Читать книгу Der Beste kommt zum Schluss - Lilly Paulsen - Страница 6

Gerade habe ich mit Micha geschlafen. Ich weiß, dass es falsch ist, und habe es trotzdem gemacht. Ich lege meinen Kopf in seine Armbeuge und muss seufzen. Das ist so eine verdammt vertraute Geste. Nur, dass sie überhaupt nicht mehr stimmt. Genau genommen haben wir sie zu einer Lüge gemacht, denn von Vertrauen kann keine Rede sein. Im Gegenteil, wir sind uns fremd geworden. Der Sex ist eine Art Abschied nehmen, die einem anschließend leid- und wehtut, denke ich und spüre den Schmerz bereits. Obwohl es inzwischen fast sechs Monate her ist, dass wir uns getrennt haben, lasse ich mich immer wieder darauf ein. Natürlich ist das auch eine Art Rache. Indem ich zur Geliebten meines Exfreundes geworden bin, räche ich mich an der Neuen, dieser Naomi. Schon verrückt: Erst hat Micha mich mit Naomi betrogen, jetzt betrügt er Naomi mit mir. Und ich gebe mir auch noch Mühe, besonders verführerisch zu sein, obwohl ich genau weiß, dass es keine Zukunft mehr für uns geben wird. Neulich bin ich sogar in einem Wäschegeschäft gewesen und habe mir ein paar äußerst reizvolle Dessous geleistet – sündhaft teure Nichtse mit Spitze eingefasst. Ich drehe mich auf die andere Seite. Micha macht die Bewegung mit und schmiegt sich von hinten an mich.

Ich weiß das doch alles, denke ich, aber ich treffe mich trotzdem regelmäßig mit Micha. Ich lasse zu, dass er mir von Naomi erzählt, sie im Grunde schlechtmacht und mir gleichzeitig das Gefühl zu geben versucht, dass das alles irgendwie blöd gelaufen, aber nun nicht mehr rückgängig zu machen ist. Fehlt nur noch, dass er sich Beziehungstipps bei mir holt, verdammt! Ich spüre seinen warmen Körper an meinem Rücken. Er legt seinen Arm um mich und greift nach meiner linken Brust. Sie passt genau in seine Hand. Er drückt sie zart, dann hält er sie nur noch fest. Sein Atem geht tief und ruhig, ich spüre ihn in meinem Nacken. Gleich wird er einschlafen, dann wird sein Arm zucken oder eines seiner Beine.

Auf einmal wird mir klar, wo das Problem liegt. Es sind unsere Körper! Ja, das muss es sein, unsere Körper sind immer noch so vertraut miteinander. Sie ziehen sich an. Sie sorgen dafür, dass wir uns immer wieder treffen. Vielleicht lieben sie sich sogar. Das würde auch erklärten, warum Sex mit dem Ex so gut ist. Im Bett klappt es besser als je zuvor. Micha strengt sich wirklich an, ein guter Liebhaber zu sein. Das wird mir echt fehlen, aber irgendwann muss Schluss sein, richtig Schluss, endgültig! Ich wiederhole meinen letzten Gedanken, indem ich ihn laut ausspreche.

»Hm, wahrscheinlich hast du recht, Emma«, murmelt Micha und ich weiß genau, dass er es nicht ernst meint.