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Vorgeschichte
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Die Feierlichkeiten zu ihrer Rückkehr waren beendet. Im Herrscherschloss kehrte nach drei Tagen Ruhe ein. Drei Tage, an denen bis weit in die Nacht hinein ausgelassen gefeiert wurde, gesungen, gegessen, gelacht und getanzt. Am letzten Abend erleuchtete ein gigantisches Feuerwerk den Himmel über der Hauptstadt. Erst im darauffolgenden Morgengrauen endete die Party.
Die Kids schliefen. Nachdem sie von Urus 1 zurückgekehrt waren, hatten sie keine Zeit durchzuschnaufen, oder das erlebte wenigstens zu verdauen. Gefühlt hatte beinahe jeder Bewohner Yxus ihre Hände schütteln wollen.
Für sie war es schwer gewesen, da sie nicht wussten, was mit Oxo war. Ob er wieder gesundet? (Mittlerweile verwendeten alle das Wort gesund. Das er eigentlich eine Maschine ist, die nicht gesund, sondern nur repariert werden kann, interessierte sie dabei nicht). Nicht zu wissen was aus ihrem Freund wird machte ihnen Angst. Sobald sie etwas Luft hatten, waren sie zu ihm gegangen. Doch er stand immer nur da, in so einer Art Alkoven, war mit zahlreichen Gerätschaften verkabelt und rührte sich ansonsten nicht.
Jetzt lagen alle im tiefen Schlaf. Die Kids ebenso wie der Herrscher selbst. Die zahlreichen Gäste waren vor Stunden nach Hause gegangen. Nur die Androidendiener sausten emsig umher, räumten die Tische ab, transportierten das schmutzige Geschirr in die Küchen, bohnerten und wachsten die Böden. Alles still und leise, ohne klappern, ohne scheppern.
Aber ebenso still und leise huschte ein dunkler Schatten durch die Korridore, umging den Festsaal, schlich an der Überwachung vorbei, fuhr schließlich in die unteren Etagen. In die Technikräume, wo die gesamte Steuerung zusammenlief. Es interessierte ihn aber nicht die Palaststeuerung. Diese Person hatte es auf etwas Anderes abgesehen. Und dazu brauchte er noch nicht einmal die Sicherheitssysteme zu überwinden. Alles war wirklich so, wie es Yxyndor ihm in seinem Traum beschrieben hatte. Hier unten war es wärmer als in den oberen Räumen. Seine Schritte halten durch die Flure. Klack, klack, klack. Hier unten musste er nicht auf seine Geräusche achten, hier war er allein. Hier unten gab es noch nicht einmal Wachen. Und die Überwachungssysteme waren deaktiviert wurden. Auch das hatte Yxyndor ihm gesagt.
Der Gang zweigte nach links ab, er folgte seinem Verlauf bis zu einer Tür. Auch diese Tür ließ sich problemlos öffnen. Dann stand er in einem fast leeren Raum, hinter ihm fuhr die Tür leise wieder zu, schnitt dabei die Stille von außen ab. Hier drinnen existierten Unmengen von Geräuschen. Geräte, die Funktionen aufzeichneten. Monitore, die leise summten. In den Wänden knisterte Elektrizität. Der Raum war praktisch leer, nur an der gegenüberliegenden Wand standen all diese Gerätschaften. Sie waren um eine Vorrichtung angebracht, die ein bisschen wie ein Sarg anmutete. Ein aufrecht stehender Sarg. Zahllose Kabel führten zu ihm.
Mit langsamen Schritten näherte er sich. Beinahe am Ziel. Doch er durfte es nicht überstürzen. Yxyndor hatte ihm auch hierzu genaue Instruktionen gegeben, doch er hatte ihm auch geraten vorsichtig zu sein. Nicht das einer der Sensoren Alarm auslöste.
Er ging auf den Alkoven zu. Nach wenigen Schritten war er an den Gerätschaften vorbei. Sie summten leise vor sich hin. Er wusste, dass mit deren Hilfe sämtliche Systeme, die durch den Beschuss mit der Waffe, zerstört oder beschädigt wurden waren, wiederinstandgesetzt werden sollten. Diese Waffe hatte bei Oxo wirklich ganze Arbeit geleistet. Seitdem war er weit weniger als ein Toaster. Eine hochkomplexe Maschine, ohne jegliche Funktionen. In anderen Zeit wäre er ausgeschlachtet wurden und die Komponenten, die noch etwas taugten, einer anderen Androideneinheit zugeführt wurden.
Jetzt stand er vor dem Alkoven. Zwei Meter in der Höhe maß er und einen in der Breite. Dafür war er nicht besonders tief, es langte gerade so, das Oxo darinnen stehen konnte. Dessen Augen waren geöffnet, aber der Eindringling wusste, sie zeichneten nichts auf. Seine Systeme waren tot.
Ein letztes Mal sah er sich um. Sollte es wirklich so einfach sein? Schließlich griff er in eine seiner Taschen und beförderte etwas hervor das kaum so groß wie sein Fingernagel war. Es haftete an seiner Fingerspitze, sodass er es genau sehen konnte. Ein Chip. Er hatte Yxyndor nach dessen Inhalt gefragt. Das hat dich nicht zu interessieren war seine knappe Antwort gewesen. Dem Eindringling war es gleich. Ihm war aber nicht gleich, das er nicht der einzige war, der für Yxyndor arbeitete. Denn dieser Chip musste ja von irgendwem dort platziert wurden sein, an den Ort, den ihm Yxyndor erst vor wenigen Minuten gesagt hatte. Unter einem Wandteppich ganz in der Nähe des Herrschaftsthrones. Jeder konnte das gewesen sein!
Er betrachtete diesen Chip eingehend. Kein Unterschied zu den herkömmlichen seiner Art. Wenn er nur wüsste, was sich auf ihm befindet. Schließlich drehte er sich um, entfernte sich von dem Alkoven und schritt auf die Kommandoeinheit zu. Hier wurden alle Upgrades für Oxos Systeme eingegeben, sämtliche seiner Applikationen und Transaktionen mussten erst in diesem Terminal kontrolliert, dann in seine Speichersysteme geschrieben werden. Auch das war keine routinemäßige Vorgehensweise, wenn ein Androide außer Funktion war.
Vorsichtig legte er den Chip auf die Leseeinheit und wartete gespannt, was passierte.
Ein heikler Moment. Sollten Oxos interne Sicherheitssysteme noch halbwegs funktionieren, könnten diese feststellen, dass es sich um schadhafte Software handelte und den Input verweigern.
Zwei, drei Sekunden passierte nichts. Dann setzte die Übertragung ein. Die Fläche, auf die der Chip auflag, nahm ein gedämpftes blaues Licht ein. Die Monitore der umstehenden Computer schalteten sich summend ein. Zahlenreihen liefen ab. Viel zu schnell um sie zu lesen. Jetzt wurden die Daten in die Systemsprache der Androiden übersetzt, anschließend in seinen Speicher übertragen. Das konnte einige Augenblicke dauern.
Plötzlich ertönte schrillend ein Alarmsignal. „WARNUNG! WARNUNG!“, stand mit großen, roten Buchstaben auf allen Monitoren. Der Eindringling lächelte. Damit hatte er gerechnet und insgeheim sogar darauf gehofft. Denn nicht Oxos interne Sicherheitssysteme hatten Alarm geschlagen, sondern die der Übertragungsmedien. Und die ließen sich einfach übergehen. Es brauchte nur einen Code; den er hatte und die Übertragung wird fortgesetzt.
Nach nicht einmal zwei Sekunden herrschte wieder Ruhe. Der Alarm war verstummt, die Warnsignale von den Bildschirmen verschwunden. Sie hatten den Zahlenreihen Platz gemacht.
Unterdessen dauerte die Einspielung nur noch wenige Momente; die Datei war ja nicht besonders groß. Anschließend nahm er den Chip wieder an sich, steckte ihn in seine Hosentasche zurück und sah sich beim verlassen des Raumes noch einmal um. Es sah alles so aus wie vor seinem eindringen. Gut, denn niemand sollte wissen, dass jemand hier drinnen gewesen war. Dann schloss er die Tür und ging davon. Denselben Weg, den er gekommen war.