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Alienalarm in Worthing

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Seit ein paar Wochen gab es eine Arbeitsgruppe innerhalb des britischen MI6, die sich um Ramirez Estar kümmern sollte und um Maxim Grey, der sich wieder einmal ins Fettnäpfchen gesetzt hatte. Der Syrische Geheimdienst war bezüglich des jungen Mannes richtiggehend penetrant geworden und das hatte die Formulierungskünste des Außenministers und die politischen Beziehungen beider Länder arg strapaziert. Schließlich konnten sie sich darauf einigen, dass für beide Männer ein Einreiseverbot erteilt wurde. William Samford seufzte vernehmlich bei dem Gedanken daran, wieviel Ärger die beiden ihm bereitet hatten. Ursprünglich hatten sie Ramirez Estar und Maxim Grey in Margate verhaften wollen, was dann allerdings gründlich schiefgelaufen war. Dass Syrien im Fall Estar so schnell eingewilligt hatte es bei einem Einreiseverbot zu belassen, zeigte ihm deutlich, dass eine Beteiligung des Mannes an den Anschlägen in Syrien nur ein Vorwand gewesen war, um ihn verhaften zu können. Was dann allerdings hinter der ganzen Aufregung steckte, hatte er leider nicht herausfinden können. Auch die Befragung des Kapitäns des Frachtschiffes, der seine Hände in Unschuld gewaschen hatte, hatte nichts erbracht. William Samford war sich aber von Anfang an sicher gewesen, dass der Kapitän gelogen hatte. Keiner der seine sieben Sinne beieinander hatte, wäre bei so einem Wetter freiwillig in ein Ruderboot gestiegen, noch dazu im Ärmelkanal. Leider hatte er keine Handhabe gegen den Kapitän gehabt und Ramirez Estar war ihnen nun endgültig entkommen. Dass die Beiden ihre abenteuerliche Flucht vor der südenglischen Küste überlebt hatten, grenzte an ein Wunder. Selbst die Küstenwache war der festen Meinung gewesen, dass die See viel zu rau dafür war, es mit einem Ruderboot an Land zu schaffen. Und doch war es so.

William Samford bedauerte es fast. Nicht weil die Beiden noch lebten, sondern weil er jetzt diesen ganzen Mist am Hals hatte. Hätten die beiden Männer nicht das seltsame Goldstück eingetauscht, dann hätten sie niemals mitbekommen, dass die Beiden ihr haarsträubendes Abenteuer überlebt hatten und er hätte den Fall zu den Akten legen können. Jetzt saß Maxim Grey in einer Verwahrzelle des MI6. Leider wollte Maxim Grey partout nichts über Ramirez Estar preisgeben. Am Ende hatte er Major Eleanor Hunt von der Special Force Unit ENU, einer Spezialabteilung der CIA, um Hilfe bitten müssen, da sich die Briten und die Kanadier seit den Ereignissen in den 2050er Jahren immer noch nicht sonderlich gut verstanden. Bedauerlicherweise hatte ihn auch das kein Stück weitergebracht und seit Tagen traten sie nun schon mit ihren Ermittlungen auf der Stelle. Ramirez Estar war in den Weiten des kalten kanadischen Nordens verschwunden, obwohl die CIA interveniert hatte. Der Kanadische Geheimdienst hatte allerdings seine eigene Meinung zu dem Fall und sich deshalb auf stur gestellt. Das war sogar so weit gegangen, dass der britische Botschafter vom kanadischen Premierminister einbestellt worden war, der sich vehement gegen die Ausspioniererei in seinem Land verwahrt hatte.

William Samford seufzte noch einmal innerlich gequält und wünschte sich, Postbote geworden zu sein oder Bäcker oder irgendetwas anderes Harmloses. Der einzige Trost für ihn war, dass nun nicht einmal die CIA wusste, wo der Kerl abgeblieben war und die wussten doch sonst immer alles. Und mit diesem neuen Vorfall in Worthing wuchs ihm das Ganze langsam aber sicher über den Kopf. Alienalarm in Worthing, einem kleinen Ort an der südenglischen Küste. Ein ALIENALARM! Das war das Abenteuerlichste, das er in den letzten Tagen gehört hatte, mit Ausnahme des Gerüchtes, dass Ramirez Estar ebenfalls ein Außerirdischer sein sollte und das weitere Aliens gesichtet worden waren. Das aber hatte ihm die Majorin nur hinter vorgehaltener Hand erzählt.

Die Ereignisse in Worthing, einem kleinen Ort an der englischen Südküste, waren da schon greifbarer. Gestern Nachmittag hatten die Nachbarn einer gewissen Familie Longley die örtliche Polizei angerufen und etwas von außerirdischen Monstern gebrabbelt. Zum Beweis hatten sie ein selbstgedrehtes Video von einem Jungen vorgelegt, der den Mut gehabt hatte sich nach draußen zu wagen und hinter Büschen versteckt seine Minidrohne loszuschicken, um die Aufnahmen zu machen. Der Junge war immer noch völlig geschockt von dem was er gesehen hatte und befand sich jetzt in ärztlicher Behandlung. Leider war das Video schon im Netz bevor das Verteidigungsministerium überhaupt etwas von der Sache mitbekommen hatte, da die Kamera mit dem Onlineaccount des Jungen gekoppelt war und den Stream automatisch abgesetzt hatte. Seine Experten hatten nun alle Hände voll zu tun die Spuren im XNet zu tilgen und Dementis für die aufgeregte Bevölkerung zu formulieren. Von höchster Stelle war der Presse ein Maulkorb verpasst worden, aber das hatte nicht wirklich funktioniert. Die Nachrichtensender stürzten sich auf den Fall wie die Schmeißfliegen auf einen Hundekothaufen. Am liebsten hätte William Samford einfach alle Nachrichtensender lahmlegen lassen, aber so einfach war es leider nicht. Wenn es wahr war, was in Worthing geschehen war, konnte das der Anfang von etwas wirklich Schlimmem sein. Noch war er nicht bereit, es einfach zu glauben.

William Samford gähnte übermüdet. Seit Tagen hatte er nicht mehr richtig geschlafen und einen richtigen Urlaub hatte er seit einem Jahr nicht mehr gehabt. Warum mussten denn alle immer so früh morgens bei ihm anrufen? Um sechs Uhr früh, zu nachtschlafender Zeit quasi, hatten sie ihn aus dem Bett geholt, um ihn nach Worthing zu jagen. Hätte das nicht noch warten können? Der Vorfall war doch sowieso schon zwölf Stunden alt. Da wäre es doch auf eine Stunde mehr auch nicht angekommen, in der er hätte etwas frühstücken können. Jedoch war die örtliche Polizei so aufgeregt, dass das Verteidigungsministerium sofort reagieren musste. Und dann war sprichwörtlich die Hölle über ihn hereingebrochen.

Nach einem kurzen Flug mit dem Hubschrauber stand er nun fassungslos vor dem Grundstück der Familie Longley und starrte in den tiefen Krater, der anstelle eines kleinen englischen Hauses die Lücke zwischen anderen Häusern füllte. In der Realität sah es noch übler aus, als in dem Video des Jungen. Ein scharfer eigenartiger Brandgeruch lag über dem Gelände und es war unnatürlich still. Selbst die Vögel waren von hier verschwunden. Prüfend zog William Samford die Luft ein. Sie roch leicht nach Gas. Vielleicht war es doch ein Gasleck, das das Haus in die Luft gejagt hatte. Ganz glaubte er diese Geschichte von einem Alienangriff immer noch nicht, zumindest redete er sich das ein. Sie war ihm einfach zu weit hergeholt. Aufnahmen konnten gefälscht werden. Die jungen Leute waren geschickt im manipulieren. Vielleicht wollte der kleine Kerl sich nur aufspielen. Warum sollte ausgerechnet an diesem kleinen Ort an der Südenglischen Küste Aliens auftauchen? William Samford wusste die Antwort, aber er wollte sie nicht akzeptieren und zog es im Augenblick vor sich selbst zu belügen. William Samford sah sich um, es war Zeit mit den Nachbarn darüber zu sprechen, was sie gesehen hatten. Erwachsene dachten sich meistens nicht so abenteuerliche Geschichten aus. Sie würden ihm erzählen, was wirklich passiert war. William Samford war fest entschlossen, sich keinen Bären aufbinden zu lassen. Aber sollte die Geschichte tatsächlich stimmen, dann konnte er nur froh sein, dass Ramirez Estar nach Kanada entkommen war und er ihn nicht festnehmen musste. Denn wer immer diese angeblichen Außerirdischen waren, sie suchten nach dem Mann und schreckten vor nichts zurück. Das bewies der Krater im Boden inmitten von Worthing. Aber das würde er trotzdem erst glauben, wenn die Echtheit des Streams erwiesen war. Mit verkniffener Miene machte er sich auf den Weg zum ersten Haus, das irgendwie verloren am Abgrund des tiefen Lochs stand, so als hätte es Angst hineinzustürzen.

Eine Stunde später, nachdem William Samford ausführlich mit den Nachbarn der Longleys gesprochen hatte, musste er zugegeben, dass die Aufnahmen wohl echt waren. Ein wenig bleich und ziemlich nachdenklich ging er zurück zum Hubschrauber, der etwas außerhalb von Worthing auf einem freien Feld auf ihn wartete. Die Aussagen waren alle gleich und entsprachen im Wesentlichen dem, was der Junge gefilmt hatte. Aliens, die aussahen wie aufrecht gehende Schlangenkrokodile. Müde strich er sich über die Augen, froh, dass er nicht hier gewesen war, als diese Monster in Worthing ihr Unwesen getrieben hatten. Das war ja grässlich. Er sollte möglichst schnell mit der Majorin telefonieren und sich mit ihr Treffen und er sollte schleunigst die gesamte Familie Grey in Gewahrsam nehmen, denn die hatten ebenfalls Kontakt mit Ramirez Estar gehabt. Rasch rief er im Hauptquartier an und veranlasste, dass der Vater von Maxim Grey in Sicherheitsverwahrung gebracht wurde.

Als er in London ankam, wartete der Unternehmer mit seinem Sohn bereits in einem der oberirdischen Besucherräume des Hauptquartieres des MI6 auf ihn. Gabriel Grey protestierte anfangs vehement gegen die Maßnahme, aber nachdem William Samford ihm die Situation erklärt hatte, war er damit einverstanden für ein paar Wochen zusammen mit seinem Sohn ein Zimmer in einem der Erholungszentren des MI6 im Norden von Schottland zu beziehen. Die beiden Greys waren erstaunlich schnell dazu bereit gewesen, die Geschichte über die Aliens zu glauben. Das überraschte ihn, hatte er doch fest damit gerechnet, dass sie ihn für verrückt erklären würden. Erleichtert sah William Samford den beiden nach, die, eskortiert von zwei Männern der Schutzwache, in eine mit dunkel getönten Scheiben versehene Limousine stiegen, die sie nach Schottland bringen würde. Eine Aktion mitten in London wie in Worthing hätten sie auf keinen Fall mehr vertuschen können. Wenn William Samford geahnt hätte, was noch alles auf ihn zukommen würde, dann hätte er mit Sicherheit den Dienst quittiert.

Ullisten Getrillum (3)

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