Читать книгу Internetlinguistik - Konstanze Marx - Страница 22
1.5.2 Quellenverzeichnis für Beispielbelege
ОглавлениеBlogs, Soziale-Netzwerk-Seiten, Kommentarbereiche, Wikipedia, Foren oder E-Mails sind Quellen für sprachliche Beispiele. Wir empfehlen hierfür ein Quellenverzeichnis anzulegen, dessen Ordnungsprinzip darin bestehen kann, die Quellen in der Reihenfolge aufzulisten, in der sie in der wissenschaftlichen Arbeit auftreten, d. h. der erste Eintrag in der Liste stellt die vollständige Quelle des ersten in der wissenschaftlichen Arbeit zitierten Belegs dar, der zweite Eintrag zeigt die vollständige Adresse der Internetseite an, der der zweite in der Arbeit zitierte Beleg entstammt usw. Dabei ist die Beispielnummerierung, die im Fließtext zugewiesen wurde, zu nennen. In den Eintrag aufzunehmen sind der Name des Web-Angebots, eine Angabe dazu, um welche Textsorte es sich handelt (Forenbeitrag, Statusmeldung, Artikel, Kommentar, Tweet etc.), optional der Name des Urhebers/der Urheberin, der URL des Eintrags und eine Datumsangabe, die auch um eine Zeitangabe ergänzt werden kann, wenn diese ermittelbar ist. Die Angabe des Web-Angebots mag manchem redundant erscheinen. Sie ist aber notwendig, weil sie sich nicht immer aus der URL ergibt, wie z. B. beim Webauftritt der Universität Zürich. Der Name des Webangebots würde „Universität Zürich“ lauten, der URL allerdings „http://www. uzh.ch/index.html“.
Ein anderes Ordnungsprinzip wäre die Kategorisierung nach spezifischen Quellen. Sind z. B. alle sprachlichen Belege Sozialen Netzwerken entnommen worden, können alle Belege, die z.B. aus Facebook stammen, untereinander aufgeführt werden, anschließend alle Belege, die aus Instagram stammen, usw. Der Verweis auf die Beispielnummerierung im Fließtext ist hier ebenso obligatorisch.
Quellenverzeichnis – Beispiel-Einträge:
(1-1) Chefkoch. Forenbeitrag: sabsieh, Feste: Geschenke https://www.chefkoch.de/forum/2,61,712238/haltbares-Ostermitbringsel.html
2016-03-22, 10:40
(1-2) Sueddeutsche.de, Artikel: Mayr, Stefan: Herr Swan und das Eis. www.sueddeutsche.de/wirtschaft/nahaufnahme-herr-swan-und-das-eis-1.4658938
2019-10-28, 18:52
(1-3) Zeit online, Artikel: Haberkorn, Tobias: Die Sintflut kommt. https://www.zeit.de/kultur/2018-10/klimawandel-schuld-anerkennung-klimakrieg-weltklimakonferenz
2018-11-4, 20:59
(1-4) Twitter, Tweet: Nina Straßner @DieJuramama. https://twitter.com/DieJuramama/status/1162636374803210240
2019-08-17, 10:04, L: 524, T: 13, K: 35
…
(1-8) YouTube, Kommentar zu „Die LUSTIGSTEN Fake Marken“ von Luca. https://www.youtube.com/watch?v=J064-R7-GSc
2019-10-31, ca. 21:00, L: 0, DL:0
Allgemeiner HinweisDie Länge von Internet-Adressen (URLs) überschreitet nicht selten die Zeilenlänge, sodass ein Umbruch notwendig wird. Weil das Einfügen eines Bindestrichs jedoch den URL verfälscht, sollte ein Umbruch nur an „Solltrennstellen“, wie beispielsweise nach einem Slash (/), einem Punkt oder einem Bindestrich, die jeweils Bestandteile des URLs sind, erfolgen. Im Fließtext lässt sich ein Umbruch manchmal vermeiden, wenn der Text umgestellt wird oder eine Kurzform des URLs (mit Verweis auf die Bibliographie oder das Quellenverzeichnis) eingesetzt wird. Es lohnt sich auch hier immer zu überprüfen, ob nicht ein DOI vergeben ist, der kürzer und eindeutiger ist.
SpeicherinhaltDas WWW stellt einen nahezu unerschöpflichen Datenpool für die sprachwissenschaftliche Forschung dar. Die Datengewinnung ist dabei insbesondere für die Korpusgenerierung vergleichsweise einfach zu realisieren und bedarf nicht notwendigerweise spezifischer Informatikkenntnisse. Anwendungen wie antconc erleichtern Geisteswissenschaftler*innen die Arbeit erheblich. Daten können auch über elektronische Umfragen erhoben werden. Hierbei kann auf das Hilfsmittel SoSciSurvey zurückgegriffen werden. Grundsätzlich können alle Daten, die im Rahmen eines Forschungsprojekts erhoben worden sind, in einer wissenschaftlichen Arbeit zitiert werden. Dabei ist darauf zu achten, dass die Persönlichkeitsrechte der Urheber*innen von Beiträgen gewahrt bleiben. Alle bibliographischen Angaben müssen so gestaltet sein, dass die Internetquelle jederzeit nachprüfbar ist.
KorpusKorpus: Ein Korpus ist eine Datensammlung, die explorativ oder hypothesengeleitet auf sprachliche Phänomene untersucht werden kann. Diese Datensammlungen werden entweder quantitativ oder – mit dem Anspruch Aussagen über Form-Funktionsbeziehungen in der Sprache machen zu können – qualitativ ausgewertet.
FragebogenFragebogen: Ein Fragebogen ist ein in den empirischen Sozialwissenschaften verbreitetes Erhebungsinstrument. Die Internet-Linguistik nutzt u. a. Online-Fragebögen, um beispielsweise die Verbreitung spezifischer Lexeme oder Grammatikalitätsurteile zu untersuchen.
Log-File-AnalyseLog-File-Analyse: Mittels einer Log-File-Analyse kann die Online-Aktivität von Nutzern protokolliert werden. Log-Files können nicht nur statistische, sondern auch inhaltliche Daten enthalten, wie etwa kommunikative Botschaften. Sie sind daher als Erhebungsinstrument für die Internet-Linguistik relevant.
Digitale Ethnographie: Für einen umfassenden qualitativen Zugang zu digitalen Daten kann das bewährte ethnographische Vorgehen, Beobachten und Partizipieren, auch für die Gewinnung von digitalen Daten fruchtbar gemacht werden. So können die kommunikativen Regeln, die sich von Plattform zu Plattform unterscheiden, gut erfasst (und erprobt) werden.
Datenerhebung auf Umwegen: Ein Ansatz zur Erhebung von digitalen Daten kann auch die analoge Kontaktaufnahme sein. Sie bietet sich in Fällen an, in denen Beschränkungen jeglicher Art einen Online-Zugang zu Daten (zunächst) unmöglich machen. Ziel ist es durch Gespräche, Vorträge, Flyer, persönlichen Kontakt zu den Proband*innen aufzubauen und sie zu motivieren, Protokolle ihrer digitalen Aktivitäten zu Forschungszwecken zur Verfügung zu stellen. Wir sprechen auch von Datenspenden.
Übungen
1 In wissenschaftlichen Studien wird der Name von Studienteilnehmer*innen u. a. aus datenschutzrechtlichen Gründen normalerweise nicht erhoben. Warum ist es aber unter Umständen relevant, den Urheber eines im WWW veröffentlichten Textes zu bestimmen?
2 Wie würden Sie vorgehen, wenn Sie verschiedene Gebrauchsweisen des Lexems Opfer in den letzten zwanzig Jahren beschreiben müssten? Evaluieren Sie das WWW hinsichtlich seiner Praktikabilität als Korpus. Welche Vor- und welche Nachteile sehen Sie?
3 Rufen Sie die folgenden Seiten auf:georg-re.hm/pdf/Haase-et-al.pdfhttp://www.germanistik.uni-hannover.de/fileadmin/deutsches_seminar/publikationen/HAL/hal-3.pdfhttp://www.digitale-soziale-netze.de/gi-workshop/gi-workshop2008-offline/papers/Social%20Networks%20-%20das%20World%20Wide%20Web%20zwischen%20Identitaetsentwuerfen%20und%20Interaktivitaet.pdfWelche bibliographischen Angaben vermissen Sie jeweils? Wie gehen Sie vor, um die fehlenden Informationen zu ermitteln?