (2011): Sprachstil und Sprachvariation in sozialen Netzwerken. studiger.tu-dortmund. Preprint: http://www.studiger.tu-dortmund.de/images/Zif-Netzwerke-storrer-preprint.pdf (erscheint in: Frank-Job, B./Mehler, A./Sutter, T. (Hrsg.) (2013): Die Dynamik sozialer und sprachlicher Netzwerke. Konzepte, Methoden und empirische Untersuchungen an Beispielen des WWW. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.)

oder

(1-16b)

Storrer, A. (2013): Sprachstil und Sprachvariation in sozialen Netzwerken. In: Frank-Job, B./Mehler, A./Sutter, T. (Hrsg.) (2013): Die Dynamik sozialer und sprachlicher Netzwerke. Konzepte, Methoden und empirische Untersuchungen an Beispielen des WWW. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 329–364.

HTML-DokumenteHTML-Dokumente erscheinen mit Verfasser*in(nen)-Name(n), Erscheinungsjahr, Angabe des Titels und des Seitentitels sowie der URL-Adresse in der Bibliographie. Wenn auf der Seite das Datum angegeben ist, an dem sie erstellt worden ist, ist dieses auf bekannte Weise in den bibliographischen Eintrag aufzunehmen (1-17). Befindet sich jedoch zudem noch das Datum der letzten Aktualisierung auf der Seite, ist dieses in den bibliographischen Eintrag zu integrieren. Auf das Datum der Erstellung wird dann in Klammern mit dem Zusatz „online seit“ hingewiesen (1-18). Wir empfehlen diese Vorgehensweise, weil niemand nachvollziehen kann, ob der zitierte Text bereits Bestandteil der Ursprungsversion der Seite war. Es besteht immer auch die Möglichkeit, dass eben dieser Text im Zuge der Aktualisierung eingefügt worden ist. Zitiert wird zu einem Zeitpunkt X und man kann gerade bei einem dynamischen Medium wie dem Internet nur sichere Aussagen über die Beschaffenheit des Textes an diesem Zeitpunkt X machen. Angaben über den*die Autor*in(nen) oder den*die Herausgeber*in(nen) einer Seite sind notfalls dem Impressum zu entnehmen. Kann eine Text-Autor*in/Autor*in-Text-Zuordnung nicht eindeutig erfolgen, sollte erwogen werden, den Text nicht zu zitieren und stattdessen eine verlässlichere Quelle zu suchen.

(1-17)

Bendel, O. (2012): Siri ist hier. mediensprache. https://www.mediensprache.net/de/handysprache/siri/index.aspx

(1-18)

Meier-Vieracker, S. (2019): Rechtschreibkonformer Extremismus? In: Linguistische Werkstattberichte. https://lingdrafts.hypotheses.org/category/sprache-und-gesellschaft/sprache-und-sprachkritik (online seit 2019-10-25).

Auf manchen Webseiten wird ein Vorschlag dazu unterbreitet, wie die elektronische Ressource zu zitieren ist, wie beispielsweise auf www.bubenhofer.com: „Diese elektronische Ressource soll wie folgt zitiert werden: Bubenhofer, Noah (2011): Einführung in die Korpuslinguistik: Praktische Grundlagen und Werkzeuge. Elektronische Ressource: www.bubenhofer.com/korpuslinguistik/.“ Solchen Angaben können alle für die oben angegebene Form notwendigen Angaben entnommen werden. Angepasst an das vorliegend vorgeschlagene Format, wäre der bibliographische Eintrag nur minimal zu modifizieren (1-19):

(1-19)

Bubenhofer, N. (2011): Einführung in die Korpuslinguistik: Praktische Grundlagen und Werkzeuge. bubenhofer. http://www.bubenhofer.com/korpuslinguistik/kurs/ (online seit 2006).

Texte aus digitalen Ausgaben von Printmedien o.ä. sind mit ihrem auf den Tag genauen Erscheinungsdatum aufzuführen (siehe 1-20).

(1-20)

Langschwager, M./Krombusch, M. (2018): Hate Speech – Dabei ist Hass überhaupt keine Meinung. WAZ+. https://www.waz.de/wochenende/hate-speech-dabei-ist-hass-ueberhaupt-keine-meinung-id215710599.html (2018-11-2, 20:14)

Allerdings können journalistische und damit auch populärwissenschaftliche Texte, keine vollwertigen wissenschaftlichen Quellen sein. Informationen, die hier populärwissenschaftlich aufbereitet werden, sollten in den zugrundeliegenden Studien nachgelesen und von dort zitiert werden.

Online-Berichte (journalistische Texte) können vielmehr eine Quelle für sprachliche Belege sein, wenn eine entsprechende Fragestellung für die Forschungsarbeit vorliegt. Somit sind sie wie auch Quellen für alle in der jeweiligen Forschungsarbeit zitierten sprachlichen Beispiele in ein Quellenverzeichnis aufzunehmen, dass zusätzlich zu einer Bibliographie zu erstellen ist.

Internetlinguistik

Подняться наверх