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Defektes Terminal

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Das Andockmanöver des Shuttles an die Orbitalstation SPACEGULL hatte länger gedauert, als geplant. Esmeralda Parador spurtete durch die Ankunftshalle, um noch ihren Anschlussflug zur Orbitalstation SILVERCONDOR zu erreichen. Sie war spät dran. Wenn sie den verpasste, musste sie hier oben übernachten und das wollte sie auf keinen Fall. Erstens hatte sie das Gefühl, dass sie so schnell wie möglich in Chile untertauchen sollte, denn der Vatikan hatte ausgezeichnete Beziehungen zur europäischen Raumfahrtbehörde in Darmstadt, die für die Orbitalstationen zuständig war. Zweitens war es enorm teuer in einem der Minizimmerchen ein Bett zu bekommen. Sie hatte das einmal machen müssen und in einer dieser Röhren mit Bett und Waschgelegenheit, viel mehr waren die Hotelzimmer nicht, übernachten müssen. Das reichte ihr für den Rest ihres Lebens. Schweratmend vom schnellen Laufen drückte sie sich durch die Menschenmenge in der Abflughalle, die erstaunlich voll war. Der Aufruf für ihren Flug kam nun schon das zweite Mal. Hoffentlich wurde sie nicht noch mit Namen aufgerufen. Entschuldigungen murmelnd schob sie ein knutschendes Pärchen aus dem Weg, das zwischen ihr und dem Check in-Computer stand. Rasch steckte sie ihren Chip in das Lesegerät und wartete auf die Freigabe, doch nichts geschah. Verwirrt betrachtete sie den Computer. Hatte der Vatikan es etwa doch noch geschafft, ihren Flug sperren zu lassen. Das war doch unmöglich, denn dafür gab es doch gar keine Rechtsgrundlage. Verwirrt betrachtete sie den Automaten. Was hatte sie falsch gemacht. Ihr Blick fiel auf die blinkende Laufschrift auf dem schmalen Display des Gerätes.

DEFEKT – BITTE GEHEN SIE ZUM TERMINAL 7.

Schimpfend steckte sie ihren Chip wieder ein und sah sich um. Wo war dieses blöde Terminal? Endlich entdeckte sie es am anderen Ende der Halle. Jetzt musste sie den ganzen Weg wieder zurück, dorthin wo sie hergekommen war.

»Mist, hätten die das nicht schon während des Fluges durchsagen können?«, grummelte sie leise. Den ganzen Weg also wieder zurück. Mühsam zwängte sie sich erneut durch die Menschenmenge. Zum Glück war sie nicht so klein, so konnte sie wenigstens sehen was am Transfergate zu den Ankunftsflügen vor sich ging. Zwei Uniformierte der Europäischen Raumfahrtbehörde erschienen am Durchgang zur Passkontrolle für die Flüge nach Italien und blickten suchend über die Menge. Esmeralda Parador zog unwillkürlich den Kopf ein. Rasch holte sie ihr Kopftuch aus der Tasche und band es sich um. Ein wenig Tarnung konnte nicht schaden. So schnell wie möglich eilte sie weiter zum Terminal 7, während die Männer zu dem defekten Check in-Automaten unterwegs waren. Das konnte kein Zufall sein. Die wollten sie abfangen! Mit zitternden Fingern steckte sie den Chip in den Schlitz. Es summte leise, die Schleuse zum Abflugbereich öffnete sich. Ihr Flug war gerade in der Abfertigung. Erleichtert sah sie zu, wie die Schleuse sich hinter ihr schloss. Ein paar Minuten später war sie an Bord der Maschine, die sie hinüber zu einer der beiden südlichen Orbitalstationen bringen würde. Solange der Vatikan in den nächsten Stunden nicht herausfand, unter welchem Namen sie reiste, war sie sicher. Sie sollte sich darüber keine Gedanken machen, denn die Organisation arbeitete in diesem Punkt sauber und niemand wusste, dass sie einen neuen Namen hatte. Selbst wenn irgendeine Kamera eine Aufnahme von ihr gemacht haben sollte, würde diese gelöscht werden. Im Verwischen von Spuren waren sie gut, sonst hätten sie niemals ihre Arbeit tun können. Trotzdem würde sie, sobald sie in Chile gelandet war, selbst noch ein paar Viren ins Netz schicken, die sämtliche Informationen über sie vollends eliminieren würden.

Einige Stunden später landete sie wohlbehalten auf dem Flughafen Arturo Merino Benítez in Santiago de Chile, der einige Kilometer außerhalb des Zentrums der von einigen Millionen Menschen bevölkerten Metropole lag. Der Transfer in die Orbitalstation SILVERCONDOR und von dort zurück auf die Erde war reibungslos verlaufen. Niemand war ihr gefolgt oder hatte nach ihr gefragt. Erleichtert verließ sie das Flughafengelände, warf noch einmal einen Blick auf das atemberaubende Panorama der Anden, die Santiago de Chile mit weißgekrönten schroffen Spitzen umschlossen, bevor sie in den Bus stieg, der sie in die Innenstadt bringen würde. Das Ticket dafür hatte sie selbstverständlich bar bezahlt. Die Alameda Bernardo O´Higgins führte einmal quer durch die halbe Stadt, vorbei an bunt gestrichenen Jugendstilfassaden. Die Strecke, die der Bus nahm, gab ihr einen lebendigen Eindruck vom Alltagsleben in Santiago. Eine Besichtigungstour der Extraklasse. Leider hatte sie für mehr keine Zeit, obwohl sie gerne ein paar Tage geblieben wäre um auf den Cerro San Cristóbal zu fahren oder im Viertel Bellavista in einem der gemütlichen Restaurants etwas zu essen. Es war besser für sie die Stadt sofort wieder zu verlassen und weiter in den Süden des Landes zu reisen. Im Kleinen Süden von Chile war sie noch nie gewesen. Puerto Montt war angeblich sehr schön. Die ganze Gegend dort wurde auch die chilenische Schweiz genannt. Esmeralda Parador war ziemlich gespannt auf die kleine Stadt, die gerade einmal um die 140.000 Einwohner hatte. Früher waren es etwas mehr gewesen, aber in den Chaosjahren war das Wetter so unbeständig geworden, dass viele weiter nach Norden gezogen waren. Trotzdem sah Puerto Montt wohl fast noch so aus, wie um die Jahrtausendwende. Sie würde es bald wissen. Erstaunlicherweise hatte der gestiegene Meeresspiegel kaum Auswirkungen auf die Stadt gehabt, was wohl nicht zuletzt daran lag, dass sich das Gelände nach einem großen Erdbeben etwas angehoben hatte.

In Los Héroes, wo der Flughafenbus endete, nahm Esmeralda Parador die Metro und fuhr bis zur Station Universidad de Santiago. Dort befand sich das Abfahrtterminal für die Züge in den Süden Chiles. Nachdem sie sich noch ein letztes Mal umgesehen hatte, stieg sie in den Zug und suchte sich ihren Platz. Ihre Kollegen von der Organisation hatten die Zeit genau richtig eingeschätzt. Es dauerte nur ein paar Minuten, bis der Zug losfuhr. Erleichtert lehnte sie sich in ihrem Sitz zurück und betrachtete durch das Fenster die vorüberhuschende Landschaft. Schade, dass der Zug in Temuco endete. Den Rest bis Puerto Montt musste sie mit dem Überlandbus fahren. Aber alles in allem sollte es für sie möglich sein in Puerto Montt anzukommen, ohne Spuren zu hinterlassen.

Ullisten Getrillum (3)

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