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— Skrupel

Als ich bei der Erstbeichte mit neun Jahren bekannte, ich hätte Unkeuschheit getrieben, sagte mir der Pfarrer ohne weitere Erklärung, dass dies nicht möglich sei. Überhaupt war die Erstbeichte eine von vielen, die mir als Skrupulant Angst einflösste.

Damit war ich so etwas wie ein religiöser Perfektionist, weil ich mich bei Beichte und Kommunion immer fragte, ob ich das betreffende Sakrament eigentlich gültig empfangen habe.

So wurde ich auf eine eher quälende Introspektion trainiert. Und es war am „sichersten“ vor der Kommunion zu beichten. Aber ja, die Beichte ebenfalls musste gültig empfangen werden! Sehr oft habe ich mich gefragt, ob ich alle „schweren“ Sünden gebeichtet und „wirkliche Reue“ erlangt hätte. Jetzt meine ich, dass ich zum Pharisäertum geradezu hingeführt wurde, da es doch vor der Kommunion darum ging, seinen „Stand der Gnade“, gewissermassen seine „Unschuld“ festzustellen! Viel, viel später begriff ich, dass die Kommunion keine Belohnung der Braven, sondern ein Zeichen der Freundschaft Jesu ist.

Wegen dieser Skrupel und Zweifel waren Erstkommunion und Firmung keine wirklich friedlichen Erfahrungen. Mein Bruder Laborant war Firmpate, und mein Vater hatte das Geschenk, eine Uhr, gekauft. Ich warf mir vor, während der Feier mit dem Bischof zu sehr an die Uhr gedacht zu haben und fragte mich lange, ob meine Firmung „gültig“ sei. Ich wagte es nicht, einem Priester solche Fragen zu stellen, weil mir die Artikulation des Problems zu schwierig schien. So war ich mit meinen Ängsten allein, was ziemlich verheerend war.

Meine erste Passion war das Lesen. Man machte sich lustig über mich, wenn ich am Tisch, in ein Buch vertieft, plötzlich in das Gespräch eingreifen wollte und nicht wusste, an welchem Punkt man angekommen war. Allerdings las ich meistens mit einem schlechten Gewissen, weil ich doch arbeitsam erzogen wurde und die Mutter nie untätig war. Wegen meiner Mutterbeziehung war ich eher schüchtern, ein gescheiter Aussenseiter in der Grundschule und auch in späteren Jahren noch.

Bei den Ministranten fand ich mich erstmals in einer ausserschulischen Gruppe wieder. Der Oberministrant war damals noch ein Respekt einflössender junger Mann. Den Vikar fand ich sympathisch. Der Pfarrer hingegen, ehrlich und hart, wie es die Zeit erforderte, war mir zu kaltherzig; er wetterte x-mal von der Kanzel herab gegen den gottlosen Kommunismus. Ich erinnere mich nicht, dass er über Jesus gepredigt hat.

Mit der Zeit wurde ich Oberministrant, von meinem Charakter her war ich jedoch keine Machtfigur, im Gegensatz zu meinen Vorgängern. Der Zeit wegen – die 68-Jahre bereiteten sich vor – wurde mein Amt ohnehin nicht mehr als Machtposition betrachtet.

Meine Beziehung zu Gott wurde vertieft durch die Weiterbildung als Ministrant. Erste intime und friedliche Momente mit Jesus hatte ich bei den damals üblichen Danksagungen nach der Messe. Aber zu einer freundschaftlichen, ganzheitlichen Beziehung zu Jesus wurde ich nicht geleitet. Gott war allmächtig und es ging darum, auf dem rechten Weg zu bleiben, indem man sich vor schwerer Sünde hütete.

der verstellte Ursprung

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