Читать книгу My new life in a magic town - Lindsey Moon - Страница 15
Kapitel 12
ОглавлениеIch schrie laut auf und riss an den Ketten, wobei sich die Salbeifesseln schmerzhaft in meine Hand bohrten. Das war mir aber auch völlig egal, denn die Schmerzen, die ich spürte, als ich die Gefahr für Mayla erkannte, waren viel schlimmer.
Bevor das Holz aber ihr Herz berühren konnte, leuchtete Maylas Brust in einem hellen Blauton auf, wobei Zoë den Pfahl mit einem Aufschrei fallen ließ und tot zu Boden fiel. Vielleicht war sie auch nur bewusstlos, aber man durfte ja wenigstens mal hoffen. Überrascht hielt ich inne und sah Mayla aufmerksam an.
„Mayla? Was…?“, fing ich an, bis es mir dann klar wurde. Vor ein paar Jahren hatte ich ihr zu ihrem sechzehnten Geburtstag eine Kette geschenkt. Den Anhänger, einen runden, blauen Stein, hatte ich allerdings verzaubert, sodass er sie beschützen würde, wenn jemand vorhatte, sie zu töten. Er wirkte zwar nur ein einziges Mal, aber es war ein ziemlich praktischer Zauber und er hatte ihr gerade tatsächlich das Leben gerettet, auch wenn ich mir nie sicher gewesen war, dass er auch wirken würde. „Du trägst die Kette immer noch?“, flüsterte ich leicht lächelnd.
„Ja, seit über drei Jahren, jeden Tag“, murmelte sie. „Aber bitte, Phil, hör auf, sie die ganze Zeit von mir ablenken zu wollen. Sie hat nämlich in einem wirklich recht: Ich könnte es nicht ertragen, wenn sie dich nur wegen mir verletzt oder sogar tötet. Da ertrage ich lieber allen Schmerz dieser Welt. Oder von mir aus sterbe ich eben auch. Vielleicht lässt sie dich dann ja gehen.“
„Mayla, sag so etwas nicht! Ich kann doch nicht einfach aufhören, dich zu beschützen! Das kann ich nicht. Ich könnte es niemals ertragen, wenn du bei dem Versuch stirbst, mich zu beschützen. Ich würde dir alles versprechen, um dich glücklich zu machen, das weißt du, aber nicht das. Ich werde nicht aufhören, dich zu beschützen“, antwortete ich fest.
Direkt nach meinen Worten atmete Zoë plötzlich tief ein und öffnete die Augen. Dann war sie anscheinend nicht tot. Schade. Aber mein Zauber sollte ja auch ursprünglich nicht den Tod des Angreifers zur Folge haben. Viel schlimmer fand ich es aber, dass Mayla jetzt wirklich ganz ohne Schutz war. Wahrscheinlich hätte auch dieser Pfahl sie gerade getötet, wenn sie meine Kette nicht gehabt hätte.
Sofort richtete sie sich wieder auf und sah uns an. „Das… war schmerzhaft“, meinte sie und hob den Pfahl mit den Fingerspitzen vom Boden auf. „Anscheinend muss ich mir etwas Besseres einfallen lassen. Ich bin schon einmal gestorben, noch einmal möchte ich das wirklich nicht sehr gerne.“
„Wie bist du überhaupt zurückgekommen?“, fragte ich sie. Einerseits, weil ich wirklich neugierig war, auf der anderen Seite aber auch, weil ich sie trotz Maylas Bitte weiter ablenken wollte. Außerdem könnten wir vielleicht verhindern, dass sie noch einmal zurückkehren kann, wenn wir wussten, wie sie es dieses Mal geschafft hatte.
„Dank einer meiner Vorfahren. Vielleicht habt ihr ja schon mal von ihr gehört. Ihr Name war Patricia.“
„Patricia?“ Irgendwo hatte ich den Namen tatsächlich schon einmal gehört, ich vermutete, Mom hatte ihn irgendwann erwähnt. „Wer ist Patricia?“
„Patricia war die erste lebendige Person auf Erden, die Magie praktizieren konnte. Sie lebte vor vielen Jahrtausenden und ist die wahre Tochter der Natur. Ihre Mutter, die Natur selbst, schenkte ihr und allen nachfolgenden Generationen diese magischen Kräfte mit der Bedingung, dass immer die Gesetze der Natur bewahrt werden sollten. Patricia gründete so mit ihrer Familie den ersten Hexenzirkel und mit der Zeit entstanden immer mehr verschiedene Zirkel, die sich von dem ursprünglichen entfernten, als es Streit gab. Aber mein Zirkel hat immer an der alten Geschichte festgehalten und war der Einzige, der immer noch mit allen Mitteln versucht hat, das Gleichgewicht der Natur zu bewahren. Als wir jedoch gestorben sind, gab es niemanden mehr, der dieses Ziel hatte. Alle Töchter der Natur waren tot, hatten ihren Frieden gefunden oder bereuten gerade ihre Taten. Nur ich konnte noch nicht aufgeben. Ich konnte keinen Frieden finden, nicht, solange meine Aufgabe noch nicht erfüllt war. Also habe ich gewartet und gewartet… Zwölf lange Jahre, bis Patricia selbst endlich eine Möglichkeit fand, mich wieder ins Leben zurückzuholen.“
„Du meinst, dass die erste Hexe der Welt dich wieder ins Leben geholt hat?“, fragte ich skeptisch nach.
„Wieso hätte sie das tun sollen? Das hätte doch das Gleichgewicht der Natur gestört, das ergibt keinen Sinn“, stimmte Mayla mir zu.
„Patricia hat das Gleichgewicht auch nicht gestört. Sie hat mich zurückgeholt, weil klar geworden ist, dass es immer eine Tochter der Natur geben muss, die über die Einhaltung der Gesetze wacht.“
„Und wieso…“, fing ich an, brach dann aber ab. Lebt meine Mom wieder. Das wollte ich eigentlich fragen. Aber ich wusste nicht einmal, ob Zoë überhaupt wusste, dass sie wieder lebte, also war mir das Risiko, ihr eine so wichtige Information zu geben, einfach zu groß.
„Wieso unsere geliebte Mary wieder lebt?“, beendete sie dann aber grinsend meinen Satz. Okay, anscheinend wusste sie schon davon. „Ganz einfach: Das Problem für Patricia war nicht, wie man mich zurückholt, sondern dass für jeden Toten, der wieder ins Leben zurückkehrt ein unschuldiger Lebender sterben muss. Das konnte Patricia aber nicht verantworten, also hat sie zwölf Jahre lang einen anderen Weg gesucht und ihn letztendlich auch gefunden. Sie konnte mich nur zurückbringen, wenn sie gleichzeitig jemanden in diese Welt holt, der mir ein würdiger Gegner ist. Jemanden, der genauso stark ist wie ich. Jemanden, der es schon einmal geschafft hat, mich zu besiegen. Jemanden wie Mary. Die Rückkehr deiner Mutter war nur möglich, weil ich einen Gegner brauchte.“
„Ihr seid also gleichzeitig wieder zurück ins Leben gekommen?“, fragte Mayla nach und Zoë nickte. „Aber das war doch erst gestern. Wann hast du all das hier vorbereiten können?“
Gute Frage. Das ergab irgendwie keinen Sinn. „Oh, wer sagt denn, dass wir beide erst seit gestern wieder leben? Marianne und ich leben schon seit etwa zwei Wochen wieder, sie weiß nur nichts davon“, antwortete Zoë grinsend und wir sahen sie überrascht an.
„Seit zwei Wochen? Wieso weiß Mom das denn nicht?“
„Nun ja, ich hatte das Glück, vor ihr wach zu werden. Ich war am Ende, fühlte mich unglaublich schwach, aber ich wusste, was ich machen musste. Ich hatte kaum noch Kraft, aber ich kannte einen sehr praktischen Zauber, der dafür gesorgt hat, dass sie noch auf dem Waldboden austrocknete und einschlief, bevor sie überhaupt aufwachen konnte. Es hat nur ein paar Sekunden gebraucht, um sie in einen Schlaf zu setzen, aus dem sie nicht so schnell wieder aufwachen würde. Und gleichzeitig konnte ich damit noch auf all ihre Macht zugreifen, sodass mich das so gut wie unbesiegbar gemacht hat. Der einzige Nachteil daran war, dass ich den Zauber jeden Tag erneuern musste, aber das war auch kein großes Problem, ich war schließlich die ganze Zeit bei ihr.“
„Aber dann wurde sie gefunden. Und mitgenommen. Erst dann ist sie aufgewacht“, stellte ich fest. Alexa hatte Mom mitgenommen, ohne zu bemerken, dass Zoë auch ganz in der Nähe war. Sie hatte sie gerettet.
„Und als du dann aufgewacht bist, war sie weg und du hattest deine Quelle der Macht verloren“, fügte Mayla hinzu. Und das war dann der Moment gewesen, an dem wir Zoë das erste Mal wieder gespürt hatten, wurde mir klar. Ich erinnerte mich noch gut daran, dass wir von einem markerschütternden Schrei und einer Welle der Macht aus dem Wald geweckt geworden waren. Wir hatten noch überlegt, welche Hexe so früh morgens im Wald einen Wutausbruch haben könnte. Das war Zoë gewesen.
„Ganz genau. Das war ziemlich gemein. So, jetzt haben wir aber genug geplaudert“, beschloss Zoë dann grinsend und klatschte in die Hände. „Ich brauche ganz dringend eine neue Idee, wie ich dich am besten töten kann, Mayla. Aber keine Sorge, ich bin wirklich sehr kreativ, mir wird bestimmt etwas einfallen. Ich werde dich schon nicht zu lange warten lassen, keine Sorge.“
„Da bin ich ja beruhigt“, murmelte Mayla ironisch
Zoë reagierte jedoch nicht und ging nur nachdenklich auf und ab, während Mayla und ich uns schweigend ansahen. Wir beide versuchten, uns gegenseitig anzulächeln, um uns zu beruhigen und zumindest teilweise schien es auch zu funktionieren. Es war entspannend, mal für einen kurzen Moment nicht fieberhaft nach einer Beschäftigung für Zoë suchen zu müssen. Wir mussten sie ja nicht ablenken, solange sie sich selbst genug ablenkte. „Ich hab’s!“, rief sie irgendwann freudig aus und schnipste dabei mit dem Finger.
„Super, Wickie…“, murmelte ich ironisch und Maylas leichtes Grinsen wurde ehrlicher.
„Was? Was hast du gerade gesagt?“, fragte Zoë verwirrt nach und ich hoffte, dass ich sie mit meinem dämlichen Spruch so sehr aus dem Konzept gebracht hatte, dass sie ihren Plan vergaß. Auch wenn diese Hoffnung natürlich total albern war.
„Ach, nicht so wichtig“, winkte ich ab und verdrehte die Augen.
„Sehe ich auch so“, stimmte Zoë mir grinsend zu. „Es ist nämlich viel wichtiger, dass ich einen Weg gefunden habe, weiter zu versuchen, unsere liebe Mayla zu töten, und zwar ohne mich dabei der Gefahr auszusetzen, dass der nächste gescheiterte Versuch mich doch noch umbringt.“
Innerlich atmete ich erleichtert auf, ließ mir aber nach außen nichts anmerken. Sie glaubte uns tatsächlich, dass sie bei dem Versuch, Mayla zu töten, auf magische Weise sterben könnte. Dass Maylas Kette sie tatsächlich einmal kurz außer Gefecht setzen konnte und Zoë dabei gleichzeitig nicht wusste, woran das lag, schien der glücklichste Zufall zu sein, den wir haben könnten.
„Und? Wirst du es uns erzählen?“, fragte Mayla sofort, um sie wieder abzulenken, bevor Zoë auf die Idee kommen könnte, dass diese Auswirkung bei einem Mordversuch einmalig war.
„Ach, wenn du so lieb fragst… Gerne doch. Ich werde jetzt für ein paar Minuten weg sein, um mir ein paar Leute zu suchen, die mir helfen. Sie werden dich nämlich für mich töten. Und durch meine Magie werde ich ihnen vorspielen, dass sie das unbedingt tun müssen, wenn sie leben wollen. So kann ich sie problemlos davon überzeugen, mir zu helfen. Und wenn der Versuch, dich zu töten, wieder irgendwelche Auswirkungen auf den Angreifer hat, werde nicht ich davon betroffen sein, sondern sie. Genial, oder?“, lachte Zoë und rannte dann schon barfuß aus der Höhle.
Wir hatten zwar etwas mehr Zeit gewonnen, aber noch immer ein gewaltiges Problem. Denn beim nächsten Versuch würde es ihr gelingen, Mayla zu töten.