Читать книгу Schockästhetik: Von der Ecole du mal über die letteratura pulp bis Michel Houellebecq - Lena Schönwälder - Страница 18

1.3 Das Böse und ethische Implikationen 1.3.1 Vorverständnis von Ethik und Moral

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Berührungsängste, die in der Vergangenheit in der Literaturkritik in Bezug auf ethische Implikationen von Kunst aufkamen, sind vermutlich weitestgehend auf ein diffuses Verständnis der Begrifflichkeiten von Moral und Ethik zurückzuführen. In der Tat aber sind die beiden Begriffe nicht miteinander gleichzusetzen. Mit Niklas Luhmann lässt sich vielmehr die folgende Differenzierung vornehmen: Ethik ist die »Beschreibung der Moral«1 bzw. die »Reflexionstheorie der Moral«.2 Die Moral bezeichnet also den norma­tiven Bereich der sittlichen Lebensführung, d.h. den präskriptiven Normen­apparat. Die Ethik wiederum dient als Beschreibungsorgan eben dieser. Ihr liegt die Frage »Wie soll ich leben?« zugrunde. Diese Distinktion lässt sich Marcus Düwell zufolge auch mit den Begriff­lichkeiten der »Strebensethik« und »Sollensethik« vornehmen: Erstere ist zukunftsorientiert und beschäftigt sich mit der Frage nach einem guten und gelungenen Leben, wohingegen die Sollensethik den Bereich der moralisch-normativen Fragen selbst darstellt.3 Die Moral benennt damit also die »Artikulierung [der ethischen] Ausrichtung in Normen«, welche sich »durch ihren Universalitätsanspruch sowie durch einen Zwangs­charakter aus[zeichnen]«.4 Die ethische Grundprämisse des geglückten Lebens impliziert dabei natürlich gleichsam die Verantwortung gegenüber dem Anderen.5 Während die Moral also präskriptiv ist, invol­viert der Begriff der Ethik die »Selbstbe­fragung des Individuums« in Hinblick auf geglückte Lebensführung »mit seiner unum­gänglichen Verantwortung«.6

Schockästhetik:  Von der Ecole du mal über die letteratura pulp bis Michel Houellebecq

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