Читать книгу Die Schule - Leon Grüne - Страница 22

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„Meinten Sie das eben Ernst?“, fragte David leicht angesäuert, „Was Sie Mr. Clarke gesagt haben?“

Mr. Brenner trat einen Stein beiseite. Staub wirbelte um seine Schuhe. Man sah dem Weg an, dass es seit Tagen nicht geregnet hatte. Risse zeichneten sich auf dem sandfarbenen ausgetrockneten Boden ab.

„Dass Kinder wie du nicht sonderlich intelligent sind und nicht nachdenken?“

„Ja, so ungefähr war Ihre Wortwahl.“

„Ach, weißt du, David“, begann er und blieb vor ihm an der Waldgrenze stehen.

„Mit Mr. Clarke ist es wie mit jedem anderen Mann, der sich in seinem Stolz verletzt sieht. Sag ihnen wie toll sie sind und wie dumm man selber ist, und alles ist wieder in Ordnung“, erklärte er ihm. David kam neben ihm zum Stehen. Es musste ein lachhafter Anblick sein, wie er dort, mit Rollkoffer und Rucksack, vor dem Wald stand. Mit Sicherheit würde es ein perfektes Foto für die Kategorie: „Finde den Fehler“ in einem Rätselheft abgeben. Jedoch war nicht bloß sein Outfit, an einem Ort wie diesem, fehl am Platz. Er selbst gehörte ebenfalls nicht dorthin.

„Das war also reine Beschwichtigung? Sie halten mich nicht für zurückgeblieben oder chronisch dumm?“

„Es ist wie mit einem Baby, David. Wenn sie anfangen zu plärren, gibst du ihnen die Flasche und sie sind wieder ruhig. Leute wie Mr. Clarke, Rechtsanwälte, Professoren, Wissenschaftler, Ärzte. Sie alle sind auf einer höheren Bildungsstufe als wir beide und wollen auch so behandelt werden. Schließlich sind wir ja die Dummen, die sich immer wieder an sie wenden, wenn wir etwas nicht wissen und uns helfen lassen müssen. Dass sie sich ebenfalls an Elektriker, Tischler und Bauarbeiter wenden, weil sie etwas nicht können, ist ihnen wiederum egal. Schließlich sind sie ja trotzdem die Dummen, die keine Akademiker mit hohen Abschlüssen und vortrefflicher Bildung sind. Verehrung und überschwängliches Lob sind ihre Flasche. Verstehst du, was ich meine?“

„Natürlich verstehe ich.“

Mr. Brenner setzte ein bescheidenes Lächeln auf.

„Dummheit ist nicht wenig wissen, auch nicht wenig wissen wollen, Dummheit ist, glauben genug zu wissen.“

„Und wer Konfuzius zitiert, ist noch lange nicht weise“, sagte David schmunzelnd.

„Da hast du wohl Recht“, stimmte Mr. Brenner ihm lachend zu.

„Entschuldigen Sie, dass ich frage, Sir. Aber ich habe die Schule nirgendwo gesehen.“

„Nun ja, das liegt daran, dass sie im Wald liegt und von den hohen Bäumen versteckt wird“, erklärte er und zeigte in den Wald hinein.

Die Schule war im Wald, und ein Mann ging neben dir her.

David erstarrte. Die Erinnerung traf ihn, wie der breit gestreute Schuss einer Schrotflinte. Der Kaffee, den er während der Fahrt getrunken hatte, schien sich seinen Weg nach draußen bahnen zu wollen und stieg ihm den Hals hoch.

„Ist alles in Ordnung?“, fragte Mr. Brenner verunsichert und sah ihn besorgt an. David griff an den rechten Flaschenhalter seines Rucksacks und holte eine Flasche stilles Wasser daraus hervor. Schnell öffnete er sie und nahm einen kleinen vorsichtigen Schluck daraus. Sein Magen entkrampfte sich ein wenig und nahm den bereits hochgestiegenen Kaffee widerwillig zurück.

„Ja, alles in Ordnung“, sagte er und versuchte sich nichts anmerken zu lassen, was ihm jedoch bei seiner bleichen Gesichtsfarbe nicht sonderlich gut gelang.

„Bist du sicher?“, fragte Mr. Brenner ein weiteres Mal. David nahm einen zweiten Schluck aus seiner Flasche und nickte bejahend.

„Wenn du meinst. Dann nehme ich aber deinen Koffer. Nicht, dass du mir gleich zusammenklappst.“

Er streckte die Hand aus, um Davids Koffer entgegenzunehmen. Ohne zu zögern, drückte er ihm den Griff des Trolleys in die Hand. Er atmete tief durch und wischte sich mit der Hand die Schweißperlen von der Stirn.

„Keine Sorge“, beruhigte Brenner David, „Im Wald scheint dir die Sonne nicht so stark auf den Kopf. Dort gibt es genügend Schatten.“

„Mr. Brenner?“

„Ja, David?“

„Aus welchem Grund hat man die Schule im Wald gebaut?“, fragte er. Wie angewurzelt verharrte er auf der Stelle und machte keine Anstalten, einen Fuß vor den anderen zu setzen.

„Die Frage ist verständlich. Komm mit. Wir sollten uns auf den Weg machen, bevor wir weichgekocht sind. Wir haben genügend Zeit, währenddessen alle deine Fragen zu klären.“

Er lächelte David ein weiteres Mal an und machte einige Schritte nach vorne.

„Ach ja. Eine Sache ist da noch. Die erste und wichtigste Regel, die du dir merken musst. Gehe niemals ohne jemanden in den Wald, der sich nicht darin auskennt“, mahnte er ihn.

Mit diesen Worten überschritt Mr. Brenner die Waldgrenze und wurde von den Schatten der riesigen Bäume um ihn herum verschluckt.

Die Schule

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