Читать книгу Schockästhetik: Von der Ecole du mal über die letteratura pulp bis Michel Houellebecq - Lena Schönwälder - Страница 17

1.2.6 Zwischenfazit

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Um sich einer Schockästhetik als rezeptionsästhetischem Phänomen zu nähern, ist es unerlässlich, die Theorie über ästhetische Erfahrung und (ästhetische) Empfindungen heranzuziehen. Für die vorliegende Untersuchung sind dabei ästhetische Grenz­erfahrungen relevant, die den Rezipienten im Kunstgenuss sowohl sinnlich als auch geistig ›überfor­dern‹. In diesem Zusammenhang ist der Diskurs über das Erhabene als Erlebnis­kategorie aufgerufen worden, der auch noch in der Gegenwartsliteratur Anwendung finden kann: Der Ekel und das Obszöne manifestieren sich als moderne Formen des Erhabenen, insofern sie Momente größter emotionaler bzw. sinnlicher Intensität darstellen, die es für den Rezi­pienten zu bewältigen gilt. Für die Analyse der hier diskutierten Texte ist damit maß­geblich, inwiefern diese ästhetische Grenzerfahrungen produzieren: Welcher Art ist der durch den Text produzierte Effekt, d.h. wird Ekel bzw. Abscheu induziert oder wird durch einen Bruch mit der bienséance das sittliche Empfinden und das Schamgefühl des Lesers verletzt? Oder soll – wie es beispielsweise die proklamierte Wirkungsabsicht de Sades ist – das obszöne Zeichen gar der Erregung des Lesers dienen? Und ferner: Sind die kunstver­mittelten Erfahrungen noch assimilierbar bzw. geistig-reflexiv zu bewältigen (wie es die Theorie des Erhabenen vorsieht) oder sollen sie den Leser bzw. Zuschauer aus dem ästhetischen Kunstraum des interesselosen Wohlgefallens herausführen? Besonders auch für Pasolini, Nove, Ammaniti und Houellebecq stellt sich dabei die Frage, ob die Schock­produktion die Reflexion befördert, indem sie zum emotional engagierten Nach­voll­zug anregt, oder ob sie eine reflexive Verhandlung der von den Texten vorgestellten Problem­zusammenhänge sogar behindert.

Schockästhetik:  Von der Ecole du mal über die letteratura pulp bis Michel Houellebecq

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