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Verräterisches Blut

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»Ich habe eine gute Nachricht für Sie, Señor Cortez.« Hernez Breitmeier stand abwartend im Türrahmen zum Büro von Manfredo Cortez im obersten Stock des Firmensitzes von Los Morrenos in Antofagasta. Die Geschäftsleitung belegte die gesamte oberste Etage des luxuriös gebauten Gebäudes.

Manfredo Cortez, der gerade durch das große Panoramafenster den Blick über das Meer genossen hatte, drehte sich zu seinem Sekretär um und warf ihm einen fragenden Blick zu. »Ich höre!«, sagte er frostig. In den letzten Monaten hatte es ihm fast jeden Tag die gute Laune verhagelt. Ständig traten neue Probleme auf, vor allem mit der chilenischen Regierung, die partout nicht einsah, dass Los Morrenos schon wieder enorme Mengen Wasser aus einem der Flüsse in Patagonien entnehmen wollte. Er brauchte das Wasser für die Mine im Montes Taurus Gebirge auf dem Mond solange die Förderanlage am Südpol des Erdtrabanten nicht richtig arbeitete. Wie sollte er sonst das Aluminium aus dem Gestein herausbekommen und die Arbeiter mit Trinkwasser versorgen. Vermutlich wollten hier nur ein paar Leute wieder Bestechungsgelder kassieren.

Hernez Breitmeier runzelte die Stirn, als er die schlechte Laune seines Arbeitgebers bemerkte. Er ahnte was Manfredo Cortez gerade durch den Kopf ging, schließlich kannte er ihn schon seit einer Ewigkeit und konnte ihn deshalb einigermaßen gut einschätzen. Mit einem Lächeln auf den Lippen sagte der Sekretär, »das neue Abscheidungsverfahren funktioniert. Wir können das Aluminium jetzt mechanisch aus dem Lunarit herauslösen.«

Ein Ruck ging durch Manfredo Cortez. »Großartig! Das ist ja endlich einmal eine gute Nachricht. Heißt das ich kann aufhören einigen Abgeordneten Honig ums Maul zu schmieren?«

»Ja, so ist es. Wir sparen mit dem neuen Verfahren 90 % des Wassers. Außerdem haben wir Wasserstoff in gebundener Form gefunden. Damit können wir genug Wasser herstellen. Das reicht dann völlig aus«, bestätigte ihn Hernez Breitmeier mit unverhohlener Genugtuung in der Stimme.

Manfredo Cortez ging zu seiner Bar hinüber und holte eine Flasche armenischen Weinbrand heraus. »Möchten Sie einen, Hernez? Armenischer Weinbrand. Soll einer der besten auf der Welt sein.« Ohne eine Antwort abzuwarten schenkte er etwas von der samtbraunen Flüssigkeit in zwei bauchige Kristallgläser und reichte eines davon seinem Sekretär.

Hernez Breitmeier nahm es erstaunt entgegen. »Armenischer Weinbrand! Wer hat ihm denn den besorgt?«, fragte er sich stumm und roch an dem Getränk. Ein feiner Duft nach reifen Trauben stieg ihm in die Nase. Das Aroma war wirklich außergewöhnlich.

Schweigend tranken sie ein paar Schlucke, bevor Hernez Breitmeier zu seinem nächsten Punkt kam. »Das ist noch nicht alles.« Er stellte das Glas auf den Konferenztisch und setzte sich auf einen der Stühle.

Manfredo Cortez betrachtete seinen Sekretär interessiert, setzte sich aber nicht, sondern ging hinüber zu seinem Schreibtisch und lehnte sich dagegen.

»Das Schlackeprodukt hat erstaunliche Eigenschaften. Unsere Ingenieure haben so etwas noch nie gesehen.« Hernez Breitmeier griff in seine Jackettasche und zog einen schwarzglänzenden grobporigen Stein heraus, den er vorsichtig auf die auf Hochglanz polierte Tischplatte des Konferenztisches legte. »Das hier sieht aus wie glänzender Basalt, ist es aber nicht. Sie wissen, dass wir seit neuestem das schwarze Erz, das wir kürzlich auf dem Mond entdeckt haben, für die Abscheidung des Aluminiums aus dem Lunarit benutzen. Das hier bleibt nach dem Erkalten der Schlacke übrig. Das Material ist enorm energiereich, härter als Diamant, aber nicht spröde. Es lässt sich formen und es hat einen erstaunlich ausgeprägten Memoeffekt.« Hernez Breitmeier lehnte sich zufrieden zurück.

Über Manfredo Cortez Gesicht glitt ein triumphierendes Lächeln. Er hatte sofort verstanden, was das bedeutete. Damit würden sie einen enormen wirtschaftlichen Vorsprung gewinnen. »Wie lange brauchen wir, um das neue Verfahren im großen Umfang anwenden zu können?«

»Zwei bis drei Monate. Wir müssen ein paar Sicherheitsvorkehrungen treffen, wegen des hohen Drucks den wir für die Extrahierung benötigen. Außerdem strahlt das Basismaterial etwas. Am besten wir ziehen eine separate Ebene ein, mit einer eigenen Energieversorgung, getrennt von der Mine. Wir brauchen eine große Walze, um das Gestein zu Pulver zu zermahlen und eine hitzebeständige Druckkammer. Aber das ist machbar. Unsere Ingenieure haben bereits ein paar Schmelzöfen umgebaut. Die Tests liefen erfolgreich. Wenn Sie einverstanden sind, dann können wir morgen mit den Arbeiten beginnen.«

»Dann stellen Sie die Mittel bereit, Hernez.« Manfredo Cortez griff nach dem schwarzen Schlackestück und betrachtete es mit glitzernden Augen. Es war erstaunlich leicht. Wer weiß, was sich damit alles anstellen ließ. »Geben Sie der Entwicklungsabteilung ein paar Kilogramm davon. Sie sollen versuchen einen Werkstoff daraus zu machen, der sich in den Scannern verarbeiten lässt.«

Hernez Breitmeier nickte anerkennend. Er hatte von Manfredo Cortez nichts anderes erwartet. Das Material barg eine Menge Möglichkeiten. Trotzdem musste er ihm jetzt die weniger gute Nachricht überbringen. Er holte ein paarmal tief Luft, bevor er sagte, »es gibt noch etwas, Señor Cortez.«

Manfredo Cortez legte bedächtig das Schlackestück auf den Tisch zurück und setzte sich dann auf einen der Konferenzstühle. Mit ineinander verschränkten Händen lehnte er sich zurück. Wenn sein Sekretär in diesem Tonfall anfing, dann konnte nur etwas Unangenehmes folgen.

»Ich weiß nicht genau, wie ich es sagen soll, aber wir glauben einen Spion in der Mine zu haben.«

»Ich verstehe nicht, Hernez. Wir haben eine Menge Spione dort oben.« Manfredo Cortez blickte seinen Sekretär erstaunt an.

»Ja, das stimmt, aber von dem hier wissen wir nicht für wen er spioniert. Vielleicht ist er ja auch gar kein Spion, aber der Kerl ist schon in Syrien unangenehm aufgefallen. Ich habe keine Ahnung, wie er es geschafft hat, so lange durch unser Überwachungsnetz zu schlüpfen. Gefunden haben wir ihn nur, als wir seine Blutprobe überprüft haben.«

»Erkennt man Spione neuerdings anhand ihres Blutes?«, bemerkte Manfredo Cortez ironisch.

»Ich habe mich falsch ausgedrückt. Der Kerl ist uns aufgefallen, weil er eine so komische Zusammensetzung in seinem Blut hat. Eine Menge Arsen und noch ein paar hohe Konzentrationen anderer Elemente. Er müsste eigentlich tot sein. Deshalb habe ich ein paar Gentests angeordnet. Die Ergebnisse sind … erstaunlich. Vielleicht ist den Medizinern ein Fehler unterlaufen, denn das kann eigentlich gar nicht sein.«

»Strahlungsspätfolgen?«, fragte Manfredo Cortez knapp.

Hernez Breitmeier schüttelte den Kopf. »Nein! Nachkommen von Strahlungsopfern haben Gendefekte, die manchmal zu Mutationen führen, die wiederum an die Nachkommen vererbt werden, sofern sie lebensfähig und zeugungsfähig sind. Der Genstrang ist dafür zu perfekt.«

»Was schlagen Sie vor?«, fragte Manfredo Cortez nachdenklich, aber er hatte da bereits eine Idee, wie er an Informationen über den Mann kommen konnte. Es war allerdings seine Sache, denn Colin Kakobichan beauftragte er immer selbst.

»Wir sollten Proben an die Spitzberger schicken. Vielleicht können die etwas herausfinden. Möglicherweise taugt das Genmaterial für den neuen Prototyp. Sie wissen, dass es in letzter Zeit ziemlich Rückschläge gab«, schlug Hernez Breitmeier vor.

»In Ordnung. Tun Sie das und halten Sie mich deswegen auf dem Laufenden. Überwachen Sie den Kerl und lassen Sie ihn nicht an die wichtigen Anlagen. Sobald die Gentechniker mehr wissen, holen wir uns den Knaben.« Ein Leuchten trat in die Augen von Manfredo Cortez. Hernez Breitmeier wusste, was das bedeutete.

Ullisten Getrillum (3)

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