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Besuch bei Marie in der Buchhandlung

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Heute ist mein Glückstag! Die Kinder waren beim Mittagessen ausnahmsweise mal friedlich und sind gleich danach wieder losgezogen. Max hat Training und Laura ist noch zu ihrer Freundin gegangen, um gemeinsam mit ihr für die Englischklassenarbeit zu lernen. Durch meine frühmorgendliche, intensive Arbeitsaktion bleibt mir jetzt sogar noch genügend Zeit, schnell in die Stadt zu fahren, bevor die beiden wieder nach Hause kommen. Kochen muss ich auch nichts, es ist noch genug Gulasch da, das ich nur noch aufzuwärmen brauche.

Dann kommt es natürlich doch wieder anders, denn die Straßen sind dicht und ich stehe an gefühlten tausend roten Ampeln Schlange. Von wegen schnell. Es dauert ewig, bis ich einen Parkplatz finde. Die günstigen Parkzonen sind wie immer schon belegt und ich muss direkt in die Innenstadt fahren, wo es wirklich unverschämt teuer ist. Trotzdem löse ich ein Ticket für zwei Stunden. Ich verbummele oft die Zeit und Michael regt sich jedes Mal fürchterlich auf, wenn ich mit einem Protokoll nach Hause komme.

Jetzt beeile ich mich, in die Buchhandlung zu gelangen, denn wie ich schon aus Erfahrung weiß, werde ich hier sicherlich eine ganze Weile bleiben. Wenn ich mich in Bücher vertiefe, sind ruck zuck ein paar Stunden vorbei. Zielstrebig laufe ich sofort zu den Neuerscheinungen, die auf einem kleinen Tischchen aufgebaut sind. Ich bin so ziemlich über alles informiert, was in diesem Geschäft so abläuft, erstens, weil ich sehr oft hierherkomme und daher das Sortiment gut kenne und zweitens, weil ja meine beste Freundin seit Kindertagen hier arbeitet. Inzwischen hat sie den Laden von ihrem ehemaligen Chef übernommen, weil der sich mit knapp siebzig Jahren endlich zur Ruhe setzen wollte.

Da kommt Marie schon auf mich zugelaufen und strahlt mich an. Diese Frau hat einfach ein sensationelles Lächeln drauf. Ich könnte wetten, dass sie damit jeden Kunden dazu bringen kann, ein von ihr empfohlenes Buch zu kaufen.

Momentan verschenkt sie ihr Strahlen allerdings an mich. „Eva, schön, dich zu sehen“, sagt sie und greift direkt nach einem Buch aus dem großen Stapel. „Guck mal da rein. Das hier ist der Hammer! Der ultimative Knaller. Das musst du unbedingt lesen, ist wie für dich gemacht.“ Sie hält mir einen dicken Wälzer hin und schon hat sie mich an der Angel.

Marie kennt meine große Leidenschaft für Ratgeber. Wenn sie mich ein bisschen ärgern will, macht sie sich über diese Marotte manchmal lustig. Aber meistens ist sie voll die gute Buchhändlerin und liest alle Neuerscheinungen, die in den Laden geliefert werden, und die mich interessieren könnten, gleich mal quer, um mich optimal beraten zu können.

Ich greife zu und blättere in dem fetten Buch mit dem imposanten Namen „Der ultimative Lebensratgeber für die Frau von heute“. Der Titel ist ganz schön angeberisch, finde ich, aber wenn Marie das Buch empfiehlt, ist es bestimmt gut und ich werde es deshalb auf jeden Fall auch kaufen. Schließlich habe ich viel Geld gespart, weil ich meine Haare neulich selbst geschnitten habe, statt Geld beim Friseur zu lassen. Daher kann ich jetzt in unser Familienglück investieren!

Marie kennt mich besser als irgendwer sonst, die würde mir keinen Mist verkaufen. Ich würde sie so gerne öfter sehen. Marie ist Single und arbeitet seit ihr der Laden gehört den ganzen Tag. Abends, wenn sie dann endlich Zeit hätte, habe ich keine mehr. Schließlich habe ich eine Familie, die mich braucht.

Marie fordert mich auf, in aller Ruhe in dem Werk zu stöbern. Ich lasse mich dazu in einen der bequemen Sessel fallen, die hier überall rumstehen, damit die Kunden auch in die Bücher reinschnuppern können. „Bis später“, raunt Marie mir zu und schon ist sie auf dem Weg zu einer älteren Dame, die etwas hilflos vor einem Regal steht.

Es fällt mir schwer, die Uhr im Auge zu behalten, denn das Buch ist wirklich der Hit. Ich will gar nicht mehr aufhören zu lesen und ich kann mir vorstellen, dass ich darin Tipps finden könnte, die mir wirklich weiterhelfen statt nur in der Theorie gut zu klingen. Rasch zahle ich, verabschiede mich von Marie und haste mit dem schweren Wälzer in meiner Stofftasche aus dem angenehm kühlen Laden.

Eva

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