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Kapitel 8

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Kapitel 8

Schon früh am Morgen kehrten die Kids in die Steuereinheit zurück. Sie hatten nicht gut geschlafen und waren schon beizeiten wach. Ihre Gesichter wirkten zerknittert und verschlafen. Oxo nicht, er sah noch genauso aus wie sie ihn am Abend zuvor verlassen hatten. Er hatte die ganze Nacht am Rechner gesessen, Zahlen ausgewertet, Informationen eingegeben, Daten verändert. Er war immer noch bei den Simulationsauswertungen, als sie mit müden Gesichtern hinter ihm traten und über seine Schultern auf den Bildschirm starrten. Außer ewig lang erscheinenden Zahlenreihen und Messungen konnten sie nichts erkennen. Aber für Oxo schien es enorm aufschlussreich zu sein. Er war völlig hin und weg, hatte bei ihrer Ankunft nur kurz aufgesehen, dann aber seinen Blick wieder auf die Datenmengen geworfen.

„Das ist sehr interessant, ja wirklich. Aus der Vielzahl an Daten erkennen wir, dass ein Direktflug von Yxus zu einem Generator völlig ausgeschlossen ist. Wir wären vernichtet, noch bevor wir nah genug dran sind. Vom betreten ganz zu schweigen. Nein, ein Direktflug fällt völlig aus.“ Dann verstummte er für einige Sekunden, wobei er unentwegt auf die Datenmengen starrte, die in einer unglaublichen Geschwindigkeit über den Bildschirm rasten.

„Aber es gibt eine Möglichkeit …“

Die Kids starrten ihn erwartungsvoll an, allen voran Nicole. Doch Oxo war erneut in Schweigen verfallen. Diesmal hielt es sogar noch länger vor. Er starrte auch wieder nur die Monitore an.

„Und die wäre“, wollte Nicole ungeduldig wissen, nachdem sie fast eine Minute gewartet hatte.

„Wir nutzen den Hyperraum“, sagte er endlich, ohne aufzusehen.

Den Hyperraum? Marcel zog hörbar Luft ein. Die Blicke der anderen waren sofort auf ihn gerichtet.

„Den Hyperraum“, wiederholte Marcel flüsternd.

„Was ist damit?“

„Den Hyperraum nutzt man theoretisch um gigantische Entfernungen in einer gigantischen Geschwindigkeit zurückzulegen. Auf der Erde haben wir keine Ahnung davon.“

„Aber auf Yxus sind wir weiter“, fuhr Oxo an seiner Stelle fort. Marcel dankte ihm mit einem flüchtigen Blick. „Wir experimentieren seit vielen Runden damit, allerdings aus ganz anderen Beweggründen. Wir benötigen es nämlich nicht für die Überwindung riesiger Distanzen. Wir ihr wisst erreichen unsere Raumschiffe mehr als nur Lichtgeschwindigkeit. Sie fliegen mit Hyperlicht. Das ist das Tausendfache der normalen Lichtgeschwindigkeit. Wir forschen am Hyperraum aus ganz anderen Interessen. Wir benötigen ihn für relativ kurze Distanzen.“

„Moment bitte. Das verstehe ich nicht“, warf Robin ein. „Wenn ihr doch bereits eine effiziente Möglichkeit für große Distanzen habt, warum braucht ihr dann etwas für kurze Strecken?“

„Weil das völlig verschiedene Dinge sind. Wenn wir mit Hyperlicht fliegen, brauchen wir eine gewisse Anlaufzeit um überhaupt auf diese Geschwindigkeit zu kommen. Erinnert euch, als wir euch zu uns holten! Es dauerte sehr lange bis wir dieses Tempo erreichten. Ebenso verhält es sich, wenn der Bremsvorgang eingeleitet wird. Schon Stunden vorher beginnen wir damit. Manchmal sogar schon Tage vorher, wenn wir besonders schnell und lange im Hyperlicht waren.

Aber genau das ist bei kurzen Etappen das Problem. Da nützt uns die Hyperlichtgeschwindigkeit gar nichts. Da brauchen wir etwas völlig anderes. Und das ist der Flug durch den Hyperraum. Jedoch ist unsere Forschung auf diesem Gebiet noch nicht so weit wie beispielsweise die auf dem Hyperlichtreisen. Die genauen Berechnungen bereiten uns Schwierigkeiten. Vielmehr ist die korrekte Navigation unser Sorgenkind. Wir müssten einen Hyperraumflug auf eine Entfernung von vergleichsweise wenigen Kilometern programmieren. Der kleinste Fehler käme einer Katastrophe gleich. Wir verlassen den Hyperraum und materialisieren uns inmitten eines Planeten oder einer Sonne, oder wo auch immer. Alles kann passieren.“

„Durch diesen Hyperraum wollen wir zu einem dieser Generatoren fliegen, habe ich das richtig verstanden“, Marcels Stimme schwankte.

„Ja, es scheint mir die einzige Möglichkeit zu sein.“

„Welche einzige Möglichkeit? Etwa uns umzubringen?“ Jenni schlug die Hände über den Kopf zusammen. Sie wollte das nicht sagen, aber ihre Zunge war schneller gewesen.

Oxo starrte sie mit großen Augen an. Sein Blick war fassungslos. „Nein, nein, wir wollen euch nicht umbringen.“ Mit Ironie schien er nicht recht klar zu kommen. „Wir müssen natürlich ganz genaue Berechnungen anstellen. Anschließend die Ergebnisse hunderte Male überprüfen. Und erst dann werdet ihr den Hypersprung wagen.“

Diesmal sagte sie nichts. Stattdessen war es an ihr mit großen erschrockenen Augen aus der Wäsche zu gucken. Gegen einen Gegner zu kämpfen, war das eine. Aber als Versuchskaninchen zu dienen und sich dabei auf andere zu verlassen, etwas völlig anderes. Sie wusste nicht, ob sie das konnte. Auch die anderen dachten so. Ihre Leben in die Hände Fremder zu legen, war eine ganz andere Kiste als Yxyndor mutig entgegen zu treten.

Die Belüftung summte leise vor sich hin und blies kühle Luft in ihre erhitzten Gesichter. In den großen Schweißperlen spiegelten sich die Beleuchtung und die vielen Dutzenden Monitore.

Die Kids schwiegen, wagten nicht laut zu atmen und starrten weiterhin zu Oxo.

Toll, dachten sie, wir haben also die Möglichkeit entweder auf dem Weg zu einem der Generatoren abgeschossen zu werden, oder während des Austritts aus dem Hyperraum uns in einer Sonne zu materialisieren. Oder auf hundert anderen Wegen zu sterben.

Oxo bemerkte davon nichts. Er hatte ihnen den Rücken zugedreht, steuerte zielstrebig der Schleuse entgegen, war schon fast aus der Simulationszentrale heraus, als er sich doch noch einmal umdrehte. Erst da registrierte er, dass sie ihm nicht folgten. Ihm nur sprachlos hinterher sahen.

Er drehte sich um, kam ihnen wieder ein Stück entgegen. Aber sie blieben wo sie waren.

„Was ist mit euch? Stimmt etwas nicht?“

Allerlei Sachen gingen ihnen durch den Kopf. Darüber sprechen konnten sie aber nicht. Jeder jagte für sich seinen eigenen Gedanken nach. Allen voran beschäftigte sie die Frage, warum Oxo sie so hetzte. Es bestand doch keine akute Gefahr, oder? Beim letzten Mal drohte der Mond auf Yxus zu stürzen. Das war diesmal nicht der Fall. Seit dem Gefecht in Yxyndors Bergfestung hatten sie nichts mehr von ihm gehört. Warum also hetzte er sie so?

„Eigentlich wollen wir das auch von dir wissen!“, beendete Marcel endlich das Schweigen.

„Wie?“ Oxo verstand nicht.

„Was ist mit dir los?“, fragte Nicole und trat auf ihn zu. Abrupt blieb er stehen.

„Ja, was ist mit dir? Du jagst uns hierhin, dahin, dorthin. Und gibst uns nicht einmal die leiseste Erklärung. Warum? Was soll das?“

„Ich …“

„Wir folgen dir überall hin. Du bist unser Freund, unser Vertrauter. Aber du musst uns auch vertrauen und uns sagen was du machen willst!“

Er starrte ihnen entgegen. Diesmal war es an ihm still zu stehen, die anderen auf sich zukommen zu lassen. Zwei Sekunden dauerte es, dann waren sie bei ihm. Jetzt nahmen sie ihn in ihre Mitte.

„Du glaubst, wir sind die Auserwählten …“

„Davon bin ich überzeugt“, fiel er Mike ins Wort.

„… dann behandele uns auch so! Sag uns, was dir durch den Kopf geht! Sag, was du planst! Dann werden wir dir auch helfen.“

„Dann werden wir Yxus helfen“, schlossen Nicole und Jenni an.

Endlich erkannte Oxo was sie wollten. Sie wollten nicht im dunklen tappen. Er hatte sie von der Erde geholt. Ganz Yxus setzte seine Hoffnung in diese fünf Kids. Darum wollten sie wissen, was er plante, was er als nächstes machen wollte.

„Sorry“, kam es da von ihm, „mein Gefühlschip ist wohl noch nicht auf hundert Prozent, was?“

„Schwamm drüber. Nun sag uns was Sache ist!“

„Wir gehen ins Raumfahrtzentrum und stellen weitere Berechnungen an.“

Galaxy Kids 2

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