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I

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Alles begann mit einem Versprecher. Zuerst glaubte Marta Richter, sie habe sich verhört. Nach dem zwei Monate dauernden Mordprozeß fühlte sie sich ausgebrannt, außerdem konnte sie ihren Mandanten hinter dem dicken Panzerglasfenster nicht immer gut verstehen. »Sie meinen, Sie wanden sich in seinem Griff«, bemerkte Marta deshalb.

Auf der Seite des Panzerglases, die dem Angeklagten vorbehalten war, wischte Elliot Steere, anstatt zu antworten, Asche von seinem Stuhl. In seinem tiefschwarzen Brioni-Anzug und dem weißen Hemd mit hohem Kragen wirkte Steere in der Gefängnisatmosphäre zwar fehl am Platz, aber keineswegs so, als mache er sich Sorgen. Die Coolness, die der Geschäftsmann an den Tag legte, war der Stoff, aus dem die Legenden der Sensationspresse gemacht waren. Die Boulevardblätter berichteten, am Abend seiner Verhaftung wegen Mordes habe Steere lediglich ein einziges Telefonat führen wollen. Mit seinem Börsenmakler. »Das habe ich gesagt«, antwortete Steere nach einer kurzen Pause. »Daß ich mich in seinem Griff wand.«

»Nein, Sie sagten, er wand sich in Ihrem Griff. Es war Notwehr, kein Mord. Sie haben sich gewehrt, nicht er.«

Steeres energischer Mund verzog sich zu einem flüchtigen Lächeln. Er hatte eine feinknochige Nase, ausdruckslose braune Augen und verdächtig wenig Krähenfüße für einen Immobilienhai. Auf Zeitschriftenfotos wirkte Steere attraktiv, aber die Leuchtstoffröhren im Besucherraum ließen seine Wangen hohl und sein sandfarbenes Haar stumpf aussehen. »Was soll's? Der Prozeß ist vorbei, die Geschworenen haben sich zur Beratung zurückgezogen. Es spielt keine Rolle mehr, wer sich zur Wehr gesetzt hat. Wer gegen wen.«

»Was soll denn das heißen?« fragte Marta. Es paßte ihr nicht, daß er sich mit Wortspielereien befaßte, er sollte sie für ihre brillante Verteidigung loben. Es war der größte Fall ihrer Karriere, und sie hatte Steeres Freispruch praktisch in der Tasche. »Natürlich spielt das eine Rolle.«

»Warum? Was, wenn es keine Notwehr war? Was, wenn ich ihn umgebracht hätte, wie der Staatsanwalt behauptet hat? Na, was dann?«

Marta sah ihn verständnislos an. »Aber so war es nicht. Er hat Sie überfallen, weil er Ihren Wagen wollte. Er hat Sie mit einem Messer angegriffen. Er hat gedroht, Sie umzubringen. Sie haben ihn in Notwehr erschossen.«

»In den Hinterkopf?«

»Es kam zu einem Kampf. Sie hatten eine Waffe, und Sie haben geschossen.« Ohne sich dessen bewußt zu sein, wiederholte Marta den Wortlaut ihres Schlußplädoyers. Wenige Minuten danach hatten sich die Geschworenen zur Beratung zurückgezogen. »Sie gerieten in Panik, hatten Todesangst.«

»Haben Sie das wirklich geschluckt?« Steere schlug ein langes Bein über das andere, und die elegante scharfe Bügelfalte klappte um, so daß ein Dreieck der maßgeschneiderten Hose über das andere Bein fiel. »›Todesangst‹? Dieses Wort habe ich aus einer Krimiserie, aus der, in der alle rauchen. Kennen Sie die Serie?«

Martas Mund wurde trocken. Sie sah nicht fern, nicht einmal, wenn sie selbst im Fernsehen war, eine weitere Fernsehanwältin mit weit auseinanderstehenden blauen Augen und kinnlangen Haaren mit blondierten Strähnen. Die Härte um die Augen und die Weichheit unter dem Kinn verrieten den Zuschauern, daß sie keine dreißig mehr war. Trotzdem kam Marta auf dem Bildschirm gut rüber, und sie wußte, wie sie sich am besten verkaufte: die Verteidigung mit selbstbewußtem Biß präsentieren und sich mit dem Vertreter der Anklage anlegen. Das Ganze verpackt mit geistreichem Witz. Ein Kameralächeln für das Image der schönen Anwältin. »Soll das ein Scherz sein? Was hat denn das Fernsehen damit zu tun?«

»Alles. Meine Version des Tathergangs, meine Verteidigung, alles reine Fiktion. Reicher weißer Typ im Auto von armem schwarzen Typen überfallen. Weißer Typ hat registrierte Glock zu seiner Verteidigung. Schwarzer Typ ein X-Acto-Messer. Nicht gerade eine ideale Zusammenstellung.« Steere ließ sich auf seinem Stuhl zurücksinken. »Die Geschworenen haben es anstandslos geschluckt, weil es genau das ist, was sie erwarten, weil es das ist, was sie aus dem Fernsehen kennen.«

Martas Mund öffnete sich ungläubig. Die Worte trafen sie wie ein unvermuteter, heftiger Schlag. Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Hitze stieg ihr ins Gesicht. Ihre manikürten Finger umklammerten die kalte Aluminiumleiste, und sie rang um Fassung. »Was reden Sie da?«

»Ich bin so schuldig wie der Teufel, meine Liebe.« Steeres Blick war direkt, und seine Stimme, die durch ein feines Metallgitter unterhalb der kugelsicheren Scheibe kam, klang blechern. Die kalkweiß gestrichenen Sintersteinwände des Besucherzimmers schienen plötzlich auf Marta zuzukommen.

»Aber er hat mit dem Messer Ihre Wange aufgeschlitzt.« Sie wollte einfach nicht begreifen.

»Da war er bereits tot. Ich führte seine Hand, die das Messer hielt.«

»Man hat Fasern von Ihrem Smoking an seinen Händen und auf seiner Kleidung gefunden.«

»Es gab einen Kampf. Er hat gekämpft. Hauptsächlich hat er gefleht, herzzerreißend geschluchzt wie ein kleines Mädchen.«

Marta drehte sich der Magen um. »Erzählen Sie mir die ganze Geschichte. Die Wahrheit.«

»Was gibt es da zu erzählen? Ein Penner kam auf mich zu, als ich an der roten Ampel hielt. Er hat mit einem Messer herumgefuchtelt, war betrunken, hat gebrüllt: ›Her mit dem Wagen.‹ Als würde mir das einfallen. Ein neues SL600 Cabrio. Ein Traum. Das begehrenswerteste Auto überhaupt.« Ergriffen von momentaner Bewunderung schüttelte Steere den Kopf. »Also nahm ich meine Waffe, stieg aus dem Wagen und schoß ihm in den Kopf. Über das Handy verständigte ich die Polizei.«

Marta verschränkte die Arme vor der Brust. Es hätte so aussehen können, als wappne sie sich, aber sie empfand es nicht so. Sie hatte derlei Geständnisse von anderen Mandanten gehört, und wenn Steere auch nicht so aussah, hörte er sich doch an wie sie. Allen gemeinsam war der Drang zur Prahlerei, alle wollten ihre Cleverness unter Beweis stellen und sich damit brüsten, was sie sich ungestraft alles erlauben konnten. Marta hatte gewußt, daß Steere ein harter Bursche war; sie hätte nicht gedacht, daß er unmenschlich war. »Sie sind ein Mörder«, sagte sie.

»Nein, ich bin ein Problemlöser. Ich sah Unrat und habe ihn beseitigt. Der Mann war ein Wrack, wertlos. Er hat nicht gearbeitet, er hat nichts zustande gebracht. Er hatte nicht den geringsten Besitz. Verdammt, er hat noch nicht einmal irgendwo gewohnt. Dieses Mal hat er sich den Falschen ausgesucht. Ende der Geschichte.«

»Einfach so?«

»Na, kommen Sie schon, Marta. Der Mann war völlig nutzlos. Er hat nicht einmal gewußt, wie man mit dem verdammten Messer umgeht.« Steere lachte in sich hinein. »Da haben Sie sich besser angestellt, als Sie es sich zur Demonstration des Tathergangs unter das Kinn gehalten haben. Haben Sie die Geschworenen gesehen? Die erste Reihe fiel fast in Ohnmacht.«

Marta versetzte es innerlich einen Stich, als blitzschnell das Bild der Geschworenen an ihr vorbeizog, die wie Kindergartenkinder mit nach oben gewandten Gesichtern dagesessen hatten. Sie hatte bei der Auswahl der Jury die obligatorischen beratenden Experten hinzugezogen, sich aber, als sie die Liste der Geschworenen aufgestellt hatte, letztendlich auf ihren eigenen Instinkt und ihre Erfahrung verlassen und auch eine solide Mehrheit von Geschworenen zusammengebracht, die ihrer Meinung nach Zweifel an der Berechtigung der Anklage hatten. Tagtäglich hatte sie während des Prozesses vor ihnen gestanden und sich stets ihre Mienen, ihre Reaktionen, ihre Eigenarten ins Gedächtnis gerufen. Fünfzehn Jahre als etablierte Strafverteidigerin hatten Marta Richter eines gelehrt: In jedem Gerichtssaal waren die einzigen richtigen Menschen die Geschworenen. Selbst die, die Buchverträge hatten.

»Es sind Trottel«, sagte Steere. »Zwölf gutgläubige Trottel. Der größte Versager war Ihr Freund, der Marlboro-Mann. Hüten Sie sich, Marta. Er sieht aus, als hungere er nach Liebe. Könnte sein, daß er vorhat, sich an ein Stutfohlen ranzumachen.«

Marta zuckte zusammen. Steere meinte Christopher Graham, einen Hufschmied aus Old Bustleton im Nordosten Philadelphias. Marta hatte gewußt, daß sich Graham vor kurzem von seiner Frau getrennt hatte, und ihn deshalb während des gesamten Prozesses aufs Korn genommen, stets ihren Blick in den seinen versenkt, als sie den medizinischen Sachverständigen ins Kreuzverhör nahm, und wie beiläufig mit den Fingerspitzen über ihren seidenen Kragen gestrichen, sobald sie seinen sehnsüchtigen Blick auf sich gerichtet fühlte. Trotzdem, Manipulation war eine Sache, Verdunklung eine ganz andere. »Sie haben mir nur Lügen aufgetischt.«

»Es hat geklappt, nicht wahr? Sie haben dafür gesorgt, daß die Anklage wie ein Kartenhaus zusammenbricht. Nach Meinung des Justizwachtmeisters beraten die Geschworenen bis morgen mittag. Das heißt, lediglich vier, fünf Stunden echte Beratungszeit.« Lächelnd schlug Steere die Beine andersherum übereinander. »Ich habe gehört, die Reporter hätten eine Wette laufen. Die Klugen haben ihr Geld auf Sie gesetzt, zwanzig zu eins. Es wird sogar darauf gesetzt, daß ich freigesprochen werde, bevor ein Meter Schnee liegt.«

Martas Gedanken überschlugen sich. Die Medien, weitere Lügen. Sie hatte den Reportern gesagt, Steere sei unschuldig, sich aber geweigert, sich an Spekulationen darüber zu beteiligen, wie lange die Geschworenen beraten würden. Ich gewinne bloß, Jungs. Die Details überlasse ich euch, hatte sie lachend gesagt. Jetzt war ihr das Lachen vergangen.

»Es ist fast 15 Uhr«, verkündete Steere nach einem Blick auf seine Uhr, die ein Armband wie flüssiges Gold besaß. »Sie hatten noch nie einen Prozeß, bei dem die Geschworenen länger als zwei Tage beraten haben, wenn ich mich recht entsinne.«

In Gedanken ging Marta rasch ihre Prozesse durch. Sie hatte nie einen Prozeß, bei dem es um ein Kapitalverbrechen ging, verloren, und sie würde auch diesen gewinnen. Keine gravierenden Probleme mit unumstößlichen Indizien, die mit irgendwelchen einleuchtenden Erklärungen hätten widerlegt werden müssen, lediglich eine abweichende Darstellung des Tathergangs, da der Staat Steere des vorsätzlichen Mordes an dem Obdachlosen angeklagt hatte. Es gehörte eine Menge dazu, anhand so dünner Fakten einen Prozeß anzustrengen, aber dieses Jahr fanden Wahlen statt, und der Bürgermeister wollte den reichsten Immobilienhai ans Kreuz nageln. Marta begriff das alles, aber das Wichtigste begriff sie nicht. »Warum haben Sie mich angelogen?«

»Seit wann sitzen Sie auf dem hohen Roß? Haben Sie mich gefragt, ob ich schuldig bin?«

»Diese Frage stelle ich meinen Mandanten nicht.«

»Was macht es dann für einen Unterschied, wenn Sie von ihnen angelogen werden?«

Marta fiel keine prompte Antwort ein, sie konnte nur mit den Zähnen knirschen. »Sie haben dieses Ammenmärchen also frei erfunden.«

»Hatten Sie nie den geringsten Zweifel? Eine der besten Strafverteidigerinnen dieses Landes, und Ihnen steigt der Geruch von Scheiße nicht in die Nase?«

Dieses Mal nicht, weil sie nicht auf der Hut gewesen war. Weil sie sich zu ihm hingezogen gefühlt hatte, obwohl sie das nie zugeben würde, nicht einmal sich selbst gegenüber. »Ihre Geschichte ergab absolut Sinn. Wir sind sie wieder und wieder durchgegangen. Sie haben jedesmal genau das gleiche erzählt.«

»Ich habe von A bis Z gelogen.«

»Selbst bei der Polizei? Ihre Aussage bei der Polizei. Es existieren Tonbandaufnahmen. Alles stimmte überein.«

»Was ich mache, mache ich hervorragend.«

»Lügen?«

»Verkaufen.«

»Sie haben mich benutzt. Sie Arschloch.«

»Kommen Sie runter, meine Liebe.« Steeres Lächeln verzerrte sich zu einem Feixen. »Sie wurden schließlich dafür bezahlt, oder? Fast zweihundert Riesen im letzten Vierteljahr, einschließlich Ihrer Spesen. Hotel, Telefon, sogar die chemische Reinigung. Jeder Cent voll bezahlt. Vom Vorschuß sind noch fünfundzwanzig Riesen gut.«

»Das ist nicht der Punkt.«

Steeres Gelächter hallte als Echo von den Sinterwänden des Besucherzimmers wider. »Sie haben leicht reden, Sie bezahlen es nicht. Bei soviel Geld sollte es inbegriffen sein, Sie zu benutzen. Du lieber Himmel, bei soviel Geld sollte es inbegriffen sein, Sie zu bumsen.«

»Bums dich selber!« Mit einem Satz sprang Marta auf die Beine, sie schäumte vor Wut. Sie verspürte den Drang, hin und her zu gehen, sich zu bewegen, zu laufen, aber das Besucherzimmer war so eng wie eine Telefonzelle. Sie war in die Falle getappt. In Steeres, in ihre eigene. Wie konnte sie nur so naiv sein? Das konnte sie sich nicht eingestehen, das konnte sie einfach nicht akzeptieren. »Dann haben Sie Darnton ermordet, obwohl Ihnen klar war, daß man Sie verhaften würde? Unter Anklage stellen?«

Steere zuckte die Achseln. »Es war ein Risiko, aber ich gehe jeden Tag Risiken ein. Ich rechnete damit, daß der Staatsanwalt einen Grund für eine Anklage finden würde, aber was soll's. Papier ist geduldig. Ich wußte, ich nehme mir den besten Anwalt und komme aus der Sache raus, und das werde ich. Dank Ihnen.«

Dank Ihnen. Die Worte brannten sich in Martas Hirn. Steere hatte die Geschichte geschrieben, und sie hatte sie verkauft, besser verkauft als alles andere in ihrem Berufsleben. Hatte sie tagsüber den Geschworenen und abends den Satelliten aufgetischt. Und sie hatte es nicht wegen des Geldes oder wegen ihres Gesichts im Fernsehen getan, nicht dieses Mal.

Sie hatte es für Steere getan.

In dem Bruchteil der Sekunde, in dem Marta das klar wurde, wurde ihre Wut irrational. Sie hätte schwören können, daß er scharf auf sie war, er hatte es überdeutlich signalisiert. Er beugte sich am Anwaltstisch zu nah zu ihr, starrte zu lange auf ihre Beine. Einmal, als er sich vorgebeugt hatte, um seinen Füller zu holen, hatte er ihr Knie gestreift, und sie hatte so prompt darauf reagiert, daß es sogar sie selbst überraschte. Die Erinnerung daran machte sie fast krank, sie geriet völlig aus dem Gleichgewicht. Ihr ganzer Zorn entlud sich. »Damit gehe ich zu Richter Rudolph«, stieß sie hervor.

»Das können Sie nicht. Ich bin Ihr Mandant, und diese Unterredung fällt unter die Schweigepflicht. Wenn Sie weitergeben, worüber wir gesprochen haben, schließt man Sie aus der Anwaltskammer aus, und Sie sind ruiniert.« Steere verschränkte die langen Finger und beugte sich näher an das Fenster. »Natürlich bestreite ich, daß diese Unterhaltung je stattgefunden hat. Dann stehen Sie da wie eine Idiotin.«

»Dann höre ich auf. Ich bin nicht mehr Ihre Anwältin. Ich lege das Mandat nieder.« Marta nahm ihre Handtasche und ihre Aktentasche von dem gefliesten Boden.

»Der Richter wird Sie von dem Mandat nicht entbinden, solange die Geschworenen beraten. Das Spiel ist bereits zu weit fortgeschritten. Es wäre zu meinem Schaden und verstieße gegen meine von der Verfassung garantierten Rechte.«

»Belehren Sie mich nicht«, schoß Marta zurück, obwohl sie wußte, daß er bezüglich der Mandatsniederlegung recht hatte. »Ich habe Sie zu einer Falschaussage angestiftet.«

»Falschaussage, oje, oje. Sie reden viel, wenn der Tag lang ist, stimmt's? Da ist nichts mit falscher Zeugenaussage, weil ich gar nicht im Zeugenstand gewesen bin.«

»Da wäre noch arglistige Täuschung des Gerichts ...«

»Es reicht.« Mit einer Handbewegung schnitt Steere Marta das Wort ab. »Ich sage Ihnen, wie es weitergeht: Morgen gegen Mittag findet die Urteilsverkündung statt, und ich bin ein freier Mann. Anschließend gebe ich eine Pressekonferenz, auf der ich Gott und der Welt erzähle, daß der Bürgermeister ein Armleuchter und das Geschworenensystem ein Segen ist und daß Sie die beste Hure sind, die man für Geld kaufen kann.«

Marta erstarrte. Ihre Finger krampften sich um den Griff ihrer Aktentasche. Ihr blieb vor Wut die Luft weg.

Sie hatte das Gefühl, als stünde Steere mit einem seiner hochglanzpolierten eleganten Slipper auf ihrer Kehle.

»Anschließend gehen wir zur Siegesfeier ins Swann Fountain«, fuhr Steere fort. »Wir können unter dem Tisch miteinander füßeln wie in alten Zeiten. Später steige ich in den Learjet, den ich für einen Flug nach St. Bart's gechartert habe, und falls Philly eingeschneit ist, fliege ich von Atlantic City aus. Ich liebe den Strand, Sie nicht? Hasse das Wasser, aber liebe den Strand. Wollen Sie mitkommen?«

Martas Antwort bestand aus einem wütend funkelnden Blick. Auf diese Weise ließ sie sich nicht benutzen. Nicht von ihm. Von niemandem. Sie streckte die Hand zur Tür des Besucherzimmers aus.

»Ach nein, scheiden Sie nicht im Zorn, Schätzchen«, sagte Steere.

»Ich habe etwas Dringendes zu erledigen.«

»Was denn? Sie haben bereits bewiesen, daß ich unschuldig bin.«

»Genau. Und jetzt beweise ich, daß Sie schuldig sind.«

Steere formte mit den Händen ein Zelt und lachte dahinter in sich hinein. »Es gibt keinen Beweis.«

»Es muß einen geben.«

»Die Polizei konnte nichts finden.«

»Der fehlte der Anreiz, den ich habe.«

»Und Sie gedenken, diesen Beweis zu finden, bevor die Geschworenen die Beratung beenden? Vor morgen mittag?«

»Warum glauben Sie, daß die so lange brauchen werden?« entgegnete Marta. Unter dem Klang von Steeres Gelächter riß sie die Tür auf, aber so wütend sie war, sie wußte, es kam nicht darauf an, wer zuerst lachte.

Freispruch für einen Mörder

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