Читать книгу Freispruch für einen Mörder - Lisa Scott - Страница 5
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ОглавлениеIm Criminal Justice Center von Philadelphia, dem neu erbauten Gerichtsgebäude, ähneln die sich an die Gerichtssäle anschließenden Zellen, in denen die Angeklagten während der Verhandlungspausen untergebracht werden, kleinen, modernen Büros. Durchsichtiger kugelsicherer Kunststoff hat die Eisengitter, die früher die Atmosphäre prägten, verdrängt, und die weißgestrichenen Wände sind noch sauber und kaum abgestoßen. Elliot Steeres Zelle enthielt eine weiße Bank aus Formica, eine Toilette aus rostfreiem Stahl und ein kleines Handwaschbecken. Steere war der einzige Häftling auf dem Stockwerk. Solange die Geschworenen berieten, mußte er wegen der durch den Schneesturm verursachten Transportprobleme auch die Nächte in dieser Zelle verbringen. Er schlug die Beine übereinander, las das Wall Street Journal und ignorierte ungeniert den älteren Wachmann, der wie ein zerknirschter Büßer vor ihm stand.
»Ich kann das nicht machen, Mr. Steere«, sagte der Wachmann und warf dabei einen Blick über seine Schulter. Der andere Aufseher war in der Pause, konnte aber jeden Moment zurückkommen. Frank wollte keinesfalls in Steeres Zelle erwischt werden. »Ich habe es versucht, aber es geht nicht.«
Steere hob den Blick nicht von seiner Zeitung. »Sicher können Sie. Versuchen Sie es noch einmal.«
»Ich kann es nicht. Draußen wimmelt es von Reportern. Sie haben Fernseher, Kameras, alles. Sie lungern gleich hinter der Tür herum, auf dem ganzen Flur bis zu den Aufzügen. Auch unten in der Halle.« Der Wachmann schüttelte den Kopf. »Es ist zu riskant.«
»Sie finden bestimmt eine Möglichkeit.«
»Es gibt keine Möglichkeit. Irgend jemand sieht mich, es geht gar nicht anders. Irgend jemand fragt sich zwangsläufig, warum geht der rein und raus? Sie wissen, wie Reporter sind. Die behaupten bereits, Sie kämen in den Genuß besonderer Privilegien.«
Steere überflog die erste Seite. »Machen Sie sich keine Gedanken wegen der Reporter. Der Schnee ist die Sensation, nicht ich. Hier steht's: ›Ostküste von gewaltigem Schneesturm heimgesucht.‹ Ich stehe heute nicht einmal über dem Falz in der Mitte.«
»Ich kann es nicht, ich schwöre es. Ich kriege es nicht durch den Metalldetektor.«
»Sie haben es doch früher auch geschafft, Frank.«
»Heute liegt die Sache anders. Heute beraten die Geschworenen. Gott und die Welt läuft draußen herum. Alle beobachten. Warten. Es geht zu wie in einem Taubenschlag.« Nervös trat der Wachmann von einem neuen Schuh auf den anderen. Orthopädische, dreihundert Dollar das Paar. Orthos, hatte der Arzt sie genannt. Frank hatte sie sich früher nie leisten können, seine lausige Krankenversicherung übernahm die Kosten nicht. »Glauben Sie mir, es ist Wahnsinn.«
Steere blätterte die Seite um.
»Bitte.« Schweiß glänzte auf der gefurchten Stirn des Wachmanns. »Ich habe Ihnen doch schon die Zeitung gebracht.«
»Ich glaube, ich habe Anspruch auf eine Zeitung.«
»Natürlich haben Sie das. Verstehen Sie mich nicht falsch.« Der Wachmann trat unentwegt von einem Fuß auf den anderen. Nicht, daß ihm die Füße weh getan hätten, in diesen herrlichen Dingern könnte er ewig stehen. Und den ganzen Tag laufen, sogar mit Madeline durch das Einkaufszentrum. Er mußte nicht mehr im Auto warten wie ein verdammter Hund. »Die Zeitung war kein Problem, überhaupt kein Problem, Mr. Steere. Aber das ist eine ganz andere Sache. Ich könnte Ihnen eine Cola aus dem Automaten holen.«
Steere blätterte zu den Aktienkursen und überflog die Spalten. »Gute Neuigkeiten. Hampden Technologies ist zwei Punkte gestiegen.«
»Ich könnte auch Eis besorgen. Aus der Halle. Kostet mich fünf Minuten, höchstens.«
»Ah-oh. Kali ist wieder einen Punkt runter.« Steere knisterte laut mit der sperrigen Zeitung, um eine Falte im Papier zu glätten. »Haben Sie immer noch Kali, Frank?«
»Ja.«
»Halten Sie das für klug?«
Frank Devine schluckte schwer. Als der Prozeß begann, hatte er auf Steeres Bemerkungen hin kleine Beträge angelegt. Steere hatte jedesmal recht behalten, und Frank hatte richtig Geld verdient. Letzten Monat hatte Steere einen Tip für Kali bekommen, und Frank hatte alles, was er besaß, und dazu noch das, was er von seinem Schwager lockermachen konnte – siebzehn Riesen –, in diese Aktien investiert. Meine Anteile konsolidieren, hatte er zu seiner Madeline gesagt. Bin beeindruckt, hatte sie mit finsterem Gesicht geantwortet. Jetzt waren seine siebzehn Riesen dreißig wert, und wenn er die Aktien verkaufte, konnte er sich alles leisten, was er brauchte. Zweihundert verdammte Paar Schuhe. Orthos, oder wie auch immer.
»Frank? Ich habe Sie gefragt, ob Sie es klug finden, Kali zu halten.«
»Ich denke, es ist ... klug.« Der Wachmann beobachtete Steere, der die Kurse überflog, dessen Blick die Spalten auf und ab wanderte, aber er konnte Steeres Miene nicht das geringste entnehmen. Das konnte er nie. In dieser Hinsicht war ihm Steere unheimlich. »Halten Sie es für klug, Mr. Steere?«
»Ganz wie Sie meinen.«
»Ich bin immer noch bei den Gewinnern«, sagte der Wachmann. Er war nicht blöd, verdammt noch mal. Seit der Steere-Prozeß lief, hatte er viel über Aktien gelernt. »Gestern haben sie bei dreißig abgeschlossen.«
»Wie war der Stand heute morgen? Sind sie gefallen?«
»Nein, Sir.« Der Wachmann hatte das mit Hilfe seines Schwagers überprüft, der die aktuellen Zahlen aus dem Computer entnommen hatte. Frank hatte keine große Ahnung von Computern und fand, er sei zu alt, um es noch zu lernen.
Steere las weiter.
»Also, äh, soll ich verkaufen, Mr. Steere?«
»Ich weiß nicht. Ich glaube, Sie sollten.« Steeres Blick verharrte auf der mittleren Spalte. »Dann wieder glaube ich, Sie sollten nicht. Was glauben Sie denn, Frank?«
»Normalerweise glaube ich das, was Sie glauben«, sagte der Wachmann in dem Versuch, einen Scherz zu machen, obwohl ihm reichlich elend zumute war. Es war so still, daß er seinen Magen grummeln hörte.
Steere blätterte die Seite um.
Frank trat von einem Fuß auf den anderen.
Steere überflog die Notierungen.
»Mr. Steere«, fragte Frank, »soll ich Kali halten oder verkaufen?«
Steere widmete seine Aufmerksamkeit ausschließlich der Zeitung. »Ich weiß nicht, ob ich sie halten würde. Sie haben keinen neuen Höchststand erreicht. Zwar Anstalten in diese Richtung gemacht, aber nicht erreicht.«
»Wie schlimm ist das?« Franks Prothese grub sich in seine Lippen. »Ich meine, ist das schlimm? Es hört sich schlimm an.«
»Kommt darauf an.«
»Worauf?«
»Darauf, wie Sie zu Versuch Nummer zwei stehen.«
Frank lachte, aber es klang, als sei er kurz vorm Ersticken.
Hinter der Zeitung ertönte Steeres Stimme: »Das Telefon, du Pflaume. Bring mir das verdammte Telefon.«
»Was hast du an?« fragte Steere in das Handy. Er meinte es nur im Scherz, trotzdem spürte er eine Regung zwischen den Beinen. Er saß seit fast einem Jahr im Gefängnis.
»Ich bin in einer Besprechung«, antwortete sie mit ihrer geschäftsmäßigen Stimme, laut genug, damit die Anwesenden sie verstehen konnten. Sie war ein Star, und sie wußte es. Steere konnte sie sich lebhaft vorstellen bei dieser Besprechung, jeder Zoll die perfekte Karrierefrau, zumindest nach außen hin.
»Hast du immer noch diesen BH, den schwarzen mit der Spitze?«
»Ich kann jetzt nicht sprechen, wirklich nicht. Die Bande ist vollzählig versammelt. Alle, die was zu sagen haben, sogar ein Lokalredakteur. Stimmt's, Marc?« rief sie. »Ruf noch mal an, wenn dein Terminplan steht. Muß jetzt Schluß machen.« Im Hintergrund hörte Steere herzhaftes männliches Lachen.
»Warte. Du mußt etwas für mich tun. Hol die Unterlagen und vernichte sie.«
»Was? Warum?«
»Die Richter weiß Bescheid.«
»Das ist ja interessant«, sagte sie in gleichmütigem Ton. Steere wußte, sie ließ sich nicht aus der Fassung bringen, egal, ob ein Redakteur oder eine Reihe Geistlicher vor ihr säße. Sie war die einzige Frau, die er kannte, die stets einen kühlen Kopf bewahrte, und das war der Grund, warum sie Steere gefiel. Na ja, einer der Gründe.
»Die Richter weiß, daß ich ihn vorsätzlich umgebracht habe, weiter nichts. Laß alles stehen und liegen. Hol die Unterlagen. Heute noch.«
»In einem Blizzard?« fragte sie leichthin. »Das muß ich mir zweimal überlegen. Vielleicht nächste Woche. Du bestimmst das Restaurant. Meine Sekretärin läßt den Tisch reservieren.«
»Nicht nächste Woche. Jetzt gleich. Ich gehe kein Risiko ein.«
»Aber es könnte sein, daß wir die Informationen noch brauchen.«
»Bring mich nicht auf die Palme. Tu es.« Steere, gereizt und immer noch leicht erregt, drückte auf die AUS-Taste.
Gleich im Anschluß gab Steere die Nummer von Bobby Bogosian ein, den er als seinen Fahrer vorzustellen pflegte. Die Berufsbezeichnung stammte noch aus der Zeit, als Steere, die Taschen voller Bargeld, dem Startkapital für ein Imperium, von Bobby in einem verbeulten braunen Eldorado herumkutschiert wurde. Steere ging in den ärmsten Bezirken der Stadt von Reihenhaus zu Reihenhaus und bot den älteren Leuten 30 000 Dollar – in bar, auf der Stelle, ohne Bedingungen – für ihre Häuser. Er konnte für diese Häuser ein Vielfaches an Miete kassieren, und er machte einen Reibach, wenn sich nur zehn Prozent der Rentner auf den Handel einließen. Es waren viel mehr.
Während Steere bei zugezogenen Vorhängen in den kleinen Wohnzimmern saß, erzählte er den Leutchen, er löse ein Problem für sie. Ihre Sofas mit den dicken Fransenbordüren an der Unterkante waren abgewetzt und durchgesessen, und Steere hockte auf mehr Sprungfedern, als er zählen konnte. Dennoch empfand er diesen Ehepaaren gegenüber weder Verachtung noch Zuneigung, egal, wie zahnlos, ärmlich gekleidet oder offenkundig beschränkt sie auch sein mochten. Sie erinnerten ihn an seine Pflegeeltern, aber anstatt vor ihnen davonzulaufen, spielte er die Rolle des perfekten Sohnes.
Haus für Haus lächelte Steere sich durch und präsentierte das Gesicht des gescheiten, zielstrebigen jungen Mannes, der seinen Weg in der Welt zu machen versuchte. In Anzug und Schlips aus dem Kaufhaus beugte er sich beim Sprechen vor zu den Knien und verlieh seiner Stimme einen honigsüßen Unterton. Sie nannten ihn eine »Kämpfernatur«, einen »Senkrechtstarter«. Steere erinnerte sie an einen Typus von jungem Mann, der ihrer bisherigen Überzeugung nach ausgestorben war und der auch tatsächlich nicht mehr existierte, ausgenommen in einer von Nostalgie verbrämten Phantasievorstellung, die soviel Substanz besaß wie Zuckerwatte.
Während Steere redete, entspannten sich die alten Leute in ihren schäbigen Sesseln langsam und faßten, die Augen noch glasig vor Angst, Vertrauen zu ihm. In diesen Stadtvierteln hatten die Weißen Angst vor den Schwarzen, und die Schwarzen hatten Angst vor den Weißen. Schwarze und Weiße hatten Angst vor den Latinos, Jamaikanern und Vietnamesen. Alle hatten Angst vor Drogen und Gangs, und welche Ängste sie auch hatten, Steere spielte auf der entsprechenden Klaviatur. Weil er für ihre Probleme Verständnis zeigte, waren sie überzeugt, er könne sie lösen. Auf der Stelle, da ist das Bargeld, ohne Bedingungen. Bobby Bogosian stand schweigend hinter dem Sofa, bis der Hausbesitzer Steeres Kugelschreiber in die knochige Hand nahm und seine zittrige Unterschrift auf die gepunktete Linie setzte.
»Ja.« Bogosian reagierte auf das Piepen des Telefons so prompt wie ein gutdressierter Dobermann. »Was gibt's?«
»Wo bist du?«
»In der Stadtmitte.«
»Meine Anwältin, Marta Richter, hat soeben das Gericht verlassen. Behalt sie im Auge«, befahl Steere ohne weitere Erklärung. Er sagte Bogosian nie mehr, als dieser unbedingt wissen mußte, und wollte nicht mehr über Bogosian wissen, als er selbst unbedingt wissen mußte. Steere wußte nicht einmal, wo Bogosian wohnte, und erfuhr nur gerüchteweise, daß Bobbys Bewährungshelfer ihm die Fußfessel abgenommen hatte.
»Verstanden«, sagte Bobby.
»Sie wird emsig beschäftigt sein, solange die Geschworenen beraten. Sieh zu, daß sie nichts unternimmt und nirgendwo hingeht.«
»Sonst noch was?«
»Nichts von Bedeutung. Ich brauche sie, bis der Prozeß vorbei ist.«
»Und dann?«
»Dann brauche ich sie nicht mehr. Verstanden?«
»Sicher.«
Befriedigt drückte Steere die AUS-Taste. Er hatte das Gefühl, alles wieder unter Kontrolle zu haben. Er hatte Bogosian von der Leine gelassen, und der Mann erledigte seine Arbeit. Bogosians beste Eigenschaft war, daß er nicht nachdachte. Steere drückte auf den Auslöseknopf, und der Mann ging los wie eine Rakete auf der Abschußrampe. Visierte das Ziel an und explodierte wie eine Naturgewalt.
Steere schob das Handy in seine Tasche, schloß die Augen und blieb unbeweglich auf der harten Bank sitzen. Sich still zu verhalten, hatte er als Kind gelernt, als er Prügel bezogen hatte, wenn er sich gerührt hatte, und das kam ihm nun zustatten. Wie stets stellte Steere sich vor, der Pol am oberen Ende der Welt zu sein, die Achse, an der der Globus hing und sich schwindelerregend drehte. Er rührte sich nicht, während die Wände seiner Zelle sich loslösten und hinauf in den Äther schwebten. Es wurde dunkel um ihn, kühl, vollkommen still. Er lauschte der Stille und wartete auf den Rhythmus seines Atems. Auf den Schlag seines Herzens, das Rauschen seines Blutes. Dann glitt Steere in das Innerste seines Wesens.
Er machte Bestandsaufnahme. Er hatte bei Marta einen Fehler begangen, sich aber davon erholt und befand sich wieder planmäßig in Marschrichtung. Er hatte gerade seine Truppen ausgesandt und verschleierte seine Stellung, wie Sunzi es ausgedrückt hätte. Wenn wir nahe sind, müssen wir den Feind glauben machen, daß wir weit entfernt sind, lautete eine der grundlegenden Thesen des Chinesen. Sunzi, Experte für militärische Strategie, zählte zu den wenigen Männern, die Steere bewunderte. Als er Sunzis Buch las, war ihm aufgegangen, daß er Sunzis Regeln bereits unbewußt befolgt hatte. Steere hatte schon die Schlüsselgrundstücke in der Stadt aufgekauft, bevor er bei Sunzi las: Beginnt, indem ihr etwas nehmt, das eurem Gegner teuer ist. Und er hatte bis auf den Bürgermeister alle seine Feinde besiegt, bevor er las: Feindliche Armeen können sich jahrelang gegenüberstehen und um den Sieg ringen, der an einem einzigen Tag erkämpft wird. Dieses Zitat hatte sich in Steeres Gedächtnis eingegraben, auf dieser Grundlage hatte er seine Strategie zur Vernichtung des Bürgermeisters aufgebaut.
Steere lächelte innerlich. Sunzi sprach über die Natur des Sieges, und Steere verstand die Natur des Sieges, als hätte er das Buch selbst geschrieben. Er begriff, daß zu einem Sieg mehr gehörte als Aggression, mehr als Konfliktbereitschaft. Sieg erforderte Gewalt. Die saubere, todbringende Gewalt finanzieller Unterwerfung und Dominanz, doch auch die Detonation einer Bombe in der Distanz, deren Explosion auf Videoband zu verfolgen ist, und ebenso die direkte, brutale Gewalt eines Mordes. In einer stickig schwülen Nacht einen sich wehrenden Mann zu erschießen, dessen Absätze sinnlos gegen den Asphalt stießen. Ihn zu töten, während man ihm nahe genug war, um ihm ins Ohr zu flüstern, den Gestank auf seinem Nacken zu riechen und die Hitze seiner Haut zu spüren. Ihm die Kugel zu geben, während er um sein Leben flehte.
Steere war sich nicht sicher gewesen, ob er es wirklich fertigbringen und wie er sich nach der Tat fühlen würde. In beiderlei Hinsicht war er überrascht worden. Zu morden war leichter gewesen, als er erwartet hatte, und nach der Tat hatte er sich weder wie elektrisiert noch erregt gefühlt. Im Gegenteil, nachdem er den Mann umgebracht hatte, hatte Steere gedacht: Das war eine Kleinigkeit. Und falls er das Ausmaß seiner Macht einer Überprüfung hatte unterziehen wollen, dann wußte Steere nun, daß sie größer war, als er es sich vorgestellt hatte. Er hatte gemordet und kam ungeschoren davon, folglich gab es keine Grenzen mehr für das, was er tun konnte. Keine vom Selbst, von Menschen oder Gesetzen aufgestellte Grenze. Steere war unbesiegbar geworden.
Sunzi sagte: Es liegt in unserer Hand, uns vor einer Niederlage zu schützen, doch die Gelegenheit, den Feind zu schlagen, gibt uns der Feind selbst. Instinktiv wußte Steere, daß sein neuer Feind, Marta Richter, ihn nie besiegen würde, auch wenn sie sich frei bewegen konnte und er in einer Gefängniszelle festsaß. Sie wußte, wie man eine Schlacht im Gerichtssaal gewann, wie man Wörter als Waffe und Anwälte als Soldaten einsetzte und anhand von Beweisregeln und juristischen Präzedenzfällen Krieg führte. Das war kein Gefecht. Nicht einmal ein fairer Kampf. Ein Paketmesser gegen eine Glock.
Denn Elliot Steere wußte, wie man einen Krieg gewinnt.