Читать книгу My new life in a magic town - Lindsey Moon - Страница 12
Kapitel 9
ОглавлениеNach dieser Erklärung war es erst mal still, da weder Mayla noch ich selbst wusste, was wir darauf noch erwidern konnten.
„Ich… geh mal Dad anrufen“, meinte Mayla irgendwann und stand auf, um das Wohnzimmer zu verlassen, während sie schon seine Nummer wählte.
„Er wird durchdrehen…“, murmelte Mom irgendwann leise, als Mayla das Zimmer verlassen hatte und man ihre Stimme aus der Küche hören konnte.
„Wieso? Denkst du nicht, er wird sich freuen, dass du endlich wieder da bist?“, wollte ich verwirrt wissen und rückte gleichzeitig unterbewusst etwas näher an sie. Egal, wie alt und erwachsen ich eigentlich war, ich brauchte meine Mom noch immer und würde sie auch immer brauchen.
„Doch, natürlich wird er das. Aber du kennst deinen Onkel, er wird zuerst skeptisch und misstrauisch sein und höchstwahrscheinlich nicht glauben, dass ich es wirklich bin.“
„Stimmt, du hast recht“, stellte ich leise fest. „Aber das ist doch unfair… Du solltest nicht beweisen müssen, dass du es bist. Du hast es nicht verdient, dass du dich vor ihm rechtfertigen musst, warum du wieder da bist.“
„Es ist süß, dass du so denkst, mein Kleiner. Aber Mike will ja auch nur das Beste für unsere Familie. Es ist doch besser, wenn wenigstens einer misstrauisch ist, bevor irgendjemand auf die Idee kommen könnte, meine Rückkehr gegen euch zu verwenden. Stell dir vor, ich wäre wirklich jemand anderes, dann würde es Mike auf jeden Fall herauskriegen und so könnte euch nichts passieren. Es ist manchmal auch gut, dass er immer skeptisch ist“, verteidigte Mom ihn, woraufhin ich sofort lächeln musste. Sie verstand ihn und würde alles tun, um zu beweisen, dass sie es wirklich war, um bei mir sein zu können. Und das obwohl sie dafür vermutlich noch einmal ihren Tod beschreiben musste. Obwohl sie dieses Grauen noch einmal erleben musste. Aber sie tat es trotzdem, für mich. Sie war einfach die Beste.
Ich wollte gerade etwas auf Moms Worte erwidern, als Mayla mit einem bedrückten Gesicht wieder ins Zimmer kam.
„Was hat er gesagt?“, fragte ich sie sofort, auch wenn ein Teil von mir Angst davor hatte, es zu erfahren.
„Er meinte, dass ich aufhören soll, mir so etwas einzubilden“, meinte Mayla leise.
„Er hat dir also nicht geglaubt…“ Klar, was hatte ich auch sonst von meinem Onkel erwartet? Ich würde wohl erst Josias anrufen müssen, bis Mike uns soweit glaubte, dass er selbst herkam.
„Sein genauer Wortlaut war sogar die Frage, ob wi- ob ich wieder angefangen habe zu kiffen“, murmelte Mayla kaum hörbar. Autsch, das war wirklich mies von ihm. Das war schließlich schon Jahre her, und wir hatten das beide schon genug bereut. Wir waren damals in einer ziemlich… rebellischen Phase gewesen und dachten, dass uns eh niemand etwas anhaben könnte, aber Mike hatte uns damals gezeigt, dass das überhaupt keine Lösung war. Es war das einzige Mal, dass er uns beide wirklich angeschrien hatte und gleichzeitig das erste Mal, dass Mayla und ich wirklich etwas bereut hatten. Sie jetzt wieder darauf anzusprechen, nach so vielen Jahren, war einfach nur unfair.
„Ihr habt mal gekifft?“, sprach Mom aufgebracht dazwischen. Ups. Das war gar nicht gut.
„Ja, aber… das ist schon lange vorbei. Wir… wir reden da später mal drüber, ja?“, meinte ich sofort beruhigend und versuchte, irgendwie von diesem Thema abzulenken. „Also wird Onkel Mike nicht herkommen?“
„Doch, wird er“, antwortete Mayla sofort, bevor Mom noch etwas sagen konnte und ich lächelte sie leicht an, da ich bemerkte, dass sie das nur tat, um mir zu helfen. „Ich war so überzeugend wie irgendwie möglich und anscheinend hat es zumindest dafür gereicht, dass er selbst herkommen will, um sich zu überzeugen.“
Ich sah kurz zu Mom, wich ihrem Blick jedoch sofort wieder aus, als ich erkannte, wie sie mich vorwurfsvoll und gleichzeitig besorgt musterte. „Das ist doch wenigstens etwas. Wann denkst du, dass er da sein wird?“
„Na ja, sobald ihm klar wurde, dass ich nicht aufgeben würde, bis er hier ist, hatte er es plötzlich ziemlich eilig. Vielleicht auch, weil er glaubt, dass wir in Gefahr sein könnten, wenn es nicht Tante Anni ist… Na ja, er wird jedenfalls vermutlich nicht lange unterwegs sein, wahrscheinlich ist er schon jetzt ganz…“
Plötzlich wurde Mayla unterbrochen, als die Haustür aufging und wir kurz darauf drei Paar schnelle Schritte hörten, die auf das Wohnzimmer zuliefen.
„…in der Nähe“, beendete meine Cousine leicht grinsend ihren Satz, bevor kurz darauf die Tür aufging und Moms Geschwister in unser Wohnzimmer traten.
„Anni!“
Ich sah zu meiner Tante Ariana, die gerade mit ausgestreckten Armen dabei war, zu meiner Mom zu rennen. Kurz bevor sie jedoch an meinem Onkel Mike vorbeigehen konnte, streckte dieser seinen Arm aus und hielt sie so auf.
„Wer bist du?“, fragte er gefährlich leise, während er Mom abschätzend musterte.
„Ich hätte schon erwartet, dass du mich erkennen würdest, Mike. Ich war zwar lange nicht da, aber verändert habe ich mich zumindest äußerlich wirklich nicht“, antwortete Mom schwach lächelnd und sah ihm fest in die Augen.
„Das ist nicht lustig… Was denkst du dir dabei, den Körper meiner toten Schwester zu missbrauchen, um dir das Vertrauen meiner Familie zu erschleichen?“
„Ich missbrauche nicht den Körper deiner Schwester, ich bin sie“, meinte sie leise, aber bestimmt.
„Nein, das bist du nicht. Das ist unmöglich! Meine Schwester ist gestorben, unwiderruflich, vor zwölf Jahren! Also antworte mir ehrlich: Wer bist du?!“, schrie mein Onkel und wurde zum Schluss immer lauter. Wenn er nicht noch damit beschäftigt wäre, Ariana davon abzuhalten, zu meiner Mom zu stürzen, würde er sich wohl vermutlich selbst auf sie stürzen, nur definitiv nicht, um sie zu umarmen.
„Mikaël… Beruhige dich“, forderte Josias leise von seinem Bruder und meldete sich so das erste Mal heute zu Wort. Und mal wieder war er die Stimme der Vernunft.
„Ich soll mich beruhigen? Wie könnte ich, wenn irgendjemand es wagt, uns so zu verhöhnen?“
„Ich verhöhne euch nicht!“, widersprach meine Mom sofort. „Frag mich etwas, irgendetwas, was nur ich wissen kann, und ich werde es dir sofort beantworten!“
„Nein. Wenn du es wirklich bist, brauchst du keine Frage, dann kannst du es auch so beweisen, dass du es bist“, widersprach mein Onkel stur.
„Okay, also schön…“, seufzte Mom. „Vor meinem Tod habe ich jedem von euch einen kleinen Abschiedsbrief geschrieben. Ich vermute mal, dass du deinen niemandem sonst gezeigt hast. Ich habe darin kaum über uns beide geschrieben, sondern hauptsächlich, dass du endlich über deinen Schatten springen solltest, um dich bei Sam zu entschuldigen. Und ich habe dir geschrieben, dass du dir wegen mir keine Vorwürfe machen sollst, weil du mir immer ein wundervoller Bruder warst. Und dass du dich nicht so darauf fixieren sollst, dass John nicht dein leiblicher Vater ist, weil es vollkommen egal ist, dass wir eigentlich nur deine Halbgeschwister sind, solange wir selbst dich als vollwertiges Mitglied der Familie sehen und…“
„Anni?“, unterbrach Mike sie dann plötzlich mit geweiteten Augen, bevor sie ihren Satz beenden konnte.
Lächelnd sah meine Mom ihn an. „Schön, dass du es mir jetzt auch glaubst.“
Sofort ließ Mike seinen Arm sinken, der bislang Ariana aufgehalten hatte. Diese stürmte nur einen Wimpernschlag später auf uns zu, um Mom stürmisch zu umarmen.
„Ich habe dich so unglaublich vermisst, Anni“, murmelte sie mit Tränen der Freude in den Augen.
„Ich dich auch, Aria“, antwortete Mom ihr mit zitternder Stimme, während sie ihre so lang vermisste Schwester an sich drückte. Die beiden waren wirklich das beste Beispiel für eine Vorbilds-Schwester-Beziehung.
Währenddessen ging Mayla auf mich zu und stellte sich neben mich, wobei sie ihren Kopf leicht auf meiner Schulter ablegte. „Sie sind echt süß. So eine tolle Schwester hätte ich auch gerne“, flüsterte sie leise.
Ich lächelte leicht, ohne den Blick von den beiden abzuwenden, die so aussahen, als würden sie sich nie wieder loslassen wollen. „Ach, das brauchst du doch nicht, du hast schließlich den allerbesten Cousin, den man nur haben kann“, grinste ich sie dann leicht an, während ich meinen Arm um ihre Schulter legte, um sie näher an mich zu drücken.
„Stimmt, da hast du auch wieder recht“, grinste sie leicht und lehnte sich wieder an mich.
Eine Weile standen wir einfach so da, bis sich Ariana wieder von Mom löste und die beiden sich die Tränen aus den Augen wischten. Kurz darauf stand auch schon Josias vor ihr und drückte sie nur einen Augenblick später fest an sich. „Es tut so gut, dass du jetzt wieder da bist“, flüsterte er ihr ins Ohr, jedoch konnte ich ihn dank meines Vampirgehörs trotzdem ausgezeichnet verstehen.
„Ja, das finde ich auch…“, flüsterte sie zurück. „Jetzt musst du dich wenigstens nicht mehr alleine darum kümmern, dass unsere Geschwister sich auch benehmen“, lachte sie leise und ich musste sofort etwas breiter grinsen, als ich endlich wieder nach so vielen Jahren das Lachen meiner Mutter hören konnte.
„Ja, zum Glück. Sie waren wirklich anstrengend“, grinste mein Onkel sie leicht an und ich war erstaunt, wie locker er mit Mom umging. Ich hatte es ja schon früher bemerkt, aber da war es mir noch nie wirklich aufgefallen, da ich es nicht anders gekannt hatte. Aber jetzt, wo ich wusste, dass Josias auch ganz anders sein konnte, jetzt, wo er bislang immer eher ernst und langweilig gewesen war, seit Mom gestorben war, da war es etwas ganz Besonderes, ihn wieder so locker und entspannt zu sehen.
„Hey!“, riefen Mike und Ariana wie auf Knopfdruck empört, doch da eh beide grinsten, wusste ich, dass sie das nicht wirklich schlimm fanden.
Meine Mom sah bei Mikes Stimme sofort wieder zu ihm. Für einen Moment hatte ich das Gefühl, dass die Zeit still stand, während die beiden sich gegenseitig musterten. Alle in diesem Raum sahen nur Mike an, seine Reaktion abwartend, und wagten es kaum zu atmen. Niemand wusste, was er jetzt tun würde. Er hingegen sah nur meine Mom an, mit einem Gesicht, das all seine Gefühle vor unseren neugierigen Blicken verbarg. Ich hatte wirklich überhaupt keine Ahnung, was er jetzt tun würde. Er hatte es zwar eingesehen, dass Mom wirklich sie selbst war, aber ich wusste nicht, ob er auch wirklich realisiert hatte, was das eigentlich bedeutete. Dass das bedeutete, dass seine so lang tot geglaubte Schwester wirklich wieder da war. Dass unsere Familie wieder vollständig war. Dass wir nie wieder auf sie verzichten mussten. Würde er es verstehen, was für ein unglaubliches Glück es war? Oder würde er wieder all seine Gefühle verdrängen und in seine Paranoia zurückfallen, so werden wie er vor Jahren war? Würde er wieder zu dem unnahbaren Mann werden, der seine Familie von sich stößt? Zu dem Mann aus den vielen schrecklichen Erzählungen? Vielleicht war er ja doch zu paranoid, um sich auf dieses Glück einzulassen. Vielleicht würde er es nicht glauben wollen, dass Mom wirklich wieder da war und uns jetzt auch nicht mehr verlassen würde. Wenn er das nicht akzeptierte, würde er sie definitiv von sich stoßen, um dafür zu sorgen, dass sie ihm nie wieder so wichtig werden könnte. Er täte dies, um sich zu schützen. Damit es nie wieder schmerzen könnte, wenn sie letztendlich doch wieder stirbt oder verschwindet. Aber er würde sich damit nur noch mehr verletzen und uns gleich mit. Er täte es, um sich zu schützen, aber es würde nur alle unglücklich machen. Die Frage war nur, ob er das auch wusste oder ob ihn das überhaupt etwas ausmachen würde. Vielleicht hatte er ja auch gar nicht so unter dem Verlust seiner Schwester gelitten, vielleicht war ihm das gar nicht so wichtig, ob sie wieder da war oder nicht. Vielleicht würde er sie weder von sich stoßen noch sie in die Arme schließen. Was würden wir tun, wenn er sie nur mit einem kalten Nicken begrüßen würde, ihre Existenz zur Kenntnis nehmend, aber mehr auch nicht? Das wäre doch furchtbar.
Aufmerksam mustere ich weiter meinen Onkel und war unglaublich erleichtert, als ich nach ein paar Augenblicken endlich wieder eine Gefühlsregung in seinem Gesicht erkennen konnte. Und nur einen kurzen Augenblick später, bevor irgendeiner von uns noch reagieren konnte, stand er schon direkt vor meiner Mom und zog sie fest in seine Arme.